Schönheits-Operationen bei Jugendlichen sind umstritten. Foto: dpa

Schönheits-OPs bei Jugendlichen - da wollte die Politik schon länger die Reißleine ziehen. Vielleicht gibt es demnächst wieder einen neuen Anlauf.

Schönheits-OPs bei Jugendlichen - da wollte die Politik schon länger die Reißleine ziehen. Vielleicht gibt es demnächst wieder einen neuen Anlauf.

Berlin - Die Gesundheitsexperten von SPD und Union unterstützen ein Verbot von Schönheitsoperationen bei Jugendlichen. Konkrete Vereinbarung der großen Koalition in spe hat es dazu aber noch nicht gegeben, verlautete am Montag aus dem Büro des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach. Dieser befürwortet aber ein solches Vorhaben.

Zuvor hatte die „Frankfurter Rundschau“ berichtet, Union und SPD wollten Schönheits-OPs von Minderjährigen auf das medizinisch Notwendige reduzieren. Beide Seiten hätten sich in ihren Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, ein solches Verbot im geplanten Präventionsgesetz zu verankern. Im Koalitionsvertrag taucht das Vorhaben nicht auf. SPD und CDU teilten mit, auch informell sei nichts vereinbart worden.

"Wenn die SPD da mitmacht, können wir es bald regeln"

„Da gibt es keine Vereinbarung“, ließ Lauterbach mitteilen. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jens Spahn, bestätigte zwar auf Anfrage ebenfalls nicht den Medienbericht. Klar sei aber: „Medizinisch nicht notwendige Schönheitsoperationen bei Minderjährigen zu verbieten ist einfach, transparent und unbürokratisch. Es steht zwar nicht im Koalitionsvertrag, aber wenn die SPD da mitmacht, können wir es bald regeln.“

Nach früheren Angaben der Union werden rund zehn Prozent aller kosmetischen Eingriffe an jungen Leuten unter 20 Jahren vorgenommen. Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) nennt eine viel kleinere Quote. Danach hatten die unter 18-Jährigen 2011 nur einen Anteil von 1,3 Prozent an ästhetischen Operationen - und auch 2012 bewegten sich die Zahlen wieder bei etwa 1 Prozent, so die DGPRÄC.

Am häufigsten werden die Ohren operiert

Die mit Abstand am häufigsten durchgeführten Operationen sind den Angaben zufolge Ohrenkorrekturen: Sie machen mehr als 87 Prozent der ästhetischen OPs bei Minderjährigen aus. Dann folgen mit unter 4 Prozent Brustkorrekturen bei der sogenannten Männerbrust - einer weiblich anmutenden Brust beim Mann - und die Schweißdrüsenabsaugung bei übermäßigem Schwitzen (unter 2,5 Prozent). DGPRÄG-Sprecherin Kerstin van Ark spricht von einem Randphänomen, über das hier diskutiert werde. Brustvergrößerungen bei Minderjährigen seien in der Statistik gar nicht zu finden, sagt sie.

Van Ark befürchtet, dass durch ein Verbot ein zusätzliches Hindernis für Jugendliche entsteht, die zum Beispiel unter abstehenden Ohren leiden. Sie bräuchten dann womöglich erst die Zustimmung eines Psychologen. „Wenn man 13 ist und man hat abstehende Ohren, ist das eine eindeutige Indikation“, sagt sie. Derzeit brauchen Minderjährige für einen solchen Eingriff das Einverständnis der Eltern.

Auch wenn SPD und Union den Medienbericht über das aktuelle Vorhaben nicht bestätigen - beide Parteien haben schon in der Vergangenheit ein solches Verbot ins Gespräch gebracht. „Zum Jugendschutz gehört es auch, Jugendliche vor den Folgen eines falschen Schönheitswahns zu bewahren. Einen jungen Körper im Wachstum unnötig einem solchen massiven Eingriff auszusetzen, kann körperlich und geistig fatale Folgen haben“, so Spahn. „Eine Brustvergrößerung als Geschenk für eine 15-Jährige zu Weihnachten finde ich jedenfalls völlig inakzeptabel.“