Matthias Hönes hofft, dass es bei der Aktion nur Gewinner gibt. Foto: Eva Herschmann

Matthias Hönes führt im Wirtshaus am Alten Postplatz in Waiblingen einen Einheitspreis ein. Von Montag an bekommen die Gäste vier Wochen lang alle Gerichte auf der Speisekarte für eine sehr niedrige Summe - plus freiwillige Spende für den guten Zweck.

Wo allerorten alles immer teurer wird, ist die Aktion von Matthias Hönes, Vollblutgastronom aus Waiblingen, ein finanzieller Lichtblick in kostspieligen Zeiten. Von Montag an bietet er vier Wochen lang in seinem Wirtshaus am Alten Postplatz in Waiblingen alle Speisen auf der Karte zum Einheitspreis von 6,90 Euro an – plus einer freiwilligen Spende in einer vom Gast gewählten Höhe, die Matthias Hönes gleichmäßig auf drei ausgesuchte Hilfsorganisationen verteilen wird: das Kinderhospiz Pusteblume, den Tafelladen Waiblingen und die Streunerfreunde Lugoj-Romania.

Wie viele Wirte hat sich Matthias Hönes über die Mehrwertsteuererhöhung für die Gastronomie geärgert, zumal die Branche schon durch Corona und Inflation arg gebeutelt ist. Dass seit Januar wieder 19 statt sieben Prozent gelten, wollte Hönes, der auch die Restaurants CBC in Fellbach und Waiblingen sowie den CBC-Biergarten im Schützenhaus in Korb betreibt, nicht einfach hinnehmen. Schon gar nicht wollte er die Teuerung einfach auf seine Gäste übertragen. Und er hat eine findige Lösung gefunden, die er als Win-win-Situation bezeichnet.


Sonst kostet der Rostbraten fast 29 Euro

Einen Rostbraten, der sonst fast 29 Euro kostet, für nicht einmal sieben Euro zu servieren scheint auf den ersten Blick eine gewagte Angelegenheit. Doch bei der Preisfindung ist der erfahrene Gastronom kaufmännisch vorgegangen. „Ich habe den durchschnittlichen Warenwert angesetzt und nehme es in Kauf, dass ich mit dem Essen in den Aktionswochen kein Geld verdiene.“ Denn an der Zusammensetzung der Speisekarte, der Größe der Portionen oder an der Qualität der Ware werde absolut nichts geschraubt, verspricht Matthias Hönes. „Beides gibt es in gewohnter Manier.“ Die fürs Geschäft – und die Personalkosten – notwendigen Einnahmen, so denkt er, werde er über die Getränke verdienen.

Mit der Rechnung kommt auch die Spendenbox an den Tisch. Die pekuniären Gaben, die die Gäste dann aus freien Stücken fürs Essen noch obendrauf legen, wird Hönes eins zu eins und je zu einem Drittel an die drei Hilfsorganisationen und Vereine weitergeben. Es sei keine Pflicht zu spenden, sondern ein Appell, sagt der Wirt. „Statt dem Staat die Mehrwertsteuer direkt abzuführen, spende ich doch viel lieber Geld an Vereine und Einrichtungen, die Sinnvolles tun, hinter denen ich stehen kann und die es zudem auch nötig haben.“ Und die Spenden sind für den Gastronomen zu 100 Prozent absetzbar.

Matthias Hönes will aber nicht nur ein Steuersparmodell mit Spenden fürs Gemeinwohl kombinieren. Er möchte außerdem mit der Aktion das Ausgehen wieder attraktiver machen. Er hofft, dass mit dem zivilen Einheitspreis, der bis zum 17. März den ganzen Tag, an jedem Wochentag sowie an den Wochenenden im Waiblinger Wirtshaus gilt, sich auch mal wieder Menschen und Familien ein Essen im Restaurant leisten können, denen es im Normalfall zu teuer ist. „Das würde ich mir wirklich wünschen.“

Schon einmal hat der Wirt erfolgreich eine ähnliche Aktion organisiert. Im vergangenen April rief er im Wirtshaus am Alten Postplatz, das 160 Sitzplätze hat, die Aktion „Preise wie vor 20 Jahren“ aus. Den Rostbraten gab es für 11,90 Euro, „und die Leute sind uns die Bude eingerannt“. Auf eine ähnlich große Resonanz hofft er wieder, zumal diesmal vom Salat über Pizza und Schnitzel bis zum Dessert alles gleich wenig kostet. „Das Ganze muss natürlich im Lokal und in der Küche entsprechend koordiniert werden. Reservierungen sind deshalb erwünscht. Wir wollen schließlich keine Massenabfertigung, sondern dass unsere Gäste zufrieden sind“, sagt Matthias Hönes.

Zwiebelrostbraten als Geschäftsmodell?

Die Aktion in dieser Form sei wohl einmalig in Deutschland, erklärt der Gastronom, der sich beim Rechtsbeistand der Dehoga Baden-Württemberg, dem Verband für Hotellerie und Gastronomie im Land, abgesichert hat. „Es ging um die Frage, ob das, was ich mache, steuerlich legal ist – und das ist es“, sagt Matthias Hönes. So verrückt, wie sie zunächst klingt, ist die Einheitspreis-Aktion also gar nicht. „Es ist ein geschlossenes System“, sagt Matthias Hönes. Der Gastronom könnte sich durchaus vorstellen, dass – sollte der Testlauf im Waiblinger Wirtshaus am Alten Postplatz erfolgreich sein – er daraus ein Geschäftsmodell für die Zukunft macht. „Und ich würde mich freuen, wenn andere die Idee kopieren würden.“ Schließlich sei es eine Aktion, bei der es nur Gewinner gibt.