FDP-Chef Christian Lindner sieht Bildungspolitik als „Projekt des Gesamtstaates“ Foto: dpa

Deutschland muss den Ehrgeiz haben, die „weltbeste Bildung zu beanspruchen“, meint der am Freitag wiedergewählte FDP-Chef Lindner. Das erfordere einheitliche Bildungsstandards. Baden-Württemberg widerspricht.

Stuttgart - FDP-Chef Christian Lindner hat sich im Gespräch mit unserer Zeitung für eine einheitliche Schulpolitik ausgesprochen. „Baden-Württemberg steht doch nicht mehr im Wettbewerb mit Bremen in der Bildung. Sondern Deutschland steht im Wettbewerb mit Nordamerika und China.“ Deshalb sollte Bildung als Projekt des Gesamtstaates gesehen werden. Dazu gehörten bundesweit gültige Bildungsstandards und mehr Autonomie der Schulen. Lindner: „Ich halte es nicht für einen zivilisatorischen Gewinn, dass wir 100 unterschiedliche Schulformen haben, nach dem Prinzip ,Vati wird versetzt, die Kinder bleiben sitzen’.“

Der FDP-Politiker warnte vor einem „Wettbewerb zwischen 16 Länderbürokratien, wer die aktuelle pädagogische Mode am ideologischsten umsetzen kann.“ Lindner fügte hinzu: „Im Bildungssystem sehe ich den föderalen Wettbewerb eher als Teil des Problems denn als Teil der Lösung.“

Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch (SPD) widersprach: „Verantwortungsvolle Bildungspolitik ist Sache der Länder und dort in guten Händen.“ Föderalismus beinhalte einen Wettbewerb um die besten Ideen: „Hier braucht sich Baden-Württemberg nicht zu verstecken.“ Stoch betonte zugleich, ein föderaler Staat müsse immer auch das Ganze im Blick haben. Deshalb sei die Zusammenarbeit zwischen den Ländern im Rahmen der Kultusministerkonferenz äußerst wichtig.

Dem Thema Gymnasium widmet unsere Zeitung von diesem Samstag an eine siebenteilige Serie mit dem Titel „Baustelle Gymnasium“. Heute: ein Überblick über die bisherigen Reformbemühungen.