Ud wieder mal heißt es: Streik im ÖVNP. Busse stehen auf einem Betriebshof der hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra (Archivbild vom 14. März 2023). Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Der mehrtägige GdL-Streik der Lokführer ist beendet, da begint schon der nächste Ausstand im Verkehr. Verdi erhöht bundesweit den Druck bei den Verhandlungen für den Öffentlichen Nahverkehr – auch im Südwesten. Der Warnstreik am Freitag zehrt erneut an den Nerven vieler Fahrgäste. 

Pendler in Deutschland müssen sich am Freitag (2. Februar) auf erhebliche Einschränkungen gefasst machen. Die Gewerkschaft Verdi hat ganztägige Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr in fast allen Bundesländern angekündigt. Bayern ist ausgenommen, weil dort derzeit nicht verhandelt wird.

In rund 80 Städten kommen erhebliche Einschränkungen auf Fahrgäste zu: Busse, U- und Straßenbahnen bleiben meist ganztägig im Depot.

Warum streikt Verdi?

Bus- und Straßenbahnfahrer versammeln sich am während des ganztägigen Warnstreiks auf dem Betriebshof des Schweriner Nahverkehr (Archivbild vom 25. November 2023). Foto: dpa/Jens Büttner

Aktuell verhandelt Verdi in allen Bundesländern außer Bayern parallel über bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsbetriebe. Die Gespräche betreffen der Gewerkschaft zufolge mehr als 130 kommunale Unternehmen in Städten und Landkreisen sowie insgesamt 90 000 Beschäftigte – rund 6500 davon in Baden-Württemberg. Verhandelt wird zwar in allen Bundesländern gleichzeitig.

Inhaltlich geht es aber um unterschiedliche Forderungen. Im Südwesten will Verdi unter anderem erreichen, dass die Arbeitszeit schrittweise abgesenkt wird und sich die Bus- und Bahnfahrer Arbeitszeiten bei Verspätungen vollständig anrechnen lassen können.

Zudem fordert die Gewerkschaft eine Schichtzulage für den Fahrdienst. Das gebe es bislang nicht, heißt es seitens der Gewerkschaft, obwohl Beschäftigte in diesem Bereich zu unterschiedlichen und belastenden Zeiten ihren Dienst beginnen oder beenden würden.

Wo müssen sich Fahrgäste auf Einschränkungen bei Bussen und Bahnen einstellen? Eine Übersicht über die Bundesländer:

Baden-Württemberg

Betroffen von dem ganztägigen Arbeitskampf sind in Baden-Württemberg:

  • Karlsruhe
  • Heilbronn
  • Freiburg
  • Baden-Baden
  • Esslingen
  • Konstanz
  • Stuttgart: Im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) stehen die gelben Busse und Stadtbahnen sowie die Zahnrad- und Seilbahn der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) sowie die Busse des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE) still. Nicht betroffen vom Warnstreik sind die S- und Nebenbahnen sowie die Busse in den Verbundlandkreisen. Auch die Busse von Privatunternehmen, die im Auftrag der SSB auf den SSB-Linien fahren, sind unterwegs.

Vor Ort finden demnach in der Regel Streikversammlungen statt. In den sieben Städten bleiben die Fahrzeuge also weitgehend im Depot: Verdi rechnet damit, dass keine Busse und Bahnen fahren. Ob einzelne Linien der bestreikten kommunalen Verkehrsunternehmen doch bedient werden oder ob es Ersatzfahrpläne geben wird, ist noch unklar. Sicher ist aber: Von dem Warnstreik sind im Südwesten erneut Hunderttausende Menschen betroffen.

Schleswig-Holstein und Hamburg

In Hamburg sollen mehr als 2000 Beschäftigte der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein VHH ganztägig ihre Arbeit niederlegen. Über einen Warnstreik bei der Hamburger Hochbahn hat ver.di noch nicht entschieden. Dort soll in der laufenden Tarifrunde über einen neuen Manteltarifvertrag verhandelt werden.

