Der Schäferlauf in Markgröningen kann mit „historischem Zigeunerwagen“ starten. Was der streitbare Bürgermeister mit dem von Ludwigsburg zu tun hat, liest man in der Kolumne.
Ludwigsburg - Dann ist ja wieder alles gut: Der Zentralrat der Sinti und Roma hat den Streit über den Zigeunerwagen beim Markgröninger Schäferlauf auch offiziell für „erledigt“ erklärt. Unwillkürlich muss man an den guten, alten Friedrich Schiller und seinen Aphorismus denken: „Stets ist die Sprache kecker als die Tat.“
Dies gilt nun aber gewiss nicht für den Bürgermeister Rudolf Kürner aus Markgröningen, der als tapferer Siegfried im Bürgermeistersprengel gilt. Sein Bad im Drachenblut war sozusagen der jahrelange Kampf um die Drehleiter für seine Feuerwehr: Das Landratsamt wollte eigentlich nur 185 000 Euro Zuschuss zahlen. Doch Kürner wollte mehr, nämlich das doppelte. Er wandte sich streitbereit ans Regierungspräsidium – und bekam recht.
Gerechtigkeit muss schon sein
„Ich bin kein Streithansl“, bekennt Kürner. Aber wenn etwas gegen seinen Gerechtigkeitssinn verstößt, kann er schon mal zu einem schwäbischen Sturschädel werden. Jetzt hat er also seinen „Zigeunerwagen“ auf dem Schäferlauf durchgesetzt. Wenn auch mit dem Zusatz historisch und mit viel diplomatischen Worten in Richtung Zentralrat, der zunächst keck erschien, es dann aber eher mit Schillers Sanftmut hielt. Eine weitere Kerbe am Henrystutzen von Rudolf Kürner?
Nicht immer war der Markgröninger Schultes indes so erfolgreich. Als er vor etlichen Jahren den „Schäferlaufwein“ herausgegeben hat, flatterte doch tatsächlich eine Klage ins Haus: Die Rechte am Begriff „Schäferlauf“ hatte sich irgendein findiger Prozesshansel gesichert. Der Verweis auf über 500 Jahre Schäferlauftradition zog da nicht – die Stadt musste zahlen. Findig hat man den Betrag mit den anderen württembergischen Schäferlaufstädten Bad Urach, Wildberg und Heidenheim aufgeteilt– jeder musste 500 Euro berappen. Dass Heidenheim später – „schändlicherweise“, wie Kürner findet – den Schäferlauf aufgegeben hat, ist eine andere Geschichte.
Der Dieselgipfel finanziert das Bähnle?
Selten um eine offene Feldschlacht verlegen ist auch der Ludwigsburger OB Werner Spec. Knitz wie er ist, hat er gleich die Hände nach Geld aus Berlin ausgestreckt. Der so genannte „Dieselgipfel“ hat nämlich 500 Millionen Euro erbracht, mit denen die Luft in den Städten verbessert werden soll. So reist Spec ins Verkehrsministerium nach Stuttgart und will Vorschläge einreichen. Ideen gibt es viele: Könnte man nicht die geplante Elektro-Busflotte damit finanzieren? Oder eine intelligente Ampelschaltung? Oder gar – man höre und staune – die Bahnstrecke nach Markgröningen?
Da dürfte dann wieder Rudolf Kürner ganz große Ohren bekommen haben. War der doch von Spec’ langjähriger Ablehnung einer SSB-Stadtbahn in seine Kommune eher weniger begeistert. Vielleicht fügt sich so doch noch alles. Um mit Friedrich Schiller zu enden: „Sieh vorwärts, Werner, sie nicht hinter dich.“ Gemeint war war Werner Stauffacher aus „Wilhelm Tell“, dem Beschützer der Armen. Passt aber auch auf „unseren“ Werner.