Wer darf wann ins Wasser? Schwimmmöglichkeiten sind in Stuttgart manchmal rar. Foto:  

Der umstrittene Plan, den Vereinen und Schulen zu Lasten der Öffentlichkeit mehr Schwimmzeiten zu geben, ist vom Tisch. Jetzt sind mehr Wasserflächen und ein Parallelbetrieb das Ziel. Das kann dauern.

Stuttgart - Die städtische Bäderverwaltung hat am Freitag im Ringen um die Öffnungszeiten der Bäder eine blitzsaubere Wende hingelegt. Nun will sie die Badezeiten für alle doch nicht mehr um 132 Stunden pro Woche einschränken, um sie dem Schwimmbetrieb von Schulen und Vereinen zuzuschlagen. Den entsprechenden Vorschlag, vor ein paar Monaten vorgelegt, nahm sie in aller Form zurück, nachdem sich inzwischen eine Bugwelle des Protestes aufgebaut hatte.

 

Der neue „Königsweg“, so der zuständige Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD), sieht nun so aus, dass man mehr Wasserflächen schafft. Das hatte die Verwaltung vor Monaten zwar auch schon angedacht, aber da war es noch nicht so konkret und nicht das alleinige Mittel, um dem Vereins- und Schulschwimmen sowie den schwimmerischen Fähigkeiten der Stuttgarter Auftrieb zu verschaffen.

In Zuffenhausen soll zuerst erweitert werden

Losgehen soll die Operation zusätzliche Wasserflächen in Zuffenhausen. Im Herbst will Alexander Albrand, der Chef der städtischen Bäderbetriebe, dem Gemeinderat den Einstieg in eine Erweiterung des dortigen Hallenbades vorschlagen, die seiner Meinung nach das Zeug zu einem „herausragenden Projekt“ hat. Grundidee: Das ohnehin sanierungsbedürftige Lehrschwimmbecken soll zu einem zweiten 25-Meter-Becken ausgebaut werden und einen Hubboden erhalten. Außerdem möchte man ein Eltern/Kind-Becken anbieten. Eine „Akustikwand“ zwischen den großen Becken soll dann ein übriges bewirken, damit die Öffentlichkeit einerseits sowie Schul- und Vereinssportler andererseits gleichzeitig im Wasser sein können. Davon verspricht sich Albrand positive Auswirkungen für das ganze nördliche Stadtgebiet. Zumal die Bäderbetriebe anpeilen, in Weilimdorf ein Lehrschwimmbecken zu bauen. Dies wiederum ergebe im Hallenbad Feuerbach mehr Zeiten für den öffentlichen Betrieb.

Der Plan für Zuffenhausen, sagte Albrand, könnte auch eine Art von Blaupause für das Hallenbad Sonnenberg sein, wenngleich nicht eins zu eins, weil dort die Beckenlandschaft anders aussieht. Das Motto wäre aber das selbe: Parallelbetrieb in ein und demselben Bad ermöglichen, aber nicht im selben Becken. Daneben erhofft man sich natürlich von der Wiedereröffnung des Mineralbades Berg (2020) und vom neuen Sportbad im Neckarpark (frühestens 2022) Entspannung.

Bei den Haushaltsberatungen wird es ein großes Thema

Der Ausschuss war größtenteils angetan. Er winkte die Mitteilungsvorlagen durch, mit denen sich die Verwaltung vom Öffnungszeitenkonzept verabschiedete. Hans H. Pfeifer (SPD) allerdings meldete Bedenken an: „Wir knicken gerade ein und geben wegen eines Proteststurms ein richtiges Ziel auf.“ Ihm seien zwei Schulen, die Schwimmzeiten bekommen, nach wie vor wichtiger „als acht Personen“, die beim Badbesuch nicht flexibel seien. Für Schulen und Vereine gebe es nun etwa sechs Jahre lang keine Verbesserung. Man möge doch bitte sicherheitshalber noch einmal ermitteln, ob die Bezirksbeiräte, die sich nach der Gemeinderatswahl neu formieren, die heftige Kritik am ursprünglichen Konzept aufrecht erhalten.

Völlig anderer Meinung war Thomas Adler (Linke): Kürzere Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit, das gehe gar nicht. Er zog in Zweifel, dass der Bedarf von Schulen und Vereinen immer so groß ist wie angemeldet. Michael Conz (FDP) befand die Ausbaupläne für Zuffenhausen und Sonnenberg für „gut“. Bernd Klingler (BZS23), wie Pfeifer nur noch wenige Tage Stadtrat, wünschte sich obendrein ein Freibad für seinen Heimatbezirk Weilimdorf, was aber keine Intention der Bäderverwaltung ist. Dennoch ist klar, dass die Investitionen in die Bäder bei den Etatberatungen im Herbst eine große Rolle spielen werden. Andreas Winter (Grüne) will in Zuffenhausen handeln. Davon abgesehen möchte Bürgermeister Thürnau künftig ständige Finanzierungsraten für die Erneuerung der Bäder in den städtischen Finanzplänen haben.

Bei den Freibädern gibt es auch Personalprobleme

Ein weiteres Dauerthema für die Bäderbetriebe und die Kommunalpolitik sind die Personalprobleme. Das betrifft nur die Freibäder. Die mäßig bezahlte Saisonarbeit dort ist auf dem Arbeitsmarkt weniger attraktiv als andere Angebote. Im Bäderausschuss gab es nun Forderungen, dass die Stadt auch solchen Beschäftigen eine Stuttgart-Zulage gewährt und Personalwohnungen anbietet. Ein anderer Vorschlag: Leute einstellen und im Winter anderswo bei der Stadt einsetzen. Beschlüsse dazu wurden nicht gefasst.