Der BUND-Kreisverband wirft der Gemeinde vor, sich nicht an die Absprache zu halten, den Korridor der bedrohten Tierart freizuhalten. Das geplante Neubaugebiet in Oberstenfeld sei ein Störfaktor.
Oberstenfeld - Extrem enttäuscht“ ist der BUND-Kreisvorsitzende Stefan Flaig vom Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Der Rathauschef habe ihm versprochen, den Wildkatzenkorridor in der Kommune nicht weiter zu beeinträchtigen. Nun passiere genau das.
Flaig beruft sich auf eine Absprache, die er mit Kleemann vor zwei Jahren getroffen habe. Damals monierte der BUND, dass das geplante Neubaugebiet Dürren IV unterhalb der Burg Lichtenberg den Wildkatzenkorridor betreffe – am Ende schlossen BUND und Gemeinde Frieden. Eine Ausstellung zur Wildkatze im Bürgerhaus unterstrich den Konsens.
Wildkatzen nutzen Bachlauf, um sich fortzubewegen
Das Neubaugebiet Dürren IV ist immer noch nicht erschlossen, da auf dem 2,3 Hektar großen Gebiet noch Eidechsen vergrämt werden müssen. Doch die Nachfrage nach Wohnraum in Oberstenfeld ist hoch. Deshalb hat der Gemeinderat kürzlich den Weg für ein weiteres Neubaugebiet freigegeben. Im 2,4 Hektar großen Areal Am Krixenberg am südlichen Ortseingang sollen auf 51 Bauplätzen maximal 127 Wohneinheiten entstehen.
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Nach Meinung von Stefan Flaig, der dem Ludwigsburger BUND-Kreisverband vorsteht, rage dieses Areal viel zu nah an den Lauf des Heuerbachs heran. Die Wildkatzen nutzten den Bachlauf, um sich fortzubewegen. „Der Wildkatzenkorridor wird fast vollständig entwertet“, beschwert sich Flaig. Die vom Aussterben bedrohte Tierart brauche die Verbindung zwischen dem Stromberg und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. In Oberstenfeld müssen Tiere, die über die A 81 und den Wunnenstein vordringen, über das relativ dicht besiedelte Bottwartal gelangen. Je mehr Neubaugebiete es gibt, desto schwieriger wird diese Aufgabe.
Keine Eintragung im „Wildkatzenwegeplan“
Die Lage Oberstenfelds am Generalwildweg sei zwar nicht in der Wildkartierung eingetragen. „Wir lassen das aber durch ein Büro belegen“, sagt Flaig, der sauer ist, dass die Gemeinde das Neubaugebiet lange unter Verschluss hielt und es jetzt beschleunigt abwickeln will. Dabei müsse weniger auf den Umweltschutz geachtet werden.
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Ganz ohne den Artenschutz geht es aber nicht. Darauf weist der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann hin. So habe er ja untersuchen lassen, ob die Gemeinde auch zum Schutz der Wildkatze etwas unternehmen müsse, sollte das Neubaugebiet entstehen. Das Ergebnis: Die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) habe in ihren Karten dort keinen Wildkorridor verzeichnet. Und auch der BUND habe in seinem interaktiven „Wildkatzenwegeplan“ für das Gebiet Am Krixenberg nichts Konkretes eingetragen.
Baugebiet ist schon lange beschlossene Sache
„Im nächsten Verfahrensschritt werden wir die Träger öffentlicher Belange frühzeitig zum geplanten Vorhaben hören“, sagt Kleemann. Darunter befänden sich auch das Landratsamt Ludwigsburg mit der Naturschutzbehörde. „Etwaig vorgebrachte Einwendungen werden wir im Bebauungsplanverfahren selbstverständlich entsprechend abhandeln.“
Den Vorwurf von Stefan Flaig, er halte sich nicht an die einmal getroffene Absprache zum Wildkatzenkorridor, lässt der Bürgermeister nicht gelten. „Gerne würden wir dazu beitragen, den Lebensraumverbund für die wilden Tiere errichten zu helfen“, sagt Markus Kleemann. „Leider haben wir seit der Veranstaltung des BUND im März 2018 so gut wie nichts mehr dazu vom BUND gehört.“ Die Fläche, um die es beim Krixenberg gehe, sei schon sehr viele Jahre im Flächennutzungsplan für Wohnbebauung vorgesehen. Damit sei schon lange beschlossen, dass an dieser Stelle ein Baugebiet komme.