Sandra Luz aus Plattenhardt ist Konditormeisterin und träumt von der Selbstständigkeit. Das scheitert aber bislang an einem Arbeitsraum. Foto: Caroline Holowiecki

Viele Menschen träumen von der Selbstständigkeit. So leicht ist das aber gar nicht, wie das Beispiel einer Konditormeisterin aus Plattenhardt zeigt.

Plattenhardt - Sahne, Fondant und Creme, obendrauf Marzipanfiguren – für Sandra Luz kann es am süßen Büfett gar nicht pompös genug sein. Die 33-Jährige ist Konditormeisterin, hat als Berufsschullehrerin Einsteiger ausgebildet. Aktuell ist sie in einer größeren Bäckerei tätig, das Arbeitsverhältnis endet jedoch demnächst.

Ihr Traum: sich selbstständig machen mit einer Bestell-Konditorei inklusive Onlineshop für individuelle Torten- und Kuchenkreationen. Mehrstöckige Hochzeitstorten, Thementorten, Torten zur Taufe, für Partys – je aufwendiger desto besser. Außerdem schwebt ihr vor, Marzipanfiguren an Bäckereien zu liefern. „Ich habe ein Talent und eine Leidenschaft für das Feine und Spezielle entwickelt“, sagt sie. Vieles habe sie sich selbst angeeignet.

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Die Preise für Gewerbeflächen in der Region sind hoch

Die Fertigkeiten und die Ideen sind vorhanden, am Businessplan arbeitet die Plattenhardterin aktuell. „Ich glaube, der Bedarf ist da.“ Was Sandra Luz aber fehlt, ist der geeignete Arbeitsplatz. Eine geflieste Küche mit einem Wasserablauf am Boden, mit Waschbecken, Lager und Toilette bräuchte sie. Idealerweise sollten auch Öfen und Kühlschränke da sein, denn „die Geräte sind sehr teuer, da ist man locker mit 20 000 Euro dabei. Das ist für michals Start-upschwierig“, erklärt sie.

Gerd Kistenfeger, der Sprecher der Handwerkskammer, betont, dass durchaus Flächen zu finden seien. „Wenn Sie durch unsere Städte und Gemeinden gehen, sehen Sie immer wieder Läden oder Werkstätten, die leerstehen.“ Allerdings: In der Region seien die Preise hoch. „Die Frage ist immer, kann ich mir das betriebswirtschaftlich leisten.“ Grundsätzlich gelte: je zentraler, desto teurer, und Parkraum sei knapp, vor allem in guten Lagen. Hinzu kommt, dass im Lebensmittelhandwerk nicht jede Fläche geeignet ist. „Der Gesetzgeber tut gut daran, das zu regeln“, sagt Gerd Kistenfeger.

Die Wirtschaftsförderung hilft mit Know-how und Kontakten

Sandra Luz ist vor etwa einem Jahr nach Filderstadt gezogen. „Der Liebe wegen“, sagt sie. Ursprünglich stammt sie aus dem Reutlinger Raum, die vergangenen zehn Jahre hatte sie bei München gelebt und auch gearbeitet. „Jetzt ist der Start hier etwas holprig“, sagt sie. Trotz wochenlanger Suche sei sie bislang nicht fündig geworden, doch um einen Arbeitsraum komme sie nicht herum. Die Anforderungen an die Hygiene seien hoch. Als Konditorin hantiere sie mit sensiblen Lebensmitteln, laut Gesundheitsamt dürfe sie nicht in ihrer privaten Küche backen.

Helfen kann die Filderstädter Wirtschaftsförderung mit Know-how und Kontakten. „Das gilt auch für das Thema Gewerbeflächen“, sagt Eva-Maria Jörg, die Leiterin des Referats für Wirtschaft und Marketing. Einen Überblick über privat und öffentlich Verfügbares finde man auf dem Portal der Region Stuttgart, das über die städtische Homepage verlinkt sei. „Kleinere Flächen werden jedoch eher selten inseriert“, sagt sie. Hier erfolge die Kontaktaufnahme oftmals direkt über die Stadt. „Da uns seit Ende letzter Woche sogar zwei Anfragen von Konditormeister und -meisterinnen aus Filderstadt vorliegen, werden wir die potenziellen Gründer und Gründerinnen bei Bedarf auch vernetzen“, sagt sie. Über das Projekt „Mach es!“, in dem neun Kommunen im Kreis Esslingen Gründungswilligen ein Beratungspaket anbieten, sei in Filderstadt zudem im Juni das erste Gründerfrühstück geplant.

Sandra Luz sucht derweil weiter. Sie hofft, dass sie bald fündig wird und ihren Traum umsetzen kann. Sie seufzt. „Der Valentinstag läuft jetzt davon, das nächste wäre Ostern.“

Info Kontakt zu Sandra Luz aufnehmen kann man per E-Mail an suessekunst2022@web.de.