Für die künftige Fellbacher Radwegtrasse soll die bisher schon bestehende Strecke entlang der Schorndorfer Straße und Stuttgarter Straße ausgebaut werden. Foto: Gottfried Stoppel

Die Stadt Fellbach stellt erstmals öffentlich ihre Studie für eine „stadtverträglich und maßgeschneiderte“ Variante zum Radschnellweg vor. Die Pläne stoßen zwar vor allem wegen wegfallender Parkplätze auf Kritik, letztlich erntet die Verwaltung im großen Ratssaal aber allenfalls sanften Widerspruch.

Wenn der Radabstellplatz neben dem Rathauseingang überfüllt ist und im Sitzungssaal etliche der 120 Interessenten in Radlerkluft den Ausführungen folgen – dann liegt auf der Hand, dass es einmal mehr um die Belange jener wadenmuskelstarken Menschen geht, die bei der Fortbewegung die Pedale kreiseln lassen.

Der Streckenverlauf steht fest – bis kurz vor Fellbach

Vor Ort erhofften sich Radelnde wie Anwohner Erkenntnisse über den Radschnellweg durchs Remstal bis in die Landeshauptstadt, offiziell unter Fachleuten als RS5 bezeichnet (weil es sich um den fünften seiner Art in der Region Stuttgart handelt). Die Planungen kommen zwar eher im Tempo eines gemütlichen Wochenendpedaleurs voran, aber immerhin: Von Schorndorf bis knapp vor Fellbach steht der Streckenverlauf. Offen allerdings ist noch die Trasse durch Fellbach selbst– also zwischen den beiden Übergabepunkten. Im Osten von Kernen-Rommelshausen her ist dies der Bereich an der Bruckstraße, die Übergabe im Westen wäre beim Fellbacher Stadtteil Lindle an der Nürnbergers Straße runter nach Bad Cannstatt.

Eine Crux des Ganzen, wie Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys mit Blick auf die Landkarte der Power-Point-Präsentation ausführte: Während der Radschnellweg nach dem Start in Schorndorf fast alle Orte wie Winterbach, Geradstetten, Grunbach, Endersbach oder Kernen nur streift und Waiblingen nicht mal tangiert, „ist der einzige Bobbel, durch den es direkt durchgeht, Fellbach“, so Soltys’ sehr anschauliche Erläuterung.

In der Mozartstraße müssten 200 Parkplätze wegfallen

Zehn mögliche Strecken wurden untersucht und verworfen – jene durch die Bruckstraße und die Mozartstraße scheiterte etwa an der Gefahr durch rangierende Lastkraftwagen beziehungsweise am engen Straßenraum, sodass für einen sicheren Radschnellweg 200 Parkplätze wegfallen müssten, wie der Erste Bürgermeister Johannes Berner ausführte.

Letztlich blieb als „stadtverträgliche Radwegeverbindung“ dann doch die bereits ganz zu Anfang favorisierte, drei Kilometer lange Ost-West-Achse entlang der Schorndorfer und der Stuttgarter Straße übrig. Die Stuttgarter Straße sei „schon jetzt die Achse mit den meisten Radfahrenden in Fellbach“, es handele sich „um die Direktverbindung zwischen Waiblingen und Stuttgart“, erklärte Soltys. Diese abgespeckte Variante erreicht somit an fast gar keiner Stelle den drei oder vier Meter breiten Radschnellwegstandard. Vorgesehen ist eine „deutlich reduzierte Radweg-Breite von mindestens 1,85 Meter“.

Einzelhändler fürchten Verlust von Parkplätzen

Für die in den vergangenen Wochen eingelaufen kritischen Fragen aus der Bevölkerung hatte die Verwaltung für das Treffen bereits Antworten ausgearbeitet. So sei der Verlust von Parkplätzen für den Einzelhandel überschaubar, zudem seien die 15 Stellplätze an der ehemaligen Post seien durch deren Umzug ins Industriegebiet besser nutzbar als bisher. Der Baumverlust durch die neue Radwegtrasse „wird kompensiert“, heißt es, „unsere Zielkurve ist, dass wir Null auf Null rauskommen“, so Soltys.

Die von Bürgern angeprangerten „Kamikazefahrer ohne Sinn und Verstand“ seien „ein Problem“, räumt Berner ein. Entspannung sollen „breite Gehwege und Mischverkehr mit Schutzstreifen“ bringen. Berner: „Wir reden hier gerade nicht von einem Radschnellweg, auf dem man mit maximaler Kraft und 25 Sachen durchpest.“

Derzeit täglich 1000 Radelnde entlang der Stuttgarter Straße

Die in einer Studie des Rems-Murr-Kreises prognostizierten 4000 Radler täglich hält man offenkundig im Rathaus für hoch gegriffen. „Derzeit sind im Sommer 1000 Radfahrende am Tag auf den Radwegen an der Stuttgarter Straße unterwegs“, so Fellbachs Radbeauftragte Birgit Orner. „Wie viele es künftig sein werden, wissen wir nicht.“

Bei der anschließenden Debatte gab es mehrere Dutzend meist kritische Anmerkungen etwa über viele in falscher Richtung fahrender Radler und rücksichtslose und ohne Licht daherbrausende E-Biker. Manche regten eine neue Streckenvariante entlang der Bahnlinie oder auch eine Holzbrücke am Stuttgarter Platz an – Ideen, die nach Verwaltungseinschätzung aber nicht realisierbar sind.

Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club trägt den Kompromiss mit

Unterstützung erhielt die Stadt von Andreas Schwager, dem politischen Sprecher des Allgemeinden Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), Kreisverband Rems-Murr; er sprach von einem „Kompromiss", der eine „signifikante Verbesserung gegenüber der Vergangenheit“ darstelle. Nach fast genau 120 Minuten war die Stimmung zwar weit von Euphorie entfernt, aber immerhin leisen Beifall durften die Rathausvertreter für ihre Ausführungen doch ernten.

Für die Verwaltung ist die Studie nur der erste Schritt und eine Aufforderung zur Diskussion; die erarbeitete Variante sei nicht als Entscheidung über die Trasse zu verstehen. Eine von Anwohnern erwünschte Jahreszahl zur Realisierung der Radwegtrasse wollte Soltys im Übrigen nicht nennen, das sei derzeit noch nicht seriös abzuschätzen.

Die Studie der Stadt finden Sie unter: https://www.fellbach.de/de/Leben-in-Fellbach/Mobilitaet/Radschnellweg