Alexander Noak steht, den Grünen Heiner im Hintergrund, am Feldweg zwischen Korntal und Münchingen, wo auch der Jugendplatz ist. Er möchte die Identität der Stadtteile bewahren und sie räumlich verbinden. Foto: Simon Granville

Alexander Noak kennt das Korntal-Münchinger Rathaus aus dem Effeff, denn er ist der Erste Beigeordnete. Was will er als Bürgermeister anders machen?

Am Sonntag, 23. April, wählen die Bürgerinnen und Bürger von Korntal-Münchingen einen neuen Bürgermeister, nachdem Joachim Wolf (parteilos) nicht mehr antritt. Seine Nachfolge antreten möchten sechs Bewerber, die zur Wahl zugelassen wurden. Darunter ist auch Wolfs aktuelle Nummer zwei, der Erste Beigeordnete Alexander Noak. Wir haben allen Kandidaten die gleichen sieben Fragen gestellt.

Herr Noak, erzählen Sie kurz von sich.

Ich habe soeben mein 45. Lebensjahr vollendet und wohne mit meiner Frau Nicole, unseren zwei Kindern Leni (10) und Henri (8) sowie unserer Hundedame aus dem Tierschutz in Ensingen. Ich bin passionierter Bergsteiger und ziehe hieraus meine mentale Stärke. Ich bin parteilos und unterliege keiner Bindung. Das ist von Vorteil, denn so können sich Entscheidungen ausschließlich am Wohle der Stadt und ihrer Bürgerschaft orientieren. Im Rahmen meines Zivildienstes beim DRK habe ich mich bewusst für die individuelle Schwerstbehindertenbetreuung entschieden.

Danach folgte ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt mit Schwerpunkt auf Unternehmensführung in der öffentlichen Wirtschaft. Dies ermöglichte mir Einblicke in große Unternehmen der Privatwirtschaft. In den folgenden 20 Jahren führte mich mein Weg von Plochingen über Vaihingen/Enz und Lauffen nach Korntal-Münchingen. Seit 2017 bin ich Erster Beigeordneter. In meiner Verantwortung liegen das Personalwesen mit 450 Beschäftigten, Bildung, Betreuung und Familienarbeit, Kultur- und Jugendarbeit sowie Integrationsmanagement und Finanzverwaltung mit einem Haushaltsvolumen von 80 Millionen Euro.

Warum wollen Sie Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden?

In meinen fünf Jahren als Erster Beigeordneter habe ich den großen Vorteil, die Stadt in all ihren Facetten kennengelernt zu haben: die Verwaltung mit ihren Stärken und Schwächen, die Stadtteile in ihrer Individualität und dem Wunsch nach Gleichbehandlung. Korntal-Münchingen ist ein Teil meines Lebens geworden. Ich brenne für die Stadt, und ich fühle mich ihr verpflichtet. Deshalb ist es mir ein Herzenswunsch, aus der zweiten Reihe in die erste zu treten.

Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?

Um der allgemeinen Politikverdrossenheit, die auch im kommunalen Bereich Raum gewinnt, zu begegnen, will ich den Dialog mit der Bürgerschaft vertiefen. Mir ist es wichtig, die Identität der Stadtteile zu wahren und zu fördern. Gleichzeitig ist es wichtig, die Ortsteile gleichberechtigt als Einheit zu leiten. Ein Herzensthema ist mir, eine attraktive und sichere Fuß- und Radwegeverbindung zwischen den Ortsteilen zu schaffen.

Im Schutz der Umwelt und Natur erkenne ich eine kommunale Pflichtaufgabe. Bei allen städtischen Aufgaben und Projekten muss der Umwelt- und Klimaschutz mitgedacht werden. Im Sinne gelebter Nachhaltigkeit müssen folgende Punkte auf den Prüfstand: mögliche Energiesparmaßnahmen im öffentlichen Bereich, klimaneutrales Bauen und die Umweltverträglichkeit der Bebauungsplanungen, Begrünung der Ortskerne und Steigerung der Biodiversität.

Was sind die größten Probleme und Herausforderungen?

Wachstum mit Augenmaß, nicht um jeden Preis. Die Einwohnerzahl wird bis 2024 auf 21 500 ansteigen. Der Ausbau der Infrastruktur wie Kitas, Schulen, Straßen, ärztliche Versorgung muss Schritt halten, sonst kollabiert das System. Dringende Sanierungen stehen an bei Sporthallen und -plätzen, Kultureinrichtungen, Schulen und dem Bad. Krippen- und Hortbereiche gilt es auszubauen.

Die Ortszentren müssen attraktiver werden, um den Einzelhandel und die Gastronomie zu stärken. Die Finanzkraft der Stadt ist noch stabil. Bestandspflege und künftige Projekte zwingen uns aber, Optimierung- und Einsparpotenziale zu prüfen und weitere Einnahmequellen zu erschließen. Die Erhöhung von Steuern und Gebühren ist keine Option. Wir dürfen der Bürgerschaft keine weiteren Belastungen zumuten.

Sollten Sie gewählt werden: Was wollen Sie direkt anpacken – und warum?

Durch neue Organisationsstrukturen will ich die Verwaltung agiler gestalten. Zudem ist es mir wichtig, den Dienstleistungsgedanken zu stärken, mehr Einblick in das Verwaltungsgeschehen zu gewähren. Ich will Bewährtes fördern und dort Ballast abwerfen, wo es geboten ist.

Wie stehen Sie zum Ökopark nördlich von Müllerheim und Bau der neuen Multifunktionshalle in Münchingen?

Die Lagegunst für die Ansiedlung von Gewerbe ist in Korntal-Münchingen optimal. Aber im Fall einer weiteren Gewerbeansiedlung wird der Landwirtschaft und auch den Umweltinteressen viel abverlangt. Deshalb ist es mir wichtig, das Projekt ergebnisoffen anzugehen. Weil vielseitige Interessen zu diskutieren sind, plädiere ich für ein Bürgerforum. Eine Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass dringender Bedarf an einem weiteren Sporthallenangebot für Vereine und Schulen besteht. Dieses Vorhaben ist ein historisches Großbauprojekt. Es ist wichtig, es noch einmal in den Fokus zu nehmen, alle Fakten zusammenzutragen und erneut zu optimieren.

Was läuft schon gut?

Das Ehrenamt hat einen hohen Stellenwert. Vereine, Blaulichtorganisationen, politische Vereinigungen und Kirchen bieten Tradition und modernen Spirit. Soziale, demokratische und europäische Werte werden hier gepflegt. Respekt vor der Umwelt und die Liebe zur Natur prägen den Charakter unserer Stadt. Das sollte unverändert so bleiben.

Die Kandidaten stellen sich den Fragen

Bewerber
Sechs Männer wollen Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden. Unsere Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit, den vier aussichtsreichsten Bewerbern auf den Zahn zu fühlen. Beim Kandidaten-Talk unserer Zeitung am Mittwoch, 12. April, 19.30 Uhr, stellen sich in der Stadthalle Korntal der derzeitige Erste Beigeordnete Alexander Noak, der Münchinger Unternehmer Axel Felger, der Untermünkheimer Bürgermeister Matthias Groh und der parlamentarische Referent Steffen Kirsch den Fragen unserer Redakteure Stefanie Köhler und Thomas K. Slotwinski. Die Kandidaten werden ihre Motivation darlegen, warum sie Bürgermeister werden wollen und zum kontrovers diskutierten Ökopark Stellung nehmen.