Oft rennt der achtjährige Jan (li.) seinem älteren Bruder voraus. Durch den Herzschrittmacher kann Tim (Mitte) nicht so schnell. Maike Schlor hat sich daran gewöhnt. Foto: Julia Bosch

Weil er einen Herzfehler hat, braucht Tim Schlor aus Filderstadt für manche Dinge etwas länger. Deshalb benötigt er in der Schule Unterstützung – und jemanden, der ihn im Notfall beschützt. Denn auch spielerische Prügeleien können gefährlich für den Elfjährigen sein.

Filderstadt - Nur eine ganz feine Narbe auf der Brust und eine minimale Erhebung auf dem Bauch lassen erahnen, dass Tim Schlor nicht wie andere Elfjährige ist. Drei Tage nach seiner Geburt in der Filderklinik stellten Ärzte fest, dass der Junge einen Herzfehler hat; Fallot-Tetralogie heißt der Fachbegriff. Mit drei Monaten musste Tim Schlor zum ersten Mal operiert werden, ein Jahr später erneut. Weil sein Herz nicht im regulären Sinusrhythmus schlägt, wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt – im Bauchbereich; dies macht man bei Kindern so. In den kommenden Jahren wird er einen größeren Herzschrittmacher brauchen, der dann auf Brusthöhe kommt.

Die zwei Operationen als Baby und der Herzschrittmacher hatten und haben Konsequenzen: Obwohl Tim Schlor ein intelligenter und aufgeweckter Elfjähriger ist und am Ende der vierten Klasse auch eine Gymnasialempfehlung bekam, braucht er für manches etwas länger. Zum Beispiel zum Lesen, Schreiben oder zum Ausfüllen von Arbeitsblättern. „Durch den Herzfehler ist Tim etwa ein Jahr entwicklungsverzögert. Und durch den langsameren Herzrhythmus ist er insgesamt etwas langsamer und gemütlicher.“ So erläutert es seine Mutter Maike Schlor (40).

Für manches braucht Tim länger

Und weil Tim Schlor etwas mehr Zeit benötigt als Gleichaltrige, braucht er auch in der Schule Hilfe. Nach den Sommerferien wechselt er von der Grundschule Bonlanden in die Gotthard-Müller-Schule in Bernhausen; eine Gemeinschaftsschule. Damit er im Unterricht mitkommt, suchen seine Eltern und die Lebenshilfe Esslingen nach einem Schulbegleiter oder einer Schulbegleiterin für ihn.

Bereits Ende der dritten Klasse erhielt er für seine restliche Grundschulzeit zwei Helferinnen, die ihn abwechselnd unterstützten. „Weil ich nicht so schnell lesen kann, haben die beiden mir dabei geholfen. Manchmal haben sie auch für mich mitgeschrieben, wenn ich nicht hinterherkam oder mir bei Aufgaben geholfen“, erzählt Tim Schlor. Die meiste Zeit hätten die beiden Schulbegleiterinnen neben ihm gesessen, manchmal hätten sie bei Bedarf aber auch anderen Schülern geholfen.

Prügeln ist zu gefährlich

Weil die eine Schulbegleiterin Förderlehrerin an der Grundschule in Bonlanden ist, kann sie die Begleitung von Tim nicht weiter übernehmen – das Hin- und Herfahren wäre zu aufwendig. Die andere bisherige Begleiterin übernimmt auch künftig wieder sieben Stunden, der Elfjährige benötigt aber an 20 Stunden pro Woche Hilfe. Deshalb sucht die Lebenshilfe nach jemandem, der 13 Stunden in der Woche an der Seite von Tim Schlor sein kann.

„Für mich ist es eine große Erleichterung, dass ich weiterhin einen Schulbegleiter bekomme“, sagt Tim Schlor. Er beschreibt, was derjenige tun muss: Den Weg zur Schule und zurück stemmt er alleine; Tim fährt mit dem Fahrrad. Auch beim Essen braucht er keine Hilfe. Dafür ist es wichtig, dass die Schulbegleiter auch in den Pausen nach ihm schauen. „Weil ich den Herzschrittmacher habe, darf ich mich auf keinen Fall prügeln, da der sonst beschädigt werden könnte. Das müssen auch die anderen Kinder beachten.“

Interesse für Lego wäre von Vorteil

Außerdem muss Tim im Sportunterricht aufpassen: Zum einen ist er konditionell eingeschränkt und kann deshalb nicht längere Zeit am Stück schnell rennen. Zum anderen gibt es manches, das ihm aufgrund des Herzschrittmachers verboten wurde: Reckturnen geht nicht, das Spiel Karottenziehen, bei dem alle auf dem Bauch auf dem Boden liegen und sich gegenseitig an den Beinen wegziehen, geht auch nicht. Und auch das unter Kindern beliebte Spiel Hamburger, in dem – einfach gesagt – alle Kinder aufeinander liegen, ist zu gefährlich für ihn. Alles andere ist kein Problem, sagt Tim Schlor.

Spezielle Anforderungen an seinen künftigen Begleiter hat der Elfjährige nicht. „Er oder sie muss nett sein“, sagt er. „Und vielleicht auch mal in der Pause ein Spiel mit uns spielen.“ Seine Mutter Maike Schlor ergänzt, dass es praktisch wäre, wenn derjenige von den Fildern kommen würde. Dann fällt Tim Schlor doch noch etwas ein: Wenn der Helfer ein gewisses Interesse für Lego hätte, wäre das cool, sagt er und grinst.

Wer Tim Schlor helfen will, kann sich an die Lebenshilfe Esslingen wenden, die ab dem neuen Schuljahr, 9. September, einen Schulbegleiter für den Jungen sucht. Wer Interesse an der Stelle hat, kann sich für weitere Auskünfte an Frank Wagner und Astrid Schlese wenden. Telefon: 0711/93 78 88 39, Mail: schulbegleitung@lebenshilfe-esslingen.de.