Keine S-Bahn rollt während der Vollsperrung durch den Fellbacher Bahnhof, nur Ersatzbusse fahren. Der Platz am Gleis ist wie leer gefegt. Foto: Eva Schäfer

Wie wirkt sich die Vollsperrung auf die Geschäfte und Läden am Fellbacher Bahnhof aus? Aufgrund der Arbeiten zum digitalen Knoten rollen seit Wochen keine S-Bahnen mehr durch Fellbach. Manche reagieren mit einer Reduzierung der Öffnungszeiten.

Bauarbeiten. Kein Zugverkehr. Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Das ist auf der großen blauen Anzeigetafel am Gleis des Fellbacher Bahnhofs zu lesen. Seit 12. Mai und noch bis zum 29. Juli rollt keine S-Bahn durch den Fellbacher Bahnhof. Der Grund der Streckensperrung sind Kabelarbeiten der Deutschen Bahn im Zusammenhang mit dem Ausbau des digitalen Knotens Stuttgart.

Viele Pendler nehmen andere Wege, die Laufkundschaft fehlt den Händlern

Der Bahnhofsplatz ist am Montagmittag wie leer gefegt. Keine Menschen unter dem großen strahlend blauen Himmel. „Schauen Sie, da ist nichts, kein Leben“, sagt Polyxeni Grammatikopoulou. Sie betreibt mit ihrem Mann die Gaststätte mit Kiosk am Bahnhof seit 15 Jahren. Sie schüttelt den Kopf. „Was soll man da machen?“, fragt sie. Erst Corona, nun die Vollsperrung, die über mehrere Wochen den Fellbacher Bahnhof stilllegt. Die Pendler müssen in Ersatzbusse steigen, die von Waiblingen direkt nach Bad Cannstatt und Stuttgart rollen, eine Linie führt über Fellbach.

„Viele fahren auch gar nicht mehr über den Fellbacher Bahnhof, sondern pendeln mit der Stadtbahn bei der Lutherkirche nach Stuttgart“, sagt Polyxeni Grammatikopoulou. „Viele haben sich bisher auf ihrem Weg zur Arbeit hier einen Kaffee geholt, die Zeitung gekauft“, sagt die Kioskbetreiberin. Das sei nun stark eingebrochen. „Wir spüren das sehr deutlich“, sagt sie. Und sie beobachte auch Pendler, die verunsichert seien. „Sie steuern uns an und drehen dann plötzlich wieder um, wenn ein Ersatzbus ankommt.“

Der Rückgang sei größer als in Coronazeiten. Daher haben sie entschieden, die Öffnungszeiten etwas einzuschränken. Nun ist nicht mehr um 4.30 Uhr morgens offen, sondern das Kiosk öffnet nun etwas später um 6 Uhr. Sie hofft, dass die Kunden wieder zurückkommen. „Doch das Ganze geht bis Ende Juli, und dann schließen sich die Sommerferien an“, sagt sie. Mit ihrer Prognose ist sie vorsichtig.

Die Bäckerei Sehne macht früher zu

Auch die Bäckerei Sehne, die seit Herbst 2020 am Gleis eins am Fellbacher Bahnhof eine Filiale betreibt, hat auf die mangelnde Laufkundschaft reagiert. „Während der Bauarbeiten der Bahn wird die Filiale am Bahnhof in Fellbach früher geschlossen“, sagt Gerd Sehne. Die Filiale in Waiblingen, wo die Drehscheibe des Ersatzverkehrs ist, bleibe dagegen wie üblich geöffnet.

Im Bioladen Biomax gegenüber am Fellbacher Bahnhof mache sich die Sperrung der Bahnstrecke auch bemerkbar. „Wir merken das natürlich auch, es gibt weniger Laufkundschaft“, sagt der Inhaber. Mit den Ersatzbussen laufe es nach seiner Erfahrung auch nicht immer rund. Besonders hart erwischt hatte es ihn selber: Am 12. Juni sei er von Bad Cannstatt nach Fellbach gefahren, als der Brand im Kappelbergtunnel lange Staus verursacht hatte. „Ich habe fast zwei Stunden gebraucht, bis ich am Fellbacher Bahnhof war“, sagt er. Die Öffnungszeiten bleiben unverändert. Der Bioladen hat montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und samstags von 7 bis 18 Uhr offen.

Im Februar hat Hüseyin Dümrül den Kiosk in dem ehemaligen Schalter und der vorgelagerten Wartehalle des Fellbacher Bahnhofs eröffnet. Damit bestehen seitdem zwei Kioskbetriebe am Bahnhof. Sie hätten noch wenige Vergleichswerte. Natürlich würden die Laufkundschaft und die wartenden Reisenden fehlen, sagt seine Schwester Hatice Katranbayiri, die im Kiosk mitarbeitet. Doch grundsätzlich seien sie mit dem Neustart des Kiosk zufrieden. „Wir können uns alles in allem nicht beklagen“, sagt sie. Schon in der kurzen Zeit hätten sie einige Stammkunden gewonnen. Auch die Öffnungszeiten an Sonntagen und Feiertagen würden gut angenommen. Dass die Vollsperrung auf sie zukomme, darüber seien sie von der Deutschen Bahn im Voraus informiert worden. „Wir wussten Bescheid, dass das auf uns zukommt“, sagt Hatice Katranbayiri. Die Öffnungszeiten blieben in dem Kiosk unverändert von Montag bis Donnerstag von 7 bis 20 Uhr, am Freitag von 7 bis 22 Uhr, am Samstag von 10 bis 22 Uhr und an Sonntag und Feiertag von 10 bis 18 Uhr.

„Manche Hotelgäste bruddeln schon und haben eine aufwendigere Anreise mit den Bussen vom Schienenersatzverkehr“, sagt Draginja Wegener-Nestorovic, die das Hotel Eintracht am Fellbacher Bahnhof mit ihrem Mann Miroslav führt. Doch die Stammkunden würden die aufwendigere Anfahrt auf sich nehmen. Sie schätzten das familiär geführte Hotel mit seiner zentralen Lage.

Das Restaurant sei allerdings seit den Pfingstferien vorübergehend geschlossen. „Wir überlegen ein neues Konzept“, sagt die Chefin. Angesichts der gestiegenen Energiepreise und der höheren Einkaufspreise für Lebensmittel müsse man neu denken. Es sei eine Herausforderung. Denn gleichzeitig sollten viele Gerichte unter der Marke von 15 Euro bleiben in der Nähe vom Bahnhof, sagt sie. Da bräuchten sie etwas Zeit, um eine Neuausrichtung zu konzipieren. Das Restaurant bietet Platz bis zu 40 Personen und hatte seitdem von Montag bis Donnerstag von 17 bis 24 Uhr offen. Die Homepage www.hotel-eintracht.info. soll noch aktualisiert werden.