Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links, Bündnis 90/Die Grüne) und der CDU-Herausforderer für die kommende Landtagswahl Guido Wolf (rechts) reichen sich am vor Beginn des Wort-Duells im Theaterhaus in Stuttgart die Hände. Foto: dpa

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche streiten Ministerpräsident Kretschmann und CDU-Herausforderer Wolf im Duell. Inhaltlich gibt es wenig Überraschungen - kämpferisch zeigen sie sich dieses Mal beide.

Stuttgart - Es erinnerte an die lautstarken, amerikanischen Präsidentschaftswahlkämpfe: Als Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und CDU-Herausforderer Guido Wolf (CDU) am Mittwochabend zum Duell nacheinander die Bühne im Theaterhaus Stuttgart betraten, überschlugen sich die beiden jeweiligen Lager in Begeisterungsstürmen.

Ein Großteil der rund 900 Plätze im ausverkauften Haus war ganz offensichtlich an CDU- und Grünen-Anhänger gegangen. Sie gaben ihren Spitzenmännern auch in den folgenden 100 Minuten immer wieder lauthals Schützenhilfe.

Kretschmann und Wolf stritten in dem live im Internet übertragenen Duell vor allem über Bildung-, Flüchtlings- und Wirtschaftsthemen. Sie gaben aber auch auf Fragen des früheren „Nachtcafé“-Moderators Wieland Backes und des ehemaligen SWR-Chefredakteur Michael Zeiß Auskunft zu etwas schwierigeren, persönlichen Themen. Im Vergleich zu dem 45 Minuten langen „Streitgespräch“ des Südwestrundfunks (SWR) in der vergangenen Woche trat Wolf nicht ganz so offensiv auf, während sich Kretschmann dieses Mal weniger von seinem Kontrahenten in die Defensive drängen ließ, besser vorbereitet und kämpferischer schien.

Kommunikationswissenschaftler attestiert ein Unentschieden

Der Kommunikationswissenschaftler von der Universität Hohenheim, Frank Brettschneider, hatte den beiden Kandidaten nach dem SWR-Auftritt noch ein Unentschieden attestiert. Am Mittwochabend sah er aber Kretschmann im Vorteil. Der Regierungschef habe mit seiner Leistungsbilanz argumentiert und auch klassische Grünen-Themen angesprochen. „Wolf hat es da schwerer, weil die CDU in der Flüchtlingsfrage gespalten ist“, bilanzierte er mit Blick auf die unterschiedlichen Linien von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer in dieser Frage.

„Auffällig war, wie offensiv Kretschmann Brücken zu den CDU-Anhängern gebaut hat, die den Merkel-Kurs unterstützen“, sagte der Experte. „Er bezeichnete die Bundeskanzlerin als „erfahrene Krisenmanagerin“ und lobte sie deutlich.“ Kretschmann versuche, der CDU Wähler abzujagen. Beim Bildungsthema - hier ging es vor allem um die von Grün-Rot eingeführte Gemeinschaftsschule - dürfte nach Brettschneiders Einschätzung hingegen Wolf seine Anhänger sehr gut mobilisiert haben.

Das Rennen ist weiterhin offen

Je weiter das Duell fortschritt, desto heikler wurden die Fragen. CDU-Spitzenkandidat Wolf (54) musste erklären, warum seine Ehefrau, die mögliche künftige First Lady, im Wahlkampf bislang kaum in Erscheinung getreten ist. Das Paar ist kinderlos, Wolfs Frau selbstständige Unternehmerin. „Ich erwarte nicht, dass sie ihren eigenen Weg opfert, um nur an der Seite ihres Mannes, der seinen politischen Weg geht, zu sein.“

Der 67 Jahre alte Kretschmann wurde mit der Beobachtung konfrontiert, dass er manchmal müde wirke. Das stritt dieser gar nicht ab. „Aber amtsmüde bin ich nicht“, sagte der Grüne auch mit Blick auf Vermutungen, er wolle nach einer Wiederwahl gar nicht die vollen fünf Jahre regieren.

Wer bei der Landtagswahl das Rennen macht, ist weiter völlig offen. Nach einer am Donnerstag vom ZDF veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen liegt die CDU nun bei 34 Prozent - ein mageres Ergebnis angesichts dessen, dass Wolf einst mal „40 Prozent plus X“ als Wahlziel ausgegeben hat. Die Grünen stehen nun zwar bei 28 Prozent.

Da die SPD aber mit 15 Prozent weiter im Keller hängt, reicht es so für die Fortsetzung von Grün-Rot nicht, zumal die Alternative für Deutschland (AfD) nach diesen Zahlen mit 11 Prozent in den Landtag einziehen und die dortigen Kräfteverhältnisse zusätzlich durcheinanderwirbeln würde. Nach Brettschneiders Ansicht kann sich bis zur Wahl aber noch viel ändern: „Entscheidend ist am Ende, was in den letzten zwei bis drei Wochen passiert.“