Mecklenburg-Vorpommern

Verdi will am Dienstag (30. Januar) entscheiden, ob auch in Mecklenburg-Vorpommern gestreikt wird – eventuell auch am Sonnabend oder Sonntag. Die Gewerkschaft wolle am Dienstagmittag bekannt geben, wann, wie und wo sie ihre Mitglieder aufruft, die Arbeit niederzulegen.

Bremen und Niedersachsen

Betroffen sind sechs kommunale Betriebe in Niedersachsen und eines in Bremen. In Niedersachsen sollen die Beschäftigte der Braunschweiger Verkehrsgesellschaft, der Göttinger Verkehrsbetriebe, von Osnabus und SWO-Mobil in Osnabrück, Stadtbus Goslar, Üstra Hannover sowie der Wolfsburger Verkehrsgesellschaft ihre Arbeit niederlegen, in Bremen die Arbeitnehmer der Bremer Straßenbahn AG.

Hessen

Betroffen sind in Hessen Städte Kassel, Wiesbaden, Frankfurt und Offenbacht. Zum Streik aufgerufen sind die Fahrer von Bussen, sofern diese öffentlich betrieben werden, außerdem von U-Bahnen und Straßenbahnen.

Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz sind sämtliche Betriebe und Standorte der KRN-Kommunalverkehr Rhein-Nahe GmbH, der Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH, der Stadtwerke Pirmasens Verkehrs-GmbH, der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Verkehrs-AG und der SWT AöR der Stadt Trier betroffen.

Saarland

Im Saarland wird schon ab Donnerstagabend (1. Februar) gestreikt. Betroffen sind die Busse der Saarbahn und die Saarbahn Netz GmbH in Saarbrücken, die Neunkircher Verkehrsgesellschaft (NVG), FSN Fahrzeugservice Neunkirchen, die Völklinger Verkehrsbetrieben (VVB) und den Kreisverkehrsbetrieben Saarlouis (KVS) und Lebach sowie die Subunternehmer in den jeweiligen Betrieben.

Nordrhein-Westfalen

Die Warnstreiks werden am Freitagmorgen beginnen. Neben Pendlern sind unter anderem auch Schüler von den Warnstreiks betroffen, die üblicherweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Schulen fahren. Das NRW-Schulministerium verweist darauf, dass trotz des ganztägigen Warnstreiks die Schulpflicht gilt.

Die Arbeitsniederlegung betrifft den Gewerkschaftsangaben unter anderem die Duisburger Verkehrsgesellschaft, die Rheinbahn (Düsseldorf), WSW mobil (Wuppertal), Stadtwerke Solingen GmbH (Solingen), Stadtwerke Remscheid GmbH (Remscheid), die Kölner Verkehrs-Betriebe, Stadtwerke Bonn GmbH (SWB), die Ruhrbahn (Essen) und die Stadtwerke Münster.

Berlin und Brandenburg

Der Warnstreik wird in Berlin von Betriebsbeginn am frühen Morgen bis 10 Uhr dauern. In Brandenburg werde der ÖPNV ganztägig bestreikt. Bei den Verhandlungen in Berlin geht es um den Manteltarifvertrag für den Nahverkehr (TV-N). Es werden also die Arbeitsbedingungen verhandelt, nicht die Löhne und Gehälter.

In Brandenburg will Verdi 20 Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr für die Beschäftigten im Nahverkehr rausholen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. In Brandenburg betrifft der Tarifkonflikt Verdi zufolge 15 kommunale Verkehrsunternehmen mit insgesamt rund 3500 Mitarbeitern.

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

In Sachsen werden die Beschäftigten der kommunalen Verkehrsunternehmen in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau am Freitag ganztägig streiken.

In Sachsen-Anhalt werden die kommunalen Verkehrsunternehmen in Dessau, Halle, Magdeburg und dem Burgenlandkreis bestreikt.

In Thüringen sind die kommunalen Verkehrsunternehmen in Erfurt, Gera, Jena, Mühlhausen, Nordhausen, Sondershausen, Suhl/Zella-Mehlis, Weimar, dem Landkreis Weimarer Land und dem Saale-Holzland-Kreis betroffen.