Ein zerstörtes Haus nach einem Hangrutsch in St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz in der Steiermark in Österreich Foto: Erwin Scheriau/APA/d/a

Die Hochwasserpegel in den Überschwemmungsgebieten in Österreich und Slowenien sinken. Doch immer mehr Erdrutsche werden registriert. Hunderte Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Eine Überblick über die aktuelle Lage.

Evakuierte Dörfer, ein Dammbruch, Hunderte Erdrutsche, große Gebiete sind überflutet, horrende Schäden: Die Situation in den Hochwassergebieten in Österreich und Slowenien ist weiterhin kritisch. Nun drohen auch in Kroatin, Tschechien und der Slowakei Überschwemmungen. Der Überblick über den aktuellen Stand der Lage:

Österreich

Ein zerstörtes Haus nach einem Hangrutsch in St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz in der Steiermark. Foto: APA/Erwin Scheriau/dpa
Manfred Harkam steht vor den Trümmern seiner Werkstatt nach einer Hangrutschung in St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz in der Steiermark in Österreich. Foto: APA/Erwin Scheriau/dpa
Eine Frau im überschwemmten Garten ihres Hauses bei Grafenstein. Foto: APA/Gerd Eggenberger/dpa

In den Überschwemmungsgebieten im Süden Österreichs bleibt die Lage weiter extrem angespannt. Zwar sind am Montagmorgen (8. August) in den Bundesländern Kärnten und Steiermark in den besonders betroffenen Gebieten die Wasserstände, andererseits bedrohten Erdrutsche Wohngebiete an mehreren Orten. Insgesamt mehr als 300 Menschen mussten in beiden Bundesländern wegen Erdrutschgefahr ihre Wohnungen verlassen.

Kärnten

In Kärnten waren am Sonntag (6. August) weiterhin fünf von zehn Bezirken von Überschwemmungen betroffen. Zwar wurden einige Straßensperren wieder aufgehoben, nachdem das Hochwasser abgeflossen war, infolge der Erdrutschgefahr wurden jedoch neue Sperren verhängt.

Bis Sonntagnachmittag gingen der Nachrichtenagentur APA zufolge in Kärnten rund 80 größere und von Geologen begutachtete Erdrutsche ab. Im Kärntner Bezirk Völkermarkt mussten wegen Erdrutschgefahr demnach bereits am Sonntag 213 Menschen ihre Häuser verlassen.

In St. Veit an der Glan mussten am Sonntagabend zehn Bewohner ihre Häuser verlassen, weil der Hang dahinter abzurutschen drohte. Es wurde auch eine Straßen gesperrt, weil ablaufendes Wasser sie unterspült hatte und die Straße teils weggebrochen war, wie die Polizei berichtet.

Am Sonntag war in Kärnten das erste Todesopfer der Unwetter entdeckt worden. Augenzeugen hatten nach Behördenangaben am Sonntagnachmittag gemeldet, dass ein Mensch im Bereich der Orte Zollfeld-Maria Saal von einem gesperrten Radweg aus in den Hochwasser führenden Fluss Glan gestürzt sei. Trotz einer groß angelegten Rettungsaktion habe das Unglücksopfer nur noch tot geborgen werden können.

Steiermark

In der Steiermark sanken ebenfalls landesweit die Pegel von Flüssen und Bächen, 82 Menschen waren jedoch auch hier von Evakuierungen betroffen. Derzeit werden lediglich noch die Flüsse Mur in der Landeshauptstadt Graz und die Mureck mit Alarmstufe gelb eingestuft.

Auch hier steigt jedoch die Erdrutschgefahr. Bis Sonntagvormittag waren 280 Erdrutsche erfasst worden, insbesondere im Südosten der Steiermark zerstörten die Erdmassen Wasserleitungen in mehreren Orten. In den Bezirken Leibnitz und Südoststeiermark wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Slowenien

Schwarzenbach: Ein überschwemmtes Gebiet ist auf einer Luftaufnahme zu sehen. Foto: AP/dpa
Schwarzenbach: Hochwasser fließt durch ein Wohnviertel. Foto: AP/dpa
Kamnik: Schlamm und Geröll sind nach heftigen Regenfällen entlang einer Straße zu sehen. Foto: Luka Dakskobler/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Slowenien kämpft derweil mit der schwersten Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes. Nachdem auch am Sonntag Hunderte Menschen wegen drohender Erdrutsche in Sicherheit gebracht wurden, steht nun die Schadensbeseitigung an. Dafür hat die Regierung in Ljubljana technische Hilfe der EU und Nato.

Die hohe Bodenfeuchtigkeit mache Erdrutsche wahrscheinlicher, warnt der Geologische Dienst Sloweniens. Akut in Gefahr waren am Sonntag weiterhin mindestens sechs Orte in Gebirgsregionen. Anton Preksavec, Bürgermeister des von Erdrutschen besonders schwer heimgesuchten Dravograd an der Drau, spricht von einer „Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes“.

Gigantische Schäden

Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Gesamtschaden auf mehr als 500 Millionen Euro. Betroffen seien vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude.

Viele Dörfer sind durch das Wasser und Geröll von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer versorgen Tausende per Hubschrauber mit dem Nötigsten. Der steigende Wasserstand der 450 Kilometer langen Mur bereitet besondere Sorgen – nicht nur in Slowenien, sondern auch in Kroatien. Die Mur entspringt in Österreich, fließt durch Slowenien und mündet in Kroatien in die Drau.

Tschechien

Die starken Regenfälle des Wochenendes lassen Flüsse auch in Tschechien und der Slowakei anschwellen. Am Oberlauf der Elbe bei Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) im Riesengebirge in Tschechien gilt inzwischen die erste, niedrigste Hochwasserstufe, wie die Agentur CTK meldet.

Meteorologen erwarten, dass das Wasser bis Montagmittag noch steigen werde. Der heftige Regen hatte am Samstag begonnen und schwächte sich Sonntagnachmittag ab, sollte im Norden und Nordosten des Landes aber andauern.

Slowakei

In der Slowakei traten am Samstag mehrere Bäche über die Ufer. Im Bezirk Roznava in der Mitte des Landes wurden in einigen Dörfern die Straßen, Gärten, Keller und Häuser unter Wasser gesetzt, wie örtliche Behörden mitteilten. Erst in der Nacht auf Sonntag konnte Entwarnung gegeben werden.

Das Slowakische Hydrometeorologische Institut (SHMU) in Bratislava rechnete damit, dass an diesem Wochenende extreme Mengen oder sogar Rekordmengen an Niederschlägen gemessen werden. Dementsprechend gespannt sei die Lage an Flüssen und Bächen.

Kroatien

Gestapelte Sandsäcke sind in Zagreb nach starken Regenfällen von Hochwasser umgeben. In Kroatien blieben die Katastrophenschützer wachsam. Foto: I/gor Soban/PIXSELL/XinHua/dp
Javorje: Die Luftaufnahme zeigt einen Blick auf die Überschwemmungen, die durch das Überlaufen des Flusses Sava in der Nähe von Zagreb verursacht wurden. Foto: I/Igor Soban/PIXSELL/XinHua/dpa

In Kroatien steigen derzeit die Pegelstände der aus Slowenien kommenden Flüsse. Als besonders gefährdet gilt das Dorf Mursko Sredisce an der Mur unmittelbar an der Grenze zu Slowenien.

Polen

Gewitter und heftige Regenfälle haben auch in in Polen zu Hunderten Feuerwehreinsätzen geführt. Im westpolnischen Gebiet Wielkopolska um Poznan (Posen) die höchste, rote Regenwarnstufe des polnischen Wetterdienstes IMGW. Allein dort musste die Feuerwehr der Agentur PAP zufolge etwa 200 Mal ausrücken.

Eine Gewitterfront mit drohendem Sturm und Hagel rückt auf die Hauptstadt Warschau zu. Etwa 100 Feuerwehreinsätze sind aus der Woiwodschaft Schlesien im Südwesten gemeldet.

Der Nordosten Polens hatte schon in der Nacht zu Sonntag ein schweres Gewitter abbekommen, ein weiteres droht. In der im Nordosten Polens liegenden Stadt Olsztyn warnen Meteorologen davor, dass Flüsse in dieser Region wegen des andauernden Regens über die Ufer treten könnten.