Die Verantwortlichen für das Straku: Der Geschäftsführer von Atrio Leonberg Markus Metz, Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, der Leiter des Kulturamtes Florian Streib, Julia Wetzler, Martin Bernecker und Rebekka Pälmer vom Atrio-Projektteam und Philipp Falser von Straku (von links nach rechts). Foto: /Jürgen Bach

Ein Festival, bei dem alle teilhaben können: Das soll das Straku Leonberg sein. Am 30. Juni und 1. Juli sollen Künstler mit und ohne Behinderung die Menschen begeistern.

Es soll Menschen zusammenbringen, die sonst nicht oft zusammenkommen, und das gesellschaftliche Miteinander stärken: Unter dem Namen Straku Leonberg findet am 30. Juni und 1. Juli erstmals ein inklusives Straßenkunstfestival in Leonberg statt. Künstlerinnen mit und ohne Behinderung bieten dann ein Programm dar, das Tanz, Clownerie, Musik und mehr umfasst.

Inklusives Konzept bisher nur in Heilbronn

„Wir wollen Zeit, Raum und ein Erlebnis für Begegnungen schaffen und behinderte Menschen mit den Bürgern zusammenbringen“, erzählt Markus Metz, der Geschäftsführer von Atrio Leonberg. Die soziale Einrichtung, die sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderung einsetzt, veranstaltet das Festival gemeinsam mit Philipp Falser. Er ist Projektleiter der Marke Straku, die auch in anderen Städten wie Esslingen Straßenkunstfestivals organisiert. Ein inklusives Konzept hatte bisher nur das Festival in Heilbronn. Nun zieht Leonberg nach.

Zwei Jahre hat es gedauert, das Konzept der Veranstaltung zu entwickeln und alles zu organisieren. Entstanden ist dabei ein Festival, das Menschen mit Behinderung in allen Bereichen miteinbezieht. Das Programm enthält unterschiedlichste Auftritte von regionalen und internationalen Künstlern mit und ohne Einschränkungen: Zum Auftakt tritt am Freitag, 30. Juni, um 19 Uhr in der Steinturnhalle Die Tanzkompanie aus Esslingen, das inklusive Tanzensemble von Grégory Darcy, auf.

Ein vielfältiges und barrierearmes Programm

Weiter geht es am Samstag, 1. Juli, auf dem Marktplatz: Um 13 Uhr geht es mit der inklusiven Trommelgruppe Los Trommlos von Atrio Leonberg los. Auf drei Bühnen wird in der Altstadt einiges geboten: Unter anderem soll die Einrad-Weltmeisterin Janna Wohlfarth das Publikum mit einer Akrobatik-Show begeistern. Der israelische Künstler Gilad gibt Clownerie und Artistik zum Besten, die ohne Sprache auskommt. Musik gibt es unter anderem vom inklusiven Duo Julie and me, Ruben Stein und Fernanda Tarrech aus Uruguay. Außerdem ist die inklusive Theatergruppe alledabei aus Leonberg mit von der Partie. Teil des Straku ist außerdem eine Open Gallery. Dort stellen Künstler des Kreativwerks Höfingen ihre Gemälde aus und malen Porträts der Besucher.

Damit auch Menschen mit Behinderung das Straßenkunstfestival besuchen können, ist es barrierearm. „Es ist toll, dass auch wir so ein Fest miterleben können“, sagt Martin Bernecker. Er gehört dem inklusiven Projektteam von Atrio an, durch das Menschen mit Behinderung in die Planung des Straku einbezogen wurden. „Wenn sie nicht wissen, wie Barrierefreiheit funktioniert, wer dann?“, erläutert Rebekka Pälmer vom Projektteam.

Denn es gibt schon vor Beginn einer Veranstaltung Hürden. Sehbehinderte können zumeist ein Programmheft nicht lesen. Deshalb beinhaltet das Programmheft für das Straku Ergänzungen in leichter Sprache und QR-Codes, über die sich Versionen mit großer Schrift oder zum Hören abrufen lassen.

Barrierearmes Konzept für das Festival

Während des Festivals sind die Bühnen ebenerdig zu erreichen, es gibt barrierefreie Toiletten. Außerdem wird die Zwerchstraße gesperrt, dort gibt es dann zusätzliche Behindertenparkplätze. „Das Programm ist der Anker und muss möglichst für alle zugänglich sein“, erläutert Philipp Falser. Das Festival ist daher auch kostenlos.

Außerdem sei das Programm selbst barrierearm: „Dadurch, dass an drei Orten in der Altstadt Kunst dargeboten wird, kann jeder entscheiden, was gut für ihn ist“, sagt Falser. Die Aufführungen sind kurz gehalten, da laut Falser auch die Dauer eine Barriere sein kann. Auf dem Straku soll es außerdem einen Infostand geben, an den man sich wenden kann, wenn man Hilfe braucht. Dort werden auch Menschen mit Behinderung arbeiten.

Als „exklusiv inklusiv“ lobt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) das Festival. Das Kulturamt der Stadt ist wichtiger Kooperationspartner. Die Stadt unterstützt das Ereignis unter anderem finanziell, beteiligt sich etwa an den Kosten für die Auftaktveranstaltung und stellt dafür auch die Steinturnhalle zur Verfügung. Außerdem können die Künstler das Stadtmuseum als Backstagebereich nutzen.

„Das Festival ist ein Türöffner. Inklusion trägt dazu bei, eine gerechtere, respektvollere und lebenswertere Stadt für alle zu schaffen, und darauf wirkt das Straku hin“, begründet Florian Streib, der Leiter des Kulturamtes, die Zusammenarbeit. Es sei gerade in der heutigen Zeit wichtig, Impulse zu setzen, um ein gelingendes Miteinander in der Gesellschaft zu erzeugen.

Vorbereitungen zeigen Mängel auf

Die Vorbereitungen für das Festival haben aber auch gezeigt, dass es im öffentlichen Raum in Leonberg in Sachen Barrierefreiheit an manchen Stellen hakt. In der Stadt gebe es nur wenige behindertengerechte Ampeln und das Kopfsteinpflaster in der Altstadt mache Rollstuhlfahrern das Leben schwer, bemängelt Martin Bernecker.

Oberbürgermeister Cohn zeigt sich froh darüber, dass solche Umstände aufgedeckt werden. „Es ist wichtig für uns, das für die Straßengestaltung zu erfahren“, erläutert er. „Damit hat das Festival jetzt schon einen wichtigen Beitrag geleistet.“