Nach sechs Jahren Renovierung strahlt der Kursaal in neuem Glanz. Foto: Achim Zweygarth

Der Kursaal in Bad Cannstatt ist fertig saniert und wird als Bürgerhaus betrieben. Am Sonntag, 10. November, ist Tag der offenen Tür.

Bad Cannstatt - Cannstatter Narren fuhren zum Küblerball in die Sängerhalle, Schulbälle und Konzerte konnten nicht stattfinden, zumindest nicht im Großen Kursaal. Sechs Jahre lang herrschte in Bad Cannstatt verkehrte Welt. Vor allem die Vereine haben darunter gelitten, dass das denkmalgeschützte Gebäude im Herbst 2007 wegen Einsturzgefahr geschlossen wurde. „Es war eine ungewöhnlich lange Bauzeit“, gibt der Erste Bürgermeister Michael Föll zu. Dafür sei der Kursaal nun schöner als je zuvor in seiner 176-jährigen Geschichte: „Es ist ein funkelnder Diamant, der bis nach Stuttgart strahlt“, sagte der Kämmerer bei einem Rundgang durch das generalsanierte Ensemble, das am Freitagabend von Oberbürgermeister Fritz Kuhn offiziell als Bürgerhaus eröffnet wird.

14 Millionen Euro sind in die Renovierung geflossen

Ein solches Juwel hat auch seinen Preis: 14 Millionen Euro sind in die Renovierung des von Nikolaus von Thouret errichteten Gebäude geflossen: Rund fünf Millionen Euro kostete der Bau einer Tiefgarage mit 85 Stellplätzen, circa eine Million wurde in die Außenanlagen investiert. Als größter Batzen schlug mit acht Millionen Euro die Sanierung des Kursaals samt Foyer zu Buche, sagte Ulrich Klenk, Leiter des Hochbauamts: „Heizung, Lüftung und Stromleitungen wurden ebenso erneuert wie die Beleuchtung, die sanitären Anlagen, die Verteilküche und die Bühnentechnik.“

Bei der Gestaltung des 66 Meter langen Saales zählten Funktionalität und Optik: Der Platz für 740 Personen bietende Saal kann mittels Trennwänden dreigeteilt und so für unterschiedlich große sowie mit Einschränkungen mehrere parallele Veranstaltungen genutzt werden. „Drei Musikveranstaltungen sind zeitgleich natürlich nicht möglich“, so Föll. Über einen Wandelgang aus Glas und Stahl sind alle Saalteile unabhängig voneinander zu erreichen. Gleichzeitig machten die Glasfronten die Säle und das ehemals dunkle, enge und muffige Foyer hell und freundlich, sagte der Architekt Vassilios Manthos von der Architektengruppe Eckert, Manthos und Tagwerker: „Wichtig war, den eigenständigen Charakter jedes Saales zu erhalten, ohne zu Tode zu restaurieren.“ So seien Unebenheiten in den angedeuteten klassizistischen Säulen belassen worden.

Vorgesehen ist eine gemischte Nutzung

„Entstanden ist ein modernes, flexibel nutzbares Gebäude“, fasst Klenk zusammen. Mit dem Kleinen Kursaal sowie dem Thouretsaal und dem Daimlerzimmer habe Bad Cannstatt nun für jede Gelegenheit die passenden Räume, sagte Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle und zeigte sich zuversichtlich, dass das maximal erlaubte jährliche Defizit von 300 000 Euro nicht überschritten werde: „Die Nachfrage ist gewaltig, sowohl von Vereinen als auch von anderen potenziellen Nutzern.“

Vorgesehen ist eine gemischte Nutzung: Montag- bis Mittwochabend sollen laut dem Cannstatter Bezirksvorsteher Thomas Jakob Vereine die Räumlichkeiten auch für den Übungsbetrieb nutzen können. Tagsüber sowie von Donnerstag bis Sonntag sollen sowohl Veranstaltungen von Vereinen als auch solche kommerzieller Anbieter im Kursaal über die Bühne gehen. Für die Vereine ist dies deutlich günstiger: „Kommerzielle Anbieter bezahlen 1,35 Euro Miete pro Quadratmeter, Vereine nur 45 Cent“, sagt die neue Leiterin des Kursaals, Beate Niebuhr. Vereine hätten zusätzlich die Möglichkeit, eine Freiveranstaltung pro Jahr anzumelden, bei der ihnen 550 Euro samt Umsatzsteuer erstattet würden.

Etwas gedulden müssen sich die Vereine aber, bis der reguläre Übungsbetrieb beginnen kann: Noch fehlt die zentrale Schließanlage, sie wird für spätestens Anfang Dezember erwartet. „Wir hoffen, dass von Januar an alles den regulären Gang geht“, sagt Jakob. Die Bauarbeiter werden allerdings auch dann noch beschäftigt sein. Noch muss eine Quelle saniert werden, erst dann kann der Brunnenhof fertiggestellt werden, der im Sommer auch für Veranstaltungen nutzbar sein soll.

Termin: Am Sonntag, 10. November, ist von 11 bis 16 Uhr Tag der offenen Tür im Kursaal, Königsplatz 1. Rund 40 Vereine stellen sich vor, zu jeder vollen Stunde gibt es Führungen.