Das Kraftwerk Gaisburg von der Ulmer Straße aus gesehen: rechts die alten Gebäude und Schornsteine, links hinter dem Förderband die neuen, kleineren Schornsteine. Foto: Jürgen Brand

Ende 2018 soll das neue Gasheizkraftwerk in Gaisburg in Betrieb gehen, gerade wurden die Schornsteine dafür gebaut. Bis jetzt ist völlig offen, was ab 2019 mit dem bisherigen Kraftwerksgebäude und mit den alten Schornsteinen geschieht. Das ärgert die Anwohner sehr.

S-Ost - Die Schornsteine des neuen Gasheizkraftwerks Gaisburg stehen – und jetzt fragen sich viele Anwohner in den angrenzenden Stadtbezirken, also im Stuttgarter Osten und auch in Wangen, wie es ab 2019 mit den dann nicht mehr genutzten Kraftwerksgebäuden und auch -schornsteinen weiter geht. Viele hoffen, dass die 160 und 125 Meter hohen alten Schornsteine und auch die gewaltigen alten Gebäude, die die Ansicht des Neckartals in diesem Bereich dominieren, abgerissen werden. Daran ist – zumindest bis jetzt – aber noch nicht gedacht.

Jetzt blicken die Anwohner auf vier Schornsteine

Das neue Gasheizkraftwerk Gaisburg wird deutlich kleiner als das bisherige Kohleheizkraftwerk. Mit dem Bau der beiden neuen Schornsteine vor wenigen Tagen wird deutlich, um wie viel kleiner die neue Anlage wird. Die neuen Zwillingsschornsteine sind 80 Meter hoch und damit nur halb so hoch und auch deutlich dünner als der höchste alte Schornstein mit seinen 160 Metern höhe. Auch die neuen Kraftwerksgebäude werden um ein Vielfaches kleiner als die bestehenden. Das neue Kraftwerk soll Ende 2018 in Betrieb genommen werden, das bestehende Kraftwerk wird dann abgeschaltet und nicht mehr benötigt.

Ein Anwohner aus dem Stuttgarter Osten wollte von der EnBW (Energie Baden-Württemberg) wissen, ob und wann die alten Schornsteine abgerissen würden. Die Antwort: „Die beiden alten Schornsteine werden nach sicherer Übernahme des Betriebes durch die Neuanlage nicht mehr genutzt, jedoch nicht entfernt werden.“ Das hatten sich die Anwohner anders vorgestellt und befürchten nun, künftig vier Schornsteine vor der Nase zu haben.

Wohnen am Neckar ist dort unwahrscheinlich

Eine erneute Nachfrage bei der EnBW brachte eine andere Formulierung: „Im Moment gibt es keine Pläne für einen isolierten Rückbau, zumal die alten Anlagen ja bis zur vollständigen Inbetriebnahme der neuen Anlagen sowieso weiterlaufen müssen. Aber im Rahmen einer – wie immer auch gearteten – Nachnutzung wird das natürlich ein Thema werden.“

Das Kraftwerksgelände am Langwiesenweg direkt gegenüber dem Großmarkt, der schon zum Stadtbezirk Stuttgart-Wangen gehört, liegt am östlichen Ende des riesigen EnBW-Areals, das sich von dort die Bundesstraße und den Neckar entlang bis zum alten Wasserwerk im Stadtteil Berg beim Leuze hinzieht und auch das gesamte Gaswerk-Gelände beim Gaskessel umfasst. Im Zuge des Kraftwerksneubaus werden als erstes die Flächen der bisherigen Kohlehaldenzwischen dem neuen Umspannwerk an der Gaisburger Brücke und dem Förderband zum Neckar hin. Für die künftige Nutzung dort gibt es beispielsweise den Wunsch für Wohnen am Neckar. Das dürfte allerdings wegen der Bundesstraße und dem unmittelbar benachbarten Kraftwerk eher unrealistisch sein. Andere Vorschläge reichen von einer Erweiterung des Gewerbegebiets Gaisburg bis zu einer Art Technikpark.

Wie die alten Kraftwerksgebäude nachgenutzt werden könnten, ist noch völlig offen. Ein Abriss dürfte teuer und nicht ganz einfach sein. Noch ist auch unklar, ob die EnBW die frei werdenden Gebäude und Flächen selbst weiter nutzt, sie verpachtet oder sie zum Beispiel an die Stadt verkauft. Diese Themen dürften im neuen Jahr intensiv diskutiert werden.