Voll konzentriert und mit viel Spaß sind die Kinder bei der Sache. Foto: Gottfried Stoppel

Mit Kunst wollen die Malteser einheimische und geflüchtete Kinder zusammenbringen. Nach den Sommerferien geht das Projekt weiter. Dazu werden noch einheimische Kinder als Teilnehmer gesucht.

Waiblingen - Das Bild lässt keinen Zweifel daran, was das Kind darstellen wollte: ein Meer von Köpfen im Wasser, darauf ein Schiff oder Boot. Bedenkt man, dass die Kinder, die hier in einem Saal des Marienheims in Waiblingen mit Eifer malen und basteln, aus ihrer Heimat flüchten mussten, wird einem bewusst, dass der kleine Künstler wohl zu Papier gebracht hat, was er selbst auf dem Meer erlebt hat.

Eine quirlige Künstlergruppe

Die Ehrenamtskoordinatorin Simone Louis hat in einer Mappe mehrere Bilder gesammelt, die „Unsere Neue Welt“ darstellen. Das ist das Thema und der Name eines Kunstprojekts der Malteser in dem ehemaligen Seniorenheim, in dem nun Menschen leben, die vor Elend, Gewalt und politischer Verfolgung die Flucht ergriffen haben und schließlich in Waiblingen gelandet sind. Rund 300 Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde leben hier.

Zusammen mit Sozialarbeitern der Caritas kümmern sich Helfer der Malteser um sie. So wie die Integrationslotsin Anna Ohno, eine Stuttgarter Künstlerin, die zusammen mit der Afghanin Tamana Haidari die Projektgruppe betreut, die aus zehn im Marienheim lebenden Kindern besteht. Diese sind zwischen acht und 14 Jahre alt und haben sich bis zum Beginn der Sommerferien bereits vier Mal getroffen.

Die quirlige Gruppe unterhält sich ganz selbstverständlich auf Deutsch. Man merkt, dass sich die Kinder bereits kennengelernt haben. Während Windräder gebastelt werden, bleibt genug Zeit, sich untereinander zu unterhalten, die Farbgebung zu vergleichen oder sich ratsuchend an Anna und Tamana zu wenden. Ein Junge steht auf und sagt, er müsse nun nach Hause. „Er hat eigentlich Hausarrest, aber seine Mutter hat ihn herkommen lassen, bis sein Vater nach Hause kommt“, sagt Simone Louis. Wenig später öffnet sich die Tür zum Saal und der Junge kommt zurück. Der Vater hat sich erweichen lassen. „Eine Drei in Deutsch“, sei der Grund für die Strafe gewesen, sagt der Junge und das ohne auch nur eine Spur von Akzent.

Integrationslotsen arbeiten ehrenamtlich

Während die ersten Windräder Gestalt annehmen, berichtet Simone Louis von dem Hintergrund des Kunstprojekts. Die hauptamtliche Ehrenamtskoordinatorin der Malteser hat ein Jahr lang als Integrationslotsin gearbeitet. „Ich habe einen Ausdrucksmalen-Kurs für Kinder geleitet“, sagt die zertifizierte Malbegleiterin. Sie hat Anna Ohno für das Kunstprojekt in Waiblingen gewonnen. Diese hat wiederum in Tamana Haidari eine Unterstützerin gefunden. Sie ist aus Afghanistan geflohen und wohnt selbst im Marienheim.

„Unser Ziel ist, Kinder aus dem Marienheim und einheimische zusammenzubringen“, sagt Simone Louis. Vier Kinder aus Waiblingen werden deshalb gesucht, die zwischen acht und vierzehn Jahre alt sind. „Was wäre das für eine Welt, wenn wir sie gestalten könnten?“ ist die Fragestellung, auf welche die Kinder gemeinsame Antworten suchen und finden sollen. In einem ersten Schritt findet dazu ein kreatives Brainstorming statt. Dabei dürfen die Kinder ihre Erfahrungen darstellen, die sie in ihrem Leben bereits gemacht haben. Im zweiten Abschnitt sollen Gemeinsamkeiten gefunden werden. „Eine Ausstellung wäre ein schönes Projektende“, sagt Anna Ohno. Das Projekt soll ein halbes Jahr dauern, wird am 5. September um 17 Uhr fortgesetzt, danach jeden Mittwoch.

Erste-Hilfe-Kurse und Jugendtheater

Das Integrationsprojekt, das von den Sozialarbeitern der Caritas tatkräftig unterstützt wird, sei eines von vielen im Land. 2017 haben fast 900 Flüchtlinge an solchen Projekten der Malteser teilgenommen. 196 ehrenamtliche Integrationslotsen haben dabei 39 Projekte geleitet, unterstützt von Ehrenamtskoordinatorinnen wie Simone Louis. Diese leitet in Waiblingen noch weitere Projekte an, etwa das Jugendtheater im Kulturhaus Schwanen oder Erste-Hilfe-Kurse für Geflüchtete von FSJlern der Malteser Jugend.