Öko- oder konventioneller Strom, lautet die Frage für den Hemminger Rat. Foto: dpa

Lieber etwas für die Umwelt tun – oder in Zeiten knapper Kassen etwas Geld sparen? Vor dieser Entscheidung stand der Hemminger Gemeinderat, als es um die künftige Stromversorgung ging.

Hemmingen - Hemmingen rühmt sich gern als Bioenergiedorf. Schließlich stehen auf der Gemarkung der Gemeinde gleich vier Anlagen, die aus Biomasse Energie erzeugen. Die öffentlichen Gebäude werden fast alle mit Wärme und Strom aus diesen Kraftwerken versorgt, und auch der restliche kommunale Strombedarf inklusive Straßenbeleuchtung wird seit Anfang 2014 mit Ökostrom gedeckt. Die Frage, ob das auch in den Jahren 2017 und 2018 so bleiben soll, hat im Gemeinderat am Dienstag eine Diskussion ausgelöst.

Seit 2014 nimmt die Gemeinde an einer Bündelausschreibung teil. Auch für 2017 und 2018 bietet ein privater Dienstleister eine solche Ausschreibung der Stromlieferung wieder an. Geschätzte 2400 bis 4000 Euro mehr müsste die Gemeinde so mehr bezahlen, als wenn sie auf herkömmlichen Strom setzen würde – eine nicht allzu hohe Summe, könnte man meinen. Während Wolfgang Stehmer von der SPD sich für den weiteren Bezug von Ökostrom einsetzte, äußerte Rüdiger Teufel grundlegende Zweifel. Angesichts der angespannten Haushaltslage – bedingt durch den Einbruch der Gewerbesteuer – plädierte der CDU-Rat dafür, konventionellen Strom zu bevorzugen. „Wir leisten ohnehin einen Beitrag zur Ökologie, weil die öffentlichen Gebäude ans Blockheizkraftwerk angeschlossen sind“, sagte Teufel. „Braucht man da noch Ökostrom?“

Widerstand bei Freien Wählern und SPD

Bei den anderen Fraktionen stieß Teufel damit jedoch weitgehend auf Widerstand. „Ich glaube, dass man als Gemeinde auch beim Strom vorangehen sollte“, sagte etwa Wolfgang Gerlach von den Freien Wählern. Stehmer zeigte sich „ausnahmsweise einig“ mit Gerlach: „Man kann sich nicht als Ökodorf der Zukunft feiern lassen, aber bei 2400 Euro zittern.“ Die Gemeinde sei auf einem „guten Weg“. Jörg Haspel (Freie Wähler) fügte hinzu, konventioneller Strom bedeute auch Atomkraft, womit wiederum Abfälle verbunden seien. Die sollte weder die Gemeinde noch er als Privatperson produzieren.

Teufel musste sich schließlich geschlagen geben: Die einzige Gegenstimme bei der Entscheidung kam von ihm, hinzu kam eine Enthaltung, ebenfalls aus den Reihen der Christdemokraten.

Auch Hemmingens Nachbarkommunen setzen mehrheitlich auf den Strom aus ökologischen Quellen. Gerlingen und Korntal-Münchingen nutzen seit zwei Jahren für alle öffentlichen Einrichtungen Ökostrom. In Korntal-Münchingen steht das weitere Vorgehen in der Sitzung des Gemeinderats am 4. Februar auf der Tagesordnung. Wenn es nach der Verwaltung geht, setzt die Kommune weiterhin zu 100 Prozent auf die umweltverträglichere Stromvariante. Auch Ditzingen nutzt für die Versorgung öffentlicher Einrichtungen voll auf Ökostrom. Der wird von den Stadtwerken geliefert.