Matthias Groh auf dem Gelände des geplanten Ökoparks. „Die starke mediale und gesellschaftliche Präsenz des Projekts macht diesen Ort zu einem wesentlichen Faktor der Bürgermeisterwahl.“ Foto: Simon Granville

Matthias Groh weiß, was es bedeutet, eine Kommune zu führen. Nun will er die Geschicke seiner Heimatstadt lenken. Welche Pläne hat er?

Am Sonntag, 23. April, wählen die Bürgerinnen und Bürger von Korntal-Münchingen einen neuen Bürgermeister, nachdem Joachim Wolf (parteilos) nicht mehr antritt. Seine Nachfolge antreten möchten sechs Bewerber, die zur Wahl zugelassen wurden. Darunter ist auch der Untermünkheimer Bürgermeister Matthias Groh. Wir haben allen Kandidaten die gleichen sieben Fragen gestellt.

Herr Groh, erzählen Sie kurz von sich.

Ich bin 29 Jahre alt und lebe seit Sommer 2022 mit meiner Partnerin und unseren beiden Katzen in Korntal-Münchingen. Seit meinem erfolgreichen Studium im Bereich Public Management an der HVF Ludwigsburg habe ich meine Laufbahn im öffentlichen Dienst. Erst war ich Anlagenbuchhalter in Bietigheim-Bissingen, danach stellvertretender Kämmerer der Gemeinde Gschwend, bevor ich Kämmerer in Kaisersbach wurde. Mit meinem bislang letzten beruflichen Schritt darf ich seit November 2020 als Bürgermeister in Untermünkheim tätig werden.

Warum wollen Sie Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden?

Mit der Wahl im Jahr 2023 geht die Ära von Joachim Wolf zu Ende. Ich bin überzeugt, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mit dynamischer und erfrischend moderner Kommunalpolitik die Stadt Korntal-Münchingen zu einer noch lebens- und liebenswerteren Stadt zu machen. Unsere Verankerung in Korntal-Münchingen ist bereits sehr groß, daher wäre es mir eine Ehre, für die Belange der Bürgerinnen und Bürger sowie der Stadt einzustehen.

Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?

Ich möchte die wirtschaftliche Situation von Korntal-Münchingen stärken, den klimafreundlichen Umbau der Stadt, das ehrenamtliche Engagement stärken sowie große Bürgernähe herstellen und eine aktive Wirtschaftsförderung für Korntal-Münchingen.

Was sind die größten Probleme und Herausforderungen?

Die größten Probleme sind die finanzielle Situation, die Kontroverse rund um den regionalen Gewerbeschwerpunkt (RGS), mangelnde Transparenz der Verwaltung sowie unzureichende Erledigung der Anfragen des Gemeinderats. Die größten Herausforderungen sind die gleichwertige Behandlung aller Ortsteile, die Belebung der Innenstädte und die Klimaneutralität in der Stadt.

Sollten Sie gewählt werden: Was wollen Sie direkt anpacken – und warum?

Zunächst stellen die folgenden Themen in meinen Bereichen entscheidende Säulen der kommunalen Politik dar. Daher sehe ich in allen einen zügigen Handlungsbedarf. Verbesserung der wirtschaftlichen Situation: Durch eine Konsolidierung des Haushalts und die Kontrolle und Betrachtung des laufenden Etats lassen sich erste positive Mechanismen schaffen. Zudem ist eine Optimierung des Haushalts wichtig, um die Genehmigungsfähigkeit des Haushaltsplans in Zukunft zu sichern. Die galoppierende Verschuldung muss durch Kostentransparenz und effektivere Prozesse gestoppt werden.

Umbau von Korntal-Münchingen zur klimaneutralen Stadt: Der gesellschaftliche Wandel und die Vorbildfunktion der Stadt sind wesentliche Treiber dieses Gedankens. Unsere Verantwortung für den Umwelt- und Naturschutz sind enorm. PV-Anlagen auf kommunalen Dächern, energetische Sanierung und die Begrünung der Stadt – sämtlicher Stadtteile – ist zwingend erforderlich, um den Lebenswert zu steigern. Korntal-Münchingen muss Gartenstadt bleiben.

Stärkung des Ehrenamtes: Grundpfeiler und Motor der Gesellschaft ist ehrenamtliches Engagement. Die Stadt benötigt engagierte Bürgerinnen und Bürger zur Bewältigung diverser Herausforderungen. Ob Initiativen zur Gestaltung der Stadtteile, ob Sport-, Musik-, Kultur-, Umwelt-, soziale oder Gewerbevereine, in Korntal-Münchingen findet jeder seinen Platz. Ein noch stärkeres Wir-Gefühl wäre bei der Erarbeitung der gesamten Themen mit den Bürgerinnen und Bürgern ein wichtiger Schritt. Für diese Vielfalt möchte ich mich als Bürgermeister besonders starkmachen.

Wie stehen Sie zum Ökopark nördlich von Müllerheim und zum Bau der neuen Multifunktionshalle in Münchingen?

Die bisherigen Planungen zum RGS lehne ich ab. Mangelnde Aussagen zum positiven wirtschaftlichen Einfluss, fehlende Infrastruktur, enorme Vorleistungen der Stadt und eine lange Zeit, bis das investierte Geld zurückkommt sowie das unzureichende Mitspracherecht der Stadt und negative Einflüsse auf die Agrarstrukturen bekräftigen meine Haltung. Die Rechnung, steigende Gewerbesteuern ergeben automatisch mehr Mittel für die Stadt, ist unzureichend und entspricht nicht der Realität.

Nach Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern muss die Frage erlaubt sein, ob die Halle in dieser Dimension sinnvoll ist. Ein Ersatz für die Buddenberghalle sollte realisiert werden, jedoch will ich kritisch hinterfragen, ob die beabsichtigte Variante die richtige Vorgehensweise in Betrachtung der wirtschaftlichen Verhältnisse ist. Einen kompletten Stopp der Maßnahme erachte ich nicht für sinnvoll. Entscheidend wird der Dialog zu den beteiligten Vereinen, Arbeitsgruppen und zur Bevölkerung sein.

Was läuft schon gut?

Die Frage ist schnell beantwortet, die Vielfalt von Menschen, Vereinen und die städtische Prägung mit ländlichem Idyll müssen erhalten bleiben. Die Bürgerinnen und Bürger machen Korntal-Münchingen zu einer tollen Stadt und für mich zu einem Ort, der den Begriff Heimat verdient.

Die Kandidaten stellen sich den Fragen

Bewerber
Sechs Männer wollen Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden. Unsere Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit, den vier aussichtsreichsten Bewerbern auf den Zahn zu fühlen. Beim Kandidaten-Talk unserer Zeitung am Mittwoch, 12. April, 19.30 Uhr, stellen sich in der Stadthalle Korntal der derzeitige Erste Beigeordnete Alexander Noak, der Münchinger Unternehmer Axel Felger, der Untermünkheimer Bürgermeister Matthias Groh und der parlamentarische Referent Steffen Kirsch den Fragen unserer Redakteure Stefanie Köhler und Thomas K. Slotwinski. Die Kandidaten werden ihre Motivation darlegen, warum sie Bürgermeister werden wollen und zum kontrovers diskutierten Ökopark Stellung nehmen.