Eines der jüngsten Bauprojekte der WBL in Grünbühl. Foto: Simon Granville

Bezahlbare Wohnungen werden dringend gebraucht. Doch die Warteliste derjenigen, die eine suchen, ist trotz einiger Neubauprojekte sogar gewachsen.

Insgesamt 194 Mietverträge hat die kommunale Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) im vergangenen Jahr abgeschlossen – 95 im Mieterwechsel, 77 Erstvermietungen im Neubau und 22 für die Asyl-Anschlussunterbringung. Wer einen davon ergattert hat, kann sich glücklich schätzen. Das wurde bei der Präsentation des Jahresabschlusses der Gesellschaft im Wirtschaftsausschuss der Stadt Ludwigsburg deutlich.

Denn die Miete ist nach wie vor um einiges geringer als die, die auf dem freien Markt zu bezahlen ist. Für WBL-Wohnungen liegt die Durchschnittskaltmiete laut Geschäftsführer Andreas Veit bei 7,93 Euro pro Quadratmeter, mit öffentlicher Förderung bei 6,62  Euro je Quadratmeter. Zudem gibt es preisreduzierte Wohnungen des „Fair Wohnen“-Modells – hier kostet der Quadratmeter im Schnitt 8,83 Euro. Zum Vergleich: Laut Mietspiegel sind in der Barockstadt derzeit im Schnitt 11,30 Euro je Quadratmeter zu entrichten, wobei nach oben kaum Grenzen gesetzt sind.

WBL als gelebte Mietpreisbremse

Fast 2400 Mietwohnungen nennt die WBL ihr eigen, wovon 852 an einkommensschwache Haushalte vermietet sind. Generell, so Veit, läge die Miete von rund 2000 der Wohnungen unter dem Mittelwert. „Die WBL ist und bleibt eine gelebte Mietpreisbremse“, so der Geschäftsführer. Die Nachfrage kann mit den vorhandenen Wohnungen allerdings nicht gedeckt werden. Fast 1500 Interessenten stehen auf der Warteliste – 12,9 Prozent mehr als im Jahr 2021. Und dazu gehören immer mehr Haushalte mit mittlerem Einkommen.

Dabei baut die WBL, wo immer es möglich ist, und um die Mietwohnungen quer zu finanzieren, gehören auch einige Eigentumswohnungen dazu. Das hat unlängst einige privatwirtschaftliche Wohnbauunternehmer so gestört, dass sie vor den Kadi gezogen sind. Der Prozess ging für die WBL gut aus, weil die vor 70 Jahren gegründete Gesellschaft schon lange so agiert. Allerdings gab es die deutliche Warnung der Richter, den Verkauf von Eigentumswohnungen nicht weiter auszubauen. Das soll auch nicht geschehen, versicherte Veit. Im letzten Jahr wurden 107 Mietwohnungen neu errichtet – 39 im ersten Bauabschnitt des Jägerhofquartiers und 67 in Grünbühl im Teilbereich E. In beiden Gebieten werden noch weitere Wohnungen entstehen. Insgesamt sollen es im Jägerhofquartier 161 Wohnungen werden, die voraussichtlich Ende 2024 bezugsbereit sind, in Grünbühl kommen im nächsten Bauabschnitt 74 hinzu. Alles in allem sollen es dort einmal 420 neue Wohnungen sein.

Sicher sind nur die bereits begonnenen Gebäude

Allerdings, auch das machte Veit deutlich: „Die steigenden Baukosten und die weggefallene Landesförderung machen uns Sorgen. So kann kein neues Projekt zuverlässig geplant werden.“ Heißt: Aktuell können nur die bereits begonnenen Bauten zu Ende gebracht werden. Auch die Sanierung könne man aus eigenen Mitteln nicht so stark vorantreiben, dass das Ziel der Stadt, bis 2035 klimaneutral zu sein, erreichbar sei. Und das, obwohl die Stadt zumindest vorerst darauf verzichten möchte, die Gewinne, die die WBL gemacht hat, teilweise abzuschöpfen.

Da in der Stadt mittlerweile auch nahezu alle Baulücken geschlossen und alle ehemaligen Kasernen einer anderen Nutzung zugeführt worden sind, dürfte ein Ende der Bautätigkeit ohnehin absehbar sein. Das mahnte auch der CDU-Fraktionschef Klaus Hermann an: „Ludwigsburg ist attraktiv, aber es kann nicht jeder hierher kommen. Hier muss es in der Zukunft ein Wachstum mit Augenmaß geben.“

Wohnungsbau im Zwiespalt

Förderung
Dass im vergangenen Jahr die Fördergelder für Sanierungen gestoppt wurden, hat die WBL beim Jägerhofquartier nicht nur ein halbes Jahr Zeit gekostet, sondern auch knapp eine Million Euro mehr als ursprünglich veranschlagt.

Forderung
Klimaneutralität ist ein hehres Ziel, das sich auch die Stadt Ludwigsburg für 2035 vorgenommen hat. Doch sie kostet – angesichts gestiegener Baupreise mehr denn je. Etliche Gebäude im Bestand der WBL müssten dringend energetisch saniert werden. Doch die Kosten dafür können nicht oder nur sehr bedingt auf die Mieten umgelegt werden. Auch im Neubau sieht es nicht besser aus: Die neue Bundesförderung bietet schlechtere Konditionen und hat die Anforderungen nochmals erhöht.