Die Projektleiterin Diana van den Bergh inspiziert einen der bereits gelieferten 70 Tonnen schweren Heizkessel (Bild oben). Die Kammern für die riesigen Gasmotoren sind bereits fertig, geliefert werden die Motorriesen im Februar (Bild unten). Foto: Jürgen Brand

Die heiße Bauphase für das neue Gasheizkraftwerk Gaisburg steht unmittelbar bevor. Dann werden jeden Tag bis zu 300 Arbeiter die neue Anlage montieren. Am 30. Dezember 2018 soll das Kraftwerk offiziell in Betrieb gehen.

S-Ost - Diana van den Bergh ist auf der Baustelle neben dem Kraftwerk Gaisburg ganz in ihrem Element. Seit fast vier Jahren plant sie das neue Gasheizkraftwerk der EnBW, das hier gerade entsteht. Und wenn sie beim Baustellenrundgang eine Zahl ausnahmsweise mal nicht sofort parat hat, rechnet sie beispielsweise das künftige Fassungsvermögen eines geplanten neuen Tanks mit Hilfe von Durchmesser und Höhe blitzschnell im Kopf aus.

 

Die Gründungspfähle sind sechs Meter lang

Noch stehen der neue Wärmespeicher oder die neuen Tanks nicht, aber es hat sich schon viel getan auf der Baufläche zwischen dem alten Kraftwerk und den alten, inzwischen leeren Öltanks. Da gar nicht so tief im Untergrund eine für Bauprojekte immer heikle Gipskeuperschicht verläuft, die bei eindringendem Wasser aufquellen kann, durfte für die Gründung des neuen Kraftwerksbaus nicht tief in die Erde gegraben werden. Deswegen ruhen die bereits fertigen Fundamentplatten für die Neubauten auf insgesamt 600 jeweils maximal sechs Meter langen Pfählen. Sie tragen künftig beispielsweise den geplanten 39 Meter hohen Wärmespeicher, der damit knapp doppelt so hoch wird wie die noch stehenden alten Öltanks. Mit dem Bau des Speichers wird im November begonnen.

Auf einer anderen bereits fertigen Bodenplatte wenige Meter entfernt lasten aber schon mehrere 100 Tonnen Stahl auf den Pfählen. Anfang Oktober wurden fünf der insgesamt sechs großen Kessel vom Hersteller in den Niederlanden per Schiff zum Stuttgarter Hafen und von dort per Schwertransport nach Gaisburg gebracht. Dort sind die riesigen Heizkessel bereits verankert, in ihnen wird später einmal das Wasser für die Fernwärmeversorgung erhitzt. Jeder einzelne wiegt leer 70 Tonnen, später, mit Wasser gefüllt, werden es 120 Tonnen pro Kessel sein.

Motor der besonderen Art: 20 Zylinder, 10.000 kW

Direkt neben den Kesseln ist das bis jetzt einzige schon sichtbare Gebäude in die Höhe gewachsen. Es wird das einzige Gebäude aus Stahlbeton der künftigen Kraftwerksanlage sein – und das hat seinen Grund. In den drei großen Hallen des Gebäudes werden später einmal drei riesige Gasmotoren stehen, jeder 15 Meter lang, vier bis fünf Meter hoch, mit 20 Zylindern und einer Leistung von 10 000 Kilowatt. Der Stahlbeton ist nötig, damit man den Lärm der Motorriesen später draußen nicht gar so laut hört. Die Motoren sollen im Februar angeliefert werden.

In einer anderen Ecke der Baustelle wird man bei den Erklärungen von Diana van den Bergh direkt an die Dieselaffäre erinnert. Im neuen Tanklager wird auch ein großer Harnstofftank entstehen. Im neuen Kraftwerk wird – wie in Dieselmotoren – der Stickoxid-Ausstoß mit Hilfe von Harnstoff verringert. Geschummelt werden kann damit in dem neuen Gasheizkraftwerk aber nicht. „Das wird bei uns kontinuierlich gemessen und aufgezeichnet“, sagt die Projektleiterin lachend.

Im Mai fängt die Inbetriebsetzung schon an

Der Zeitplan für das neue Kraftwerk ist ehrgeizig. Spatenstich war im April, mit der sogenannten Inbetriebsetzung der Anlage, die in mehreren Schritten mehrere Monate dauern wird, soll im Mai 2018 begonnen werden. Das bedeutet, dass die eigentliche heiße Bauphase kurz bevor steht. Wenn mit dem Stahlbau und der parallel laufenden Technikinstallation begonnen wird, werden zeitweise bis zu 300 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt sein. In diese Zeit wird auch die Montage der neuen Schornsteine fallen, die mit 80 Metern gerade einmal halb so hoch wie der bisherige höchste Kraftwerksschornstein sein werden.

Wenn die Inbetriebsetzung des neuen Gasheizkraftwerks wie geplant verläuft, ist für Dezember 2018 ein vierwöchiger Probetrieb geplant. Großes Ziel von Diana van den Bergh ist, dass das neue Kraftwerk seinen Betrieb offiziell am 30. Dezember 2018 aufnimmt. Erst dann kann das alte Kraftwerk abgeschaltet werden. Und erst dann wird auch das große Kohlelager in Richtung Gaskessel Geschichte sein.