Auf dem Podium: Siegfried Deuschle, Beate Bulle-Schmid, Stefan Conzelmann, Moderatorin Angelika Grupp, Gerhard Veyhl, Andrea Münch und Bernd Klingler (von links) Foto: Maira Schmidt

An diesen beiden Punkten scheiden sich nicht nur die Geister, sondern vor allem auch die Kandidaten für den Gemeinderat. Das ist jetzt bei einem Podiumsgespräch im Kursaal in Bad Cannstatt deutlich geworden.

Bad Cannstatt - Zwei Themen scheinen den Kommunalwahlkampf in Bad Cannstatt zu dominieren: der Radstreifen entlang der Waiblinger und Nürnberger Straße und der autofreie Marktplatz. An diesen beiden Punkten scheiden sich nicht nur die Geister, sondern vor allem auch die Kandidaten für den Gemeinderat. Das wurde bei einem Podiumsgespräch deutlich, zu dem der Gewerbe- und Handelsverein – Verein für Dienstleistung und freie Berufe in Bad Cannstatt kürzlich in den Kursaal geladen hat. Auf dem Podium saßen Bernd Klingler (FDP), Andrea Münch (Grüne), Gerhard Veyhl (Freie Wähler), Stefan Conzelmann (SPD), Beate Bulle-Schmid (CDU) und Siegfried Deuschle (Linke).

Es wurde über verschiedene Cannstatter Brennpunktthemen diskutiert. Bei der geplanten Wohnbebauung im Neckarpark waren sich die Kandidaten weitestgehend einig. Das Vorhaben wird fraktionsübergreifend befürwortet, lediglich die FDP würde an diesem Standort lieber ein Dienstleistungszentrum sehen. Beim autofreien Marktplatz dagegen bezogen die Lokalpolitiker Stellung. So machte Klingler deutlich, dass der Bezirk ausreichend Parkplätze benötige. Seine Fraktion habe deshalb bis zum Schluss gegen den autofreien Marktplatz gekämpft. Auch Beate Bulle-Schmid betonte: „Der autofreie Marktplatz ist ein Fehler.“ Zumindest auf einem Teil der Fläche müsse das Parken weiterhin erlaubt sein. Für diese Aussage dürfte sie insbesondere von den Einzelhändlern Zustimmung ernten. Stellvertretend für die örtlichen Geschäftsinhaber meldete sich dann auch Irmgard Schierle-Bette zu Wort, die Inhaberin von Glaszauber am Marktplatz. Sie nannte den autofreien Marktplatz „geschäftsfeindlich“. Dass überall in der Republik die Marktplätze frei seien, „ist kein Argument“.

Konzeptlosigkeit und fehlendes Parkleitsystem

Andrea Münch von den Grünen sprach sich unterdessen ausdrücklich für einen autofreien Marktplatz aus. Es müsse gelingen, die Menschen auf die Straßen und Plätze zu bekommen. So sieht es auch Stefan Conzelmann. Der SPD-Mann betonte, dass es in Bad Cannstatt genug Parkplätze in fußläufiger Entfernung zum Marktplatz gebe. Auch wenn sich Gerhard Veyhl von den Freien Wählern ebenfalls als Befürworter des autofreien Marktplatzes positionierte, kritisierte er gleichzeitig die Konzeptlosigkeit und das fehlende Parkleitsystem.

Noch deutlicher wurden die unterschiedlichen Standpunkte der Kandidaten beim Thema Fahrradwege an Hauptverkehrsstraßen. Während Andrea Münch erklärte, dass es den Grünen darum gehe, die „Leute aufs Rad zu bringen“, forderte Beate Bulle-Schmid einen Rückbau des Radstreifens entlang der Waiblinger und Nürnberger Straße. Dieser Radweg mache für sie überhaupt keinen Sinn und sei „eine Zumutung für die Anwohner in den umliegenden Wohngebieten.“ Conzelmann sprach hingegen von der Feinstaub-Hauptstadt Stuttgart und betonte, dass man nicht darauf warten könne, bis alle Rad fahren, bevor man das Radwegenetz ausbaue.

Der Brunnen am Wilhelmsplatz hat keine Daseinsberechtigung

Während mit dem neuen Radstreifen und dem autofreien Marktplatz zwei relativ neue Vorhaben für Zündstoff sorgten, herrscht bei einem deutlich ältere Thema beinahe schon hilflose Einigkeit. Gestaltung, Leerstand oder Fußgängerführung – der Wilhelmsplatz wird von den Bürgern seit Jahren in vielerlei Hinsicht kritisiert. Wie die zahlreichen Probleme zu lösen sind, dafür hatte keiner der Kandidaten ein Patentrezept. Einig waren sie sich aber darin, dass der dortige Brunnen – wie es Gerhard Veyhl formulierte – keine Daseinsberechtigung habe. Auch der Äußerung von Siegfried Deuschle, dass es sich beim Wilhelmsplatz um eine „riesige Bausünde“ handele, wurde nicht widersprochen. Einen Vorstoß, wie