Cannabis vom eigenen Balkon? Vielleicht ist dies schon bald möglich. Foto: dpa/Marijan Murat

Ob für Stecker-Solarmodul, für Gemüse und mutmaßlich bald für den Anbau von Cannabis-Pflanzen – der Balkon ist immer gefragter. Balkonkraftwerk und Hanf lassen sich sogar kombinieren.

Fast schon legendär ist das Foto von Cem Özdemir mit Hanfpflanze auf einem Balkon. Der heutige Bundeslandwirtschaftsminister und damalige Grünen-Chef hat sich 2014 mit Cannabis im Hintergrund ablichten lassen. Vor wenigen Tagen hat Özdemir zusammen mit dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die abgespeckten Pläne in Sachen Cannabis vorgestellt. Und wenn es so kommt, wie nun präsentiert, dann ist es Erwachsenen erlaubt, bis zu drei Pflanzen für den Eigenverbrauch anzubauen.

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Damit dürfte es auf dem einen oder anderen Balkon in der Bundesrepublik noch etwas enger werden. Gerade für Leute in der Stadt oder in Mehrfamilienhäusern gewinnt der Balkon aus ganz verschiedenen Gründen an Bedeutung. Der Trend, sein eigenes Gemüse anzubauen, zeigt sich im reißenden Absatz von Mietäckern oder Schrebergärten. Aber es gibt inzwischen auch zahlreiche Tipps, wie man seinen Balkon in einen Gemüse-, vielleicht sogar Obstgarten umfunktionieren kann.

Bald 800 Watt erlaubt beim Balkonkraftwerk?

Spätestens in der Energiekrise ausgelöst durch Putins Angriffskrieg in der Ukraine haben die Balkone aber noch eine ganz andere Funktion erhalten: als Ort der Energiegewinnung. Balkonkraftwerke sind beliebter denn je. Mit diesen Stecker-Solarmodulen, die sich recht einfach installieren lassen, darf mal derzeit maximal 600 Watt in der Spitze produzieren; es könnten aber schon bald 800 Watt sein, es laufen entsprechende Bemühungen auf politischer Ebene. In der EU liegt die Höchstgrenze übrigens bereits bei 800 Watt.

Und nun also auch noch Hanf, den man womöglich schon bald auf legale Weise daheim anbauen darf. Die Obergrenze, die im Eigenanbau erlaubt sein soll, liegt bei drei Pflanzen. Wer bereits – wenn auch illegalerweise – Erfahrung mit dem Großziehen von Cannabis hat, fragt sich in diesen Zeiten vermutlich auch, ob sich das Balkonkraftwerk und der Hanfanbau kombinieren lassen. Denn die Kiffer-Community baut die Pflänzchen in vielen Fällen nicht bei Sonnenschein auf dem Balkon an, könnte aber die selbsterzeugte Sonnenenergie vom Balkon gut gebrauchen.

Cannabis indoor oder outdoor anbauen

Der Balkon ist bei Kennern nicht erste Wahl als Standort, und das nicht nur wegen des noch aktuell geltenden Verbots. Es dauere „outdoor“ grundsätzlich länger als „indoor“, ist in einschlägigen Foren im Internet zu lesen. Wer sich im Netz ein wenig aufschlaut, wie man Cannabis optimalerweise anbaut, stolpert schnell über den Umstand, dass dafür jede Menge Strom gebraucht wird. So ist bei einem Online-Hanfsamenshop zu lesen, dass der Hanfanbau schnell so viel Strom frisst wie 20 Familien zusammen verbrauchen. Um 50 Prozent drücken lassen sich diese Kosten angeblich mit LED-Lampen. Und es ist zu lesen, dass im Durchschnitt Ausrüstungskosten von rund 450 Euro anfallen sowie noch einmal dasselbe für den laufenden Betrieb für einen Wachstumszyklus. Dieser Zyklus bestehe aus etwa vier Wochen Vegetationsphase und acht Wochen Blütezeit.

Ausrüstung meint eine sogenannte Growbox für Innenräume. Dazu gehören starke Lampen, eine Entlüftungsanlage sowie ein Kühlaggregat. Denn es werde heiß in der Box. Bei den Größen gibt es Unterschiede. Auf manchen Seiten findet sich eine Übersicht, welchen Ernteertrag welche Growbox-Größe verspricht. Ausgehen von den von Özdemir und Lauterbach angekündigten drei Pflanzen wären dies die Größen S oder L, einmal mit 60x60x160 Zentimetern und einem Output von 75 bis 150 Gramm Gras, einmal mit 80x80x180 Zentimetern mit einem Ertrag von 150 bis 250 Gramm; diese Mengen entsprechen einem niedrigen bis mittleren Eigenverbrauch, heißt es.

Growboxen sind aktuell nicht nur ein finanzielles Problem

In dem einen oder anderen Forum wird bereits überlegt, wie sich Balkonkraftwerke und Cannabis-Anbau miteinander verbinden lassen. Mit einem 300-Watt-Modul lassen sich laut dem Balkonsolar-Verein in Freiburg im Jahr – je nach Ausrichtung und Neigungswinkel – bis zu 300 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen. Überträgt man dies auf eine Spitzenleistung von 600 Watt, ließe sich die Stromrechnung also reduzieren, wenn man auf „indoor“ statt auf „outdoor“ setzt. Allerdings scheint die Sonne nachts bekanntlich nicht, doch die Pflänzchen brauchen zwölf bis 18 Stunden Bestrahlung.

Momentan sind die hohen Stromkosten für Growboxen übrigens nicht nur ein finanzielles Problem; der Verbrauch steigt derart stark, dass man sich auf diese Weise schnell verdächtig macht.