Ein „roter Teppich“ für Radelnde am Stuttgarter Platz in Fellbach Foto: privat

Das Rathaus setzt auf die „stadtverträgliche Radachse“ auf der zentralen Ost-West-Verbindung – auch wenn Standards wie etwa die Radwegbreite meist nicht erfüllt werden. Kritik von Händlern an der Strecke will die Verwaltung nicht stehen lassen.

Begriffe wie Schnellpiste oder Fahrrad-Highway mögen für weite Strecken des künftigen Radschnellwegs im Remstal zutreffen. Für Fellbach gilt dies allerdings eher nicht. Denn während andernorts dieser Radweg oft um die Kommunen herumgeführt werden kann, bleibt für den westlichsten Vorposten des Rems-Murr-Kreises eigentlich nur die zu Anfang der Überlegungen genannte, drei Kilometer durch Fellbach führende Variante entlang des Schwabenlandtowers, über den Stuttgarter Platz weiter und schließlich nahe des Stadtteils Lindle die Nürnberger Straße hinab in Richtung Bad Cannstatt übrig.

Angepeilt wird eine „stadtverträgliche Radachse“

Zehn Trassen durch Fellbach hatten die Verantwortlichen im Rathaus untersuchen lassen. Gravierende Nachteile gab es überall, sei es bei einer Wegführung durch die Waiblinger Straße, am Rathaus entlang in Richtung Kombibad F3, sei es bei der ebenfalls unter die Lupe genommenen Route durch die Mozartstraße. „Da hätten dann alle Parkplätze rausgemusst“, erläuterte die Baudezernentin Beatrice Soltys jetzt bei einem Pressegespräch. Letztlich kristallisierte sich als „stadtverträgliche Radachse“ eben jene als Trasse 1 bezeichnete Variante mit der Schorndorfer und Stuttgarter Straße als sinnvollste heraus.

Wie die Fellbacher Mobilitätsbeauftragten Birgit Orner erläutert, erfüllt diese Planung meist nicht den eigentlich erforderlichen Standard eines Radschnellwegs, etwa was die vorgesehene Breite von drei Metern anbelangt – die bei der nun angestrebten Lösung 2,50 Meter oder auch mal nur zwei Meter breit ist. Oder was die Wartezeiten an Ampeln bei den Überquerungen von viel befahrenen Straßen betrifft. Letztlich gehe es „um ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer“, und um eine gegenseitige Rücksichtnahme, erklärt Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull.

Stadt hält Kritik von Händlern für unberechtigt

Umso mehr hat es die Verantwortlichen getroffen, dass beispielsweise etliche Einzelhändler, die wegen der Parkplätze um ihre Kundschaft fürchten, in unserer Zeitung heftige Kritik an dem Vorhaben äußerten. Der Inhaber eines Zoofachgeschäfts an der Stuttgarter Straße hatte etwa erklärt: „Wenn die Parkplätze und Bäume weg sind, hat der Standort für mich keinen Sinn mehr, dann ist Feierabend.“ Unterschriftenlisten in diversen Geschäften liegen aus, auf denen sich Kritiker gegen diese städtischen Planungen aussprechen können. Soltys sprach beim Gespräch mit Blick auf die Berichterstattung gar „von einem Schlag ins Kontor, wenn es heißt, wir rasieren Bäume ab“. Schließlich habe man in einer Arbeitsgruppe in monatelangem Studium hin die Strecke „Abschnitt für Abschnitt“ untersucht, und dabei die Belange von Einzelhändlern, Radfahrenden, Anwohnern abgewogen.

Die Planungen der Stadt sehen vor, einzelhandelsrelevante Parkflächen weiter zu belassen, Grünflächen zu erhalten beziehungsweise zu durch die Neuanlage von Grünbereichen kompensieren. „In unmittelbarer Nähe werden neue Parkplätze geschaffen“, verspricht Zull und sagt „zum Thema Ökologie“, dass „wir nachher mehr Grün, mehr Bäume haben als derzeit“. Vorgesehen sei, so bringt es Birgit Orner auf den Punkt, „ein reduzierter, aber sicherer Radweg-Standard mit der Beseitigung von Gefahrenstellen, letztlich ist es also ein breiter Komfortradweg“. Konkret würden zwar 45 Bäume verloren gehen, allerdings gebe es circa 50 neue Bäume durch die Erweiterung und Neuanlage öffentlicher Grünflächen. Und auf der Nordseite der Stuttgarter Straße zwischen Stuttgarter Platz und Theodor-Heuss-Straße sollen zwar elf Parkplätze entfallen, auf der gegenüberliegenden Seite blieben jedoch acht Parkplätze erhalten, außerdem stünden ja weitere 15 Parkplätze an der bisherigen, mittlerweile leer stehenden Post zur Verfügung.

Planung soll besser kommuniziert werden

„Es sind viele Behauptungen im Umlauf, die nicht richtig sind“, sagt die Oberbürgermeisterin. Deshalb soll in diesem Monat eine Informationsveranstaltung für die Bürgerschaft zum Konzept für den Radschnellweg stattfinden. „Die Zielsetzung ist richtig, aber wir müssen es noch besser kommunizieren“, ergänzt Beatrice Soltys.

Eine Überraschung steht jedenfalls bereits jetzt fest, und zwar bezüglich des Rewe-Parkplatzes an der Stuttgarter Straße. Um künftig Konflikte mit Radfahrenden zu vermeiden, wird die derzeitige Ein- und Ausfahrt nicht mehr möglich sein. Stattdessen sollen die Autofahrer nur noch von der Straße hineinfahren können. Die Ausfahrt erfolgt dann über den rückwärtigen Bereich am Gebäude des Supermarkts entlang bis zur Esslinger Straße.

Informationstreffen Um die Öffentlichkeit auf den aktuellen Stand zu bringen, will die Stadt Fellbach ihre Pläne für den Radschnellweg am Dienstag, 20. Juni, vorstellen. Genauere Angaben zu Ort und Uhrzeit sollen folgen.