In Münchingens Ortsmitte ist Axel Felgers Ansicht nach einiges zu tun, um ihr „wieder Leben einzuhauchen“. Es fehle an Sitzmöglichkeiten, Begrünung, Gastronomie, Einzelhandel. Foto: Simon Granville

Axel Felger lebt im Stadtteil Münchingen. Der 52-Jährige kennt die Stadt aus Sicht eines Unternehmers. Welche Pläne hat er?

Am Sonntag, 23. April, wählen die Bürgerinnen und Bürger von Korntal-Münchingen einen neuen Bürgermeister, nachdem Joachim Wolf (parteilos) nicht mehr antritt. Seine Nachfolge antreten möchten sechs Bewerber, die zur Wahl zugelassen wurden. Darunter ist auch der Unternehmer Axel Felger. Wir haben allen Kandidaten die gleichen sieben Fragen gestellt.

Herr Felger, erzählen Sie kurz von sich.

Ich bin 52 Jahre alt und wohne mit meiner Frau Sabine, unserer Tochter Fabienne und unserer Beaglehündin in Korntal-Münchingen. Ich bin in Münchingen zur Grundschule gegangen und habe in Korntal die weiterführende Schule besucht. Nach dem Abitur habe ich meinen Wehrdienst geleistet, eine kaufmännische Ausbildung und im Anschluss ein weiterführendes Studium absolviert. Nach beruflichem Aufstieg in Führungspositionen habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ich bin seit 15 Jahren selbstständig und erarbeite sehr erfolgreich für Industriekunden unterschiedlicher Größe Lösungen bei strukturellen Problemen.

Warum wollen Sie Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden?

Weil ich der festen Überzeugung bin, dass ich mit meiner anderen Sicht auf die Dinge und mit meiner Art zu arbeiten viel erreichen kann. Neue und schnellere Handlungsstrukturen werden helfen, Ideen umzusetzen, Veränderung herbeizuführen und die Verwaltung handlungsfähiger, entscheidungsfreudiger und bürgernäher zu machen.

Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?

Finanzen/Konsolidierung des Haushalts: durch Analysieren der Ausgaben und Entwicklung innovativer Ideen zur Erhöhung der Einnahmen die Finanzkraft wieder herstellen. Leerstände – sowohl Gebäude als auch Flächen – ermitteln und nutzbar machen. Verwaltung: durch Unterstützung und Motivation der Beschäftigten ein neues „Wir-Gefühl“ entfachen. Dadurch entsteht ein Mehrwert für die Bürger durch höhere Entscheidungsfreude und Handlungsgeschwindigkeit. Korntal-Münchingen lebenswert machen im Hinblick auf schöner gestaltete Stadtkerne, Lebensqualität durch intakte Freizeiteinrichtungen und Nachhaltigkeit. Dazu gehören Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden – auch, um der Vorbildfunktion gerecht zu werden.

Was sind die größten Probleme und Herausforderungen?

Größte Probleme: Durch die finanzielle Situation ist die Handlungsfähigkeit einschränkt. Es gibt zu viel Bürokratie und zu wenig Entscheidungsfreude. Es fehlen Mut, Hartnäckigkeit, Innovation. Die größte Herausforderung: Den Gemeinderat einen und so Entscheidungen vorantreiben.

Sollten Sie gewählt werden: Was wollen Sie direkt anpacken – und warum?

Mitarbeiter abholen, wertschätzen, mit einbeziehen und dadurch zu selbstsicherem Handeln und Entscheiden motivieren. Mehr Verantwortung übertragen. Mit Fachbereichsleitern Einsparpotenzial ausloten. Möglichkeiten der Einnahmenerhöhung ausloten. Leerstehende Gewerbe- und Wohnimmobilien nutzbar machen, dadurch entsteht eine kurzfristige und mittelfristige Erhöhung der Einnahmen. Ausgaben nach Dringlichkeit und Erforderlichkeit priorisieren, kurz-, mittel- und langfristig. Bauleistungen werden zu teuer eingekauft.

Wie stehen Sie zum Ökopark nördlich von Müllerheim und dem Bau der neuen Multifunktionshalle in Münchingen?

Beim regionalen Gewerbeschwerpunkt müssen wir zunächst umfänglich Informationen einholen – momentan wirft der RGS mehr Fragen als Antworten auf. Daher kann zum jetzigen Zeitpunkt mit dem momentanen Informationsstand keine belastbare Aussage getroffen werden. Nach Sondierung aller Vor- und Nachteile und Verhandlungen mit den Investoren muss eine zügige, verbindliche Entscheidung pro oder kontra regionaler Gewerbeschwerpunkt getroffen werden. Größter Nachteil: Wertvoller Boden geht verloren. Größter Vorteil: Neben Gewerbesteuereinnahmen haben wir eventuell die Möglichkeit, in diesem Zuge Kallenberg und Müllerheim ans Stadtbahnnetz anbinden zu können. Eine Ansiedelung von Gewerbe ist auf lange Sicht unabdingbar, um den stetig steigenden Anforderungen gerecht werden zu können. Das Ziel der Stadt muss sein, sich wieder selbst zu finanzieren.

Im Gemeinderat ist bereits eine Entscheidung zum Bau der neuen Mehrzweckhalle in Münchingen getroffen worden, und es sind Zuschüsse zugesagt. Hier muss nun das Hauptaugenmerk darauf gelegt werden, dass die Kosten im Ausbaubereich nicht wieder in die Höhe gehen. Und wir dürfen trotz dieser teuren Projekte nicht die Hauptaufgabe aus den Augen verlieren, die bestehenden Sport- und Freizeiteinrichtungen in einen nutzbaren und intakten Zustand zu versetzen.

Was läuft schon gut?

Wir können stolz auf die vielen ehrenamtlichen Helfer sein, die es in Korntal-Münchingen gibt und ohne die vieles nicht möglich und weiterführbar wäre. Die Stadtverwaltung muss ein großes Augenmerk darauf legen, die Menschen im Ehrenamt zu unterstützen und die getane Arbeit wertzuschätzen und zu würdigen. Was mir an Korntal-Münchingen gefällt, ist die Ortsgröße. Ein Wachstum der Einwohnerzahl sollte hier mit Augenmaß vorangetrieben werden. Der Nutzen und der Aufwand müssen abgewogen werden, ob wir für das Mehr an Einwohnern auch gerüstet sind. Im Hinblick auf Kitas beziehungsweise Kindergärten – aber auch Kapazitäten an Grund- und weiterführenden Schulen.

Die Kandidaten stellen sich den Fragen

Bewerber
Sechs Männer wollen Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden. Unsere Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit, den vier aussichtsreichsten Bewerbern auf den Zahn zu fühlen. Beim Kandidaten-Talk unserer Zeitung am Mittwoch, 12. April, 19.30 Uhr, stellen sich in der Stadthalle Korntal der derzeitige Erste Beigeordnete Alexander Noak, der Münchinger Unternehmer Axel Felger, der Untermünkheimer Bürgermeister Matthias Groh und der parlamentarische Referent Steffen Kirsch den Fragen unserer Redakteure Stefanie Köhler und Thomas K. Slotwinski. Die Kandidaten werden ihre Motivation darlegen, warum sie Bürgermeister werden wollen und zum kontrovers diskutierten Ökopark Stellung nehmen.