„Wir müssen den stickigen Stuttgarter Treibhauskessel dringend lüften“, fordert derGmünder OB-Richard Arnold von der Stuttgarter CDU. Foto: dpa

Der OB-Wahlkampf in der Landeshauptstadt beginnt turbulent und steckt voller Überraschungen, wie die Bewerbung der Grünen Veronika Kienzle zeigt, kommentiert Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Gesucht wird ein neuer Oberbürgermeister für Stuttgart oder eine Oberbürgermeisterin. Das Anforderungsprofil lautet: „Die vergangenen Jahre waren für unsere Landeshauptstadt verlorene Jahre. Jetzt brauchen wir keinen braven Verwalter. Und selbst ein ordentlicher Gestalter reicht noch nicht. Wir brauchen einen mutigen Entdecker für das Neuland, das vor uns liegt. Jemand, der die Menschen mitreißt, der Emotionen wecken kann, der auch scheinbar altbackene Themen mit neuen, modernen Inhalten füllen kann.“

Geschrieben hat dieses Anforderungsprofil nicht die Stuttgarter Stadtverwaltung. Verständlicherweise. Sondern Richard Arnold, der Gmünder OB, der bis Mittwoch als CDU-Favorit für die Oberbürgermeisterwahl im November gehandelt worden ist. Enthalten sind diese Sätze in einem Brief Arnolds an die Stuttgarter CDU, in dem er seine Absage erklärte. Sie hätten sich auch als Wahlprogramm geeignet, doch mutmaßlich mit Rücksicht auf die Ambitionen seines Stuttgarter Parteifreundes Stefan Kaufmann hat Arnold auf eine Bewerbung verzichtet. Sein Anforderungsprofil für den nächsten Stuttgarter OB jedoch behält Gültigkeit.

Arnolds Hallo-Wach-Brief

Seit Donnerstag zeichnet sich ab, auf wen die Stuttgarterinnen und Stuttgarter diese Maßstäbe außer auf die bisherigen Martin Körner (SPD) und Marian Schreier (unabhängig) anwenden können: zunächst auf Veronika Kienzle (Grüne). Ihr Name taucht überraschend im Kreis der Kandidaten auf. Nach den Absagen prominenter Parteifreunde, angefangen vom Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir bis zur Landtagspräsidentin Muhterem Aras, wurde der Suchlauf der Grünen immer lokaler – und landete am Ende bei der Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, zweifellos einer Stuttgart-Kennerin und immerhin eine Grüne, die sich traut. Bei der CDU, so ist anzunehmen, klärt sich der Nebel ebenfalls in Kürze auf.

Aus Bürgersicht wird die spannende Frage der nächsten Wochen und Monate sein: Wer von diesen Bewerbern kann den „stickigen Stuttgarter Treibhauskessel lüften?“, wie Richard Arnold in seinem Hallo-Wach-Brief forderte. Oder anders gefragt: Wer von ihnen kann Stuttgart?

jan.sellner@stzn.de