Weichei, Warmduscher, Sockenschläfer, Glatzenföner, Flenner: Der softe Mann ist in der Umgangssprache nicht wohlgelitten. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: Memme.

Stuttgart - Der Keiser leszt sich melken wie eine Memme“ („Der Kaiser läßt sich melken wie eine Memme“). Der Satz stammt aus den Tischreden Martin Luthers, die erstmals 1566 gedruckt wurden. In einem Gedicht von Gottfried August Bürger von 1778 heißt es: „Ich bin gar ein armer Wicht, / Bin die feigste Memme, / Halten Durst und Hungerqual / Mich in Angst und Klemme.“

Amme, Mamme, Memme

Das Schimpfwort Memme ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich und meint einen weichlichen, ängstlichen Menschen. Es leitet sich vom spätmittelhochdeutschen „Memme“ oder „Mamme“ab , was Mutterbrust und stillende Mutter bedeutet. Von daher kommt auch das Wort Amme, ein Lallwort aus der Kleinkindersprache.

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Memme oder Macho?

Die Memme ist demnach ein Mannsbild, das sich ängstigt wie ein Weibsbild. An diesem Beispiel zeigt sich, wie sehr Sprache irren kann. Nicht die Frauen sind es, die bei jedem Pups jammern, sondern die Männer.

Frauen halten einfach mehr aus und sind taffer. Sie erdulden Schmerzen und gebären, sie putzen und schrubben, kochen und erziehen. Und nebenbei haben sie einen harten Job, bedienen ihre Männer, wenn diese nach der Arbeit völlig fertig nach Hause kommen, und müssen auch noch deren Launen und Männerschupfen aushalten.

Gender-Mainstreaming

Diese Rollenverteilung hat sich auch im postmodernen Gender-Mainstreaming, in dem die unterschiedlichen sozialen Lebenssituationen und Interessen von Männlein und Weiblein eine Rolle spielen, nicht nachhaltig geändert. Man(n)ist der Wehleidigere. Mehr Memme als Macho.