Vor einem Monat hat sich Boris Palmer mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht ausgetauscht. Foto: Facebook-Profil Boris Palmer

Sahra Wagenknecht und Boris Palmer in einer Partei? Ein Foto des Tübinger OB mit der Linken-Politikerin hat kürzlich Spekulationen dazu angeheizt. Jetzt scheint Wagenknechts Parteigründung bald Realität zu werden – aber Palmer hat kein Interesse.

Sahra Wagenknecht und Boris Palmer – das würde für viele so gut zusammenpassen, vom „politischen Traumpaar“ titelte ein Medium kürzlich, später wurde daraus eine „Allianz der Außenseiter“: Ein Foto der Beiden, das Palmer vor einem Monat auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte, hat Spekulationen zu einer möglichen Zusammenarbeit zwischen der Linken-Politikerin und dem parteilosen Tübinger Oberbürgermeister angeheizt.

„Bündnis Sahra Wagenknecht“ soll am Montag vorgestellt werden

Schließlich eint die Beiden die teilweise Entfremdung von ihrer jeweiligen Partei, der sie jahrelang die Treue hielten: Auf der einen Seite Palmer, der bereits nach einem Eklat Ende April am Rande einer Migrationskonferenz in Frankfurt bei den Grünen ausgetreten ist. Auf der anderen Wagenknecht, gegen die ein Parteiausschlussverfahren bei den Linken läuft. Beide stören sich vor allem an den Positionen der jeweiligen Parteien in der Migrationspolitik. Und beide sind sich einig, dass in Deutschland eine Lücke im Parteiensystem klafft.

Sahra Wagenknecht scheint nun Ernst zu machen mit ihrem Vorhaben, diese Lücke mit einer eigenen Partei zu füllen: Wie der „Spiegel“ und das ZDF am Mittwoch berichteten, werde die Linken-Politikerin am kommenden Montag die Gründung des Vereins „BSW – Für Vernunft und Gerechtigkeit“ der Öffentlichkeit vorstellen. Dieser Verein gilt als eine Art Vorstufe zur Parteigründung. Das Kürzel stehe für „Bündnis Sahra Wagenknecht“.

Palmer und Wagenknecht „zu viele inhaltliche Differenzen“

Und Palmer? Der Tübinger OB erhält nach eigener Aussage täglich Zuschriften von Menschen aus ganz Deutschland, die sich wünschen, dass auch er eine eigene Partei gründet. Palmer muss sie dann aber enttäuschen: Eine Parteigründung sei überhaupt kein Thema – und mit der Arbeit als Rathauschef in Tübingen sowieso nicht vereinbar, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch den Spekulationen über einen Eintritt in eine mögliche Wagenknecht-Partei bereitet er ein Ende: „Ich habe viele inhaltliche Differenzen zu ihr, mehr als mit meiner früheren Partei. Deshalb macht es wenig Sinn, in ein solches Projekt einzutreten“, stellt der Tübinger OB klar.

Dennoch begrüße er Wagenknechts Schritt und wünsche ihr „viel Glück“: „Ich glaube, dass es für Deutschland gut wäre, vor allem für den Osten, wenn es eine Alternative zu den vorhandenen politischen Parteien gibt, die nicht rechtsextrem ist“, sagt Palmer. Und genau das könnte Wagenknechts Parte sein: „Denn Rechtsextremismus kann man ihr nicht vorwerfen“, so Palmer.