Zurzeit zu sehen: eine Sonderausstellung zum Thema Heizen Foto:  

Nach der großen Wiedereröffnung des Heimatmuseums in Stuttgart-Plieningen im Mai 2015 ist es leise geworden um die ortshistorische Ausstellung in der Zehntscheuer. Eine Gruppe von Bürgern hat einen verwegenen Verdacht.

Plieningen - Magdalene Straile und Albert Hertig hatten mit Gegenwind gerechnet. Dass er ausblieb, hat die beiden überrascht – und beunruhigt. Aber von vorn. Vor ein paar Tagen hatten die beiden Plieninger eine Idee. Weil ihnen die alte Wagenhalle im Plieninger Heimatmuseum verwaist vorkam, dachten sie sich spontan eine kleine Sonderausstellung aus. Solange es noch einigermaßen winterlich ist, wollen sie zeigen, wie die Leute im Ort anno dazumal geheizt haben. „Das alles lief innerhalb von einem halben Tag ab“, sagt Magdalene Straile. Seit vorvergangenem Wochenende stehen nun unter anderem drei alte Öfen, ein Kohlenfüller und eine Walzsäge in dem Raum der Zehntscheuer, der für Wechselausstellungen vorgesehen ist.

Magdalene Straile und Albert Hertig war aufgefallen, dass sich seit der Sonderausstellung über historische Landarztutensilien – die im Februar 2017 endete – nichts mehr getan hat. Der Nebenraum des Heimatmuseums war leer. „Wir fanden das schade“, sagt Straile. Mit der Idee für die Heiz-Ausstellung rief sie beim Stadtmuseum an und bekam sofort grünes Licht. Von der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel holte Straile den Schlüssel, und los ging’s.

Die Plieninger waren verwirrt über die neue Freiheit

Dass es seitens des Stadtmuseums kein Aber gab, verwirrte Straile jedoch. Das waren sie nicht gewohnt. Sie und Hertig berichten, dass es bisher anders abgelaufen sei. „Wir wurden immer ausgebremst“, erzählt Hertig. Er und Straile gehören zu der Gruppe von Bürgern, die sich zwischen 2009 und 2015 immer wieder mit Vertretern des Planungsstabs Stadtmuseum getroffen hatten, um am Umzug und der Neugestaltung des Heimatmuseums zu tüfteln. Doch den Hut hatten aus Sicht der Plieninger eindeutig die Vertreter des Stadtmuseums auf. Diese haben die ortshistorischen Gegenstände, die bislang im Alten Rathaus ausgestellt waren, gesichtet, vorübergehend im Depot in Bad Cannstatt eingelagert und schließlich in der frisch renovierten Zehntscheuer neu aufgebaut – mit ausgewählten Stücken. Im Mai 2015 wurde das Heimatmuseum mit großem Brimborium neu eröffnet. 70 000 Euro hat die Stadt sich das kosten lassen.

Magdalene Straile und Albert Hertig Foto: Sägesser

Mittlerweile ist einiges passiert. Die damalige Leiterin des Planungsstabs Stadtmuseum, Anja Dauschek, hat sich Anfang 2017 an das Altonaer Museum in Hamburg verabschiedet. Und auch Sarah Kubin-Scharnowski, die maßgeblich an dem Projekt in der Zehntscheuer mitgearbeitet hatte, ist nicht mehr für die Stadt im Einsatz. Seitdem fühlt sich offenbar niemand mehr zuständig für die Ausstellung. So jedenfalls kommt es Magdalene Straile und Albert Hertig vor. „Es ist schade, dass das Museum vernachlässigt wird“, sagt Hertig.

Harsche Kritik am Umgang mit den Ehrenamtlichen

Adolf Martin Steiner, der ebenfalls zu der Gruppe gehört, die mit dem Stadtmuseum an der neuen Ausstellung gearbeitet hat, bestätigt den Eindruck. Er war es, der die Ausstellung zum Thema Landarzt lanciert hatte, damals noch in Absprache mit Anja Dauschek. „So, wie wir als ehrenamtlich im Museum Tätige behandelt werden, geht es gar nicht“, sagt er. Als die Arzt-Ausstellung rum war, war Dauschek schon nicht mehr da. „Uns wurden die Objekte der Sonderausstellung einfach zurückgegeben, es gab kein Schreiben der Anerkennung oder sonst was.“ Für ihn stellt sich die Situation so dar: „Frau Dauschek war weg, und das Museum war tot.“

Der Ansprechpartner beim Stadtmuseum für die Plieninger ist nun Manfred Schmid. Auf Nachfrage unserer Zeitung zählt er auf, was er ansonsten noch zu tun hat. Er müsse sich nicht nur um Plieningen kümmern, sondern auch ums Lapidarium, das Stadtmuseum Cannstatt, das Hegelhaus und das Heimatmuseum Möhringen. „Plieningen kommt da ganz am Schluss“, sagt er. „Ich muss meine Arbeitskapazität einteilen.“ Ideen für Sonderausstellungen „müssen aus dem Ort kommen“, sagt Schmid. Er könne es schlicht nicht leisten.

Sind sie zufällig auf den Missstand gestoßen?

Für Magdalene Straile, Albert Hertig und Adolf Martin Steiner ist es eine neue Information, dass die Bürger selbst ran sollen. „Das wurde nie ausgesprochen“, sagt Hertig. „Bisher durften wir doch nichts machen.“ Nun kommt es ihnen so vor, als wären sie zufällig auf diesen Missstand gestoßen. „Wir sind ein bisschen überfordert mit dieser neuen Freiheit“, sagt Straile. Die beiden sehen aus persönlichen Gründen keine Möglichkeit, sich zum Kopf der Bewegung zu machen. „Wenn wir eine Gruppe sind, finden wir es aber gut“, sagt sie. Und auch Steiner sagt, er wolle sich nicht mehr initiativ engagieren, „aber ich mache mit“.

Die Bezirksvorsteherin von Birkach und Plieningen, Andrea Lindel, hat nun angeboten, dass sie demnächst zu einem Treffen einlädt. Dabei soll sondiert werden, wie es mit dem Heimatmuseum weitergeht.