Klima-Aktivisten der Gruppe Letzte Generation haben in Stuttgart erneut Straßen blockiert. Diesmal ging es allerdings nicht um den Berufsverkehr – sondern um die Teilnehmer der Porsche-Hauptversammlung.
Es sind denkwürdige Tage für Porsche. Am Dienstag haben der Autobauer und seine Tochter MHP verkündet, groß beim VfB Stuttgart einzusteigen, unter anderem die Namensrechte an der bisherigen Mercedes-Benz-Arena zu übernehmen. Und tags darauf ist unterm Hallendach der benachbarten Porsche-Arena die Hauptversammlung der Porsche AG angesetzt.
Die Anfahrt am Mittwochmorgen gestaltet sich allerdings für manchen Teilnehmer ungemütlicher als erwartet. Um kurz nach 9 Uhr, also rund eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung, betreten Aktivisten der Klimagruppe Letzte Generation mehrere Straßen auf den Anfahrtsrouten im Cannstatter Neckarpark. Einige kleben sich auf der Benzstraße fest. Der Verkehr staut sich schnell. Auch auf der Talstraße sind Aktivisten auf der Fahrbahn und kleben sich fest, um die Zufahrt zur Halle zu blockieren. Eine junge Frau muss aus dem Expressbus aussteigen und ruft, dass sie nun ihre Uni-Prüfung verpasse. Der Fahrer eines Betonmischers brüllt: „Ich kann Euch noch mehr Beton liefern!“
Die Polizei ist mit einem größeren Aufgebot vor Ort, hatte zunächst wohl auch die B 10 im Blick. Sie leitet den Verkehr um, sperrt Straßen und versucht, die Festgeklebten von der Fahrbahn zu holen. Nach einem ersten Zwischenfazit der Beteiligten lief die Aktion trotz der üblichen Beschimpfungen durch einige Autofahrer ruhig und routiniert ab – kein Wunder, die Polizei ist solche Blockaden inzwischen schon gewöhnt.
Porsche allerdings hat auch nicht zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Letzten Generation gemacht. So versuchten beispielsweise Anfang Juni Aktivisten die Anfahrt der über 800 geladenen Gäste zur 75-Jahre-Sportwagen-Feier des Autobauers zu blockieren und die Veranstaltung zu stören. Später wurde Pflanzenöl aus Zehn-Liter-Kanistern auf die Fahrbahn der Fahrzeug-Show vor dem Werk geschüttet.
Porsche rase „ohne Tempolimit Richtung Klimakollaps“, kritisieren die Beteiligten an der Blockade am Mittwoch. „Die Bundesregierung geht Klimaschutz völlig ungerecht an. Während Unternehmen wie Porsche über Herrn Lindner direkten Einfluss auf die Regierungspolitik nehmen und sich so ihre fossilen Profite sichern, treffen Klimaschutzmaßnahmen wie die CO2-Bepreisung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders hart“, sagt Mischa Bareuther von der Letzten Generation. Die Bundesregierung nehme die Reichen nicht in die Pflicht. „Für einen gerechten Wandel jenseits von fossilen Lobby-Interessen brauchen wir jetzt einen Gesellschaftsrat Klima“, wiederholt Bareuther eine der Hauptforderungen der Gruppe.