Landessprecher Lothar Maier: „Austritte mit Bezug auf die gegenwärtigen Turbulenzen im Landtag sind mir nicht bekannt geworden“. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Krise? Welche Krise? Die Mitgliederzahl der baden-württembergischen AfD wächst weiter, obwohl es im Landtag drunter und drüber geht.

Stuttgart - Die Querelen innerhalb der AfD im Landtag haben in Baden-Württemberg bislang keine negativen Auswirkungen auf die Zahl der Mitglieder – im Gegenteil. Wie die Landesgeschäftsstelle in Stuttgart auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, wuchs die landesweite Mitgliederzahl auch im Juni und Juli an.

Allein in den ersten Tagen des Juli habe man 117 Eintritte verzeichnen können, sagte eine AfD-Sprecherin. Dem stünden fünf Austritte gegenüber, bei denen es allerdings keine Hinweise darauf gebe, dass sie aufgrund der „derzeitigen Situation“ erfolgt seien. „Austritte mit Bezug auf die gegenwärtigen Turbulenzen im Landtag sind mir nicht bekannt geworden“, erklärte auf Anfrage auch AfD-Landessprecher Lothar Maier. „Die Mitgliederzahlen im Land und im Kreisverband Stuttgart sind weiter im Steigen“, so der Stuttgarter Stadtrat.

Insgesamt hat die AfD in Baden-Württembergs nach eigenen Angaben jetzt 3245 Mitglieder sowie 190 Fördermitglieder. Damit sei man zweitstärkster Landesverband nach Nordrhein-Westfalen.

Vermehrt „irritierte Nachfragen“

Auch der Stuttgarter Kreisverband verzeichnet weiter hin eine rege Nachfrage nach einer Mitgliedschaft. Mittlerweile liege man bei etwas mehr als 200 Mitgliedern, erklärte ein Sprecher des Kreisverbands.

Damit habe man die Delle, die durch den Austritt von Parteigründer Bernd Lucke und seinen Anhängern Mitte vergangenen Jahres entstanden war, wieder mehr als ausgeglichen. Allerdings gebe es vermehrt „irritierte Nachfragen“ der Mitglieder bezüglich des Zustands der Partei. Die Mitglieder hofften, dass sich die führenden Vertreter der Partei wieder zusammen rauften.

Bernd Klingler, der in Stuttgart Sprecher des Kreisverbands und der Stadtratsfraktion seiner Partei ist und kürzlich in erster Instanz wegen Untreue verurteilt wurde, gibt sich weiterhin zuversichtlich, dass die Partei all die Affären und Querelen unbeschadet übersteht: „Erst gestern bei der Kreisvorstandssitzung haben wir wieder sechs Mitglieder aufgenommen“, sagte er am Dienstag. „Auch Veranstaltungen sind stets sehr gut besucht.“ Sein Fazit: „Die Menschen wollen eine Alternative in der Politik.“

Bei den Wählern im Sinkflug

Die AfD in Baden-Württemberg wird seit Wochen von einem Richtungsstreit erschüttert. AfD-Fraktionschef Jörg Meuthen hatte vergangene Woche mit 13 weiteren Abgeordneten die Fraktion verlassen, weil in der insgesamt 23-köpfigen Gruppierung keine Zweidrittelmehrheit für einen Ausschluss des Singener Abgeordneten Wolfgang Gedeon zustande kam. Gedeon wird vorgeworfen, in Büchern antisemitische Thesen verbreitet zu haben. Inzwischen ist auch er aus der AfD-Fraktion ausgetreten.

Die restlichen acht Abgeordneten der ursprünglichen Fraktion werfen Meuthen überstürztes Handeln und einen schlechten Führungsstil vor. Im September werden beide Lager auf einem Sonderparteitag die Entscheidung in dem internen Machtkampf suchen: Dann soll der Vorstand neu gewählt werden. Es wird damit gerechnet, dass einige der Mitglieder aus dem Lager, das unterliegen wird, dann die Partei verlassen.

In bundesweiten Meinungsumfragen wirken sich die Querelen allerdings sehr wohl negativ aus: Die AfD fiel bei der Sonntagsfrage zuletzt auf zehn Prozent der Stimmen.