Bernd Klingler im Amtsgericht Bad Cannstatt: Richterin Karin Langner glaubte ihm in den entscheidenden Punkten kein Wort und verurteilte ihn zu einer Bewährungsstrafe Foto: Martin Stollberg

Die AfD-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat hat ein Problem: Ihr Vorsitzender Bernd Klingler ist am Dienstag wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Gleichwohl beteuert er seine Unschuld und hofft auf die Unterstützung seiner „Kameraden“.

Stuttgart - Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat, Bernd Klingler (48), ist am Dienstag wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt worden.

Das Amtsgericht in Bad Cannstatt sah es als erwiesen an, dass Klingler, als er noch die FDP im Gemeinderat anführte, in den Jahren 2013 und 2014 rund 23 500 Euro aus der Fraktionskasse nahm und für private Zwecke ausgab, unter anderem den Kauf eines Autos. Die Beteuerungen Klinglers, er habe damit Werbematerial für die Fraktion finanziert, bezeichnete Amtsrichterin Karin Langner als unglaubhaft.

Klingler kündigte an, das Urteil voraussichtlich anfechten zu wollen: es sei unfair und hart. Bei einer Berufung würde der Fall vor dem Landgericht erneut aufgerollt.

Fraktion berät über Konsequenzen

Ob Klingler die Berufungsverhandlung noch als Fraktionschef der Alternative für Deutschland (AfD) erleben wird, dürfte an diesem Mittwoch entschieden werden. Am Nachmittag trifft sich die vierköpfige Fraktion, um über das Urteil zu beraten.

Klingler will offenbar an seinem Amt festhalten. Er sprach davon, dass er wegen eines „Vergehens“ verurteilt worden sei, dass es ihm zum Glück weiterhin erlaube, sein Ehrenamt als Stadtrat auszuüben. Im Unterschied zu seinen früheren Parteifreunden von der FDP, denen er eine Intrige vorwirft, gebe es in der AfD „noch Kameraden“. Möglicherweise werden ihm aber seine neuen Parteifreunde kameradschaftlich empfehlen, sein Amt doch abzugeben. Klinglers Fraktionskollege Eberhart Brett, der sich die einstündige Urteilsverkündung am Vormittag anhörte, wollte anschließend jedenfalls kein Treuebekenntnis zu seinem Vorsitzenden mehr ablegen. „Ich bin ganz erschüttert und muss jetzt erst mal einen Kaffee trinken“, sagte er. Später erklärte sich die Fraktion und der Kreisverband in einer Pressemitteilung mit Klingler „solidarisch“.