Steffen Kirsch steht am Saalplatz beim Rathaus im Stadtteil Korntal. Der 41 Jahre alte CDU-Chef aus Remseck sagt, er sei überzeugt, ein frischer Blick von außen tue der Stadt gut. Foto: Simon Granville

Steffen Kirsch, 41 Jahre alt, will als Bürgermeister auch seine langjährige Erfahrung als Gemeinderat in Remseck nutzen. Was schwebt ihm vor?

Am Sonntag, 23. April, wählen die Bürgerinnen und Bürger von Korntal-Münchingen einen neuen Bürgermeister, nachdem Joachim Wolf (parteilos) nicht mehr antritt. Seine Nachfolge antreten möchten sechs Bewerber, die zur Wahl zugelassen wurden. Darunter ist auch der Remsecker CDU-Mann Steffen Kirsch. Wir haben allen Kandidaten die gleichen sieben Fragen gestellt.

Herr Kirsch, erzählen Sie kurz von sich.

Ich arbeite als Büroleiter und parlamentarischer Referent im Landtag. Studiert habe ich im Bachelor und Master Politikwissenschaft. Später habe ich an der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg den berufsbegleitenden Masterstudiengang Public Management absolviert, um für die Aufgabe eines Bürgermeisters noch besser gerüstet zu sein. In meinem Beruf bringe ich meine Stärken ein, die fundierte Analyse und das strategische und vernetzte Denken. Im Ehrenamt bin ich seit 14 Jahren Gemeinderat in Remseck, seit 2014 auch Vorsitzender der dortigen CDU-Fraktion. Ich bin seit 2017 mit meiner Frau verheiratet, wir leben in Remseck. Im Januar sind wir glückliche Eltern geworden, was eine faszinierende Perspektive auf die Welt bietet. Bei einer erfolgreichen Wahl möchten wir nach Korntal-Münchingen ziehen.

Warum wollen Sie Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden?

Ich glaube, zu Korntal-Münchingen zu passen. Mich reizt es, den Gestaltungsspielraum der Stadt zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger zu nutzen. Durch 14 Jahre Engagement als Gemeinderat habe ich Lust bekommen, im Hauptberuf Kommunalpolitik zu machen. Das macht mir Spaß, hier kann ich meine Stärken voll einbringen. Korntal-Münchingen hat eine tolle Ausgangslage und viel Potenzial, man muss es aber strukturiert angehen. Das Schöne dabei: Als Bürgermeister suchen Sie das Verbindende, nicht das Trennende. Das entspricht meinem Stil. Ich bin zudem überzeugt, ein frischer Blick von außen tut der Stadt gut.

Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?

Korntal-Münchingen ist eine tolle Stadt mit lebendigen Stadtteilen. Diese will ich fördern – damit der Charme und das Unverwechselbare nicht verloren gehen. Zu schnelles und zu viel Wachstum tun der Stadt und unserer Natur nicht gut. Generell müssen wir einen Schwerpunkt auf die Bestandspflege legen. Das beginnt bei der Integration der Neubaugebiete in die Stadtteile über die Pflege der Ortszentren bis zum stärkeren Kümmern um Handel und Gewerbe und die bestehenden Gewerbegebiete. Konkrete Handlungsschwerpunkte möchte ich mit dem Gemeinderat abstimmen und als Team angehen. Als Gemeinderat weiß ich, was es hierfür braucht. Nur gemeinsam kann Kommunalpolitik funktionieren, Transparenz und Kommunikation sind die Grundlage guter Zusammenarbeit.

Was sind die größten Probleme und Herausforderungen?

Finanzen sind zwar nicht alles, sie definieren aber den Handlungsspielraum. Die Stadt hat kein Einnahme-, sondern ein Ausgabenproblem. Deshalb müssen wir die Ausgabeseite, besonders das Bauen, finanziell in den Griff bekommen. Die Stadt ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Jetzt geht es darum, die Infrastruktur anzupassen. Wir müssen Zukunftsthemen wie Klimaschutz und Digitalisierung stärker und vor allem strukturiert angehen. Klimaschutz muss stets mitgedacht werden, und die Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitsweise der Verwaltung, sondern erlaubt auch mehr Transparenz. Dazu gehört auch, Serviceleistungen für die Gruppen anzubieten, die aus eigener Kraft nicht „digital werden“ können.

Sollten Sie gewählt werden: Was wollen Sie direkt anpacken – und warum?

Die Struktur im Rathaus ist nicht optimal. Es ist nicht so aufgestellt, dass die Angestellten effektiv arbeiten können. Organisatorische Veränderungen sind ein erster Schritt, um die Fluktuationsquote zu senken. Der Dialog ist mir sehr wichtig, ebenso ein offener und transparenter Politikstil. Ein Beispiel: Neben der Bürgersprechstunde will ich regelmäßige Gespräche auf den Wochenmärkten anbieten. Mich treibt die Situation in den Kitas und Schulen um. Insbesondere bei der Realschule sehe ich Handlungsbedarf, was die Sanierung angeht. Bei der Sporthalle am Freizeitbad sehe ich akute Handlungsnotwendigkeit. Wenn das Dach undicht ist, geht das zulasten der Gesamtsubstanz – ein Beispiel für Sparen an der falschen Stelle. Auch die Ausstattung der Bestandsgebäude mit Photovoltaik will ich vorantreiben als Baustein nachhaltiger, klimagerechter Politik.

Wie stehen Sie zum Ökopark nördlich von Müllerheim und Bau der neuen Multifunktionshalle in Münchingen ?

Ganz Korntal-Münchingen diskutiert über den regionalen Gewerbeschwerpunkt, ganz Korntal-Münchingen erwartet Antworten, was denn genau geplant ist. Ich plädiere für einen Faktencheck, um eine ergebnisorientierte Bewertung vornehmen zu können. Auch kann ich mir vorstellen, dass die Bevölkerung mit einem gut vorbereiteten Bürgerentscheid das letzte Wort hat. Angesichts des Planungsfortschritts der Halle und sehr hohen Zuschusses ist der Zeitpunkt für die Grundsatzdiskussion verstrichen. Die Vereine und Schulen brauchen die Halle zudem. Vorbehaltlich einer exorbitanten Kostensteigerung sollte sie daher realisiert werden.

Was läuft schon gut?

Das tolle ehrenamtliche Engagement in den Vereinen und Kirchen. Das möchte ich als Bürgermeister, auch mit einer guten Infrastruktur und persönlichen Ansprechbarkeit, weiter fördern.

Die Kandidaten stellen sich den Fragen

Bewerber
Sechs Männer wollen Bürgermeister in Korntal-Münchingen werden. Unsere Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit, den vier aussichtsreichsten Bewerbern auf den Zahn zu fühlen. Beim Kandidaten-Talk unserer Zeitung am Mittwoch, 12. April, 19.30 Uhr, stellen sich in der Stadthalle Korntal der derzeitige Erste Beigeordnete Alexander Noak, der Münchinger Unternehmer Axel Felger, der Untermünkheimer Bürgermeister Matthias Groh und der parlamentarische Referent Steffen Kirsch den Fragen unserer Redakteure Stefanie Köhler und Thomas K. Slotwinski. Die Kandidaten werden ihre Motivation darlegen, warum sie Bürgermeister werden wollen und zum kontrovers diskutierten Ökopark Stellung nehmen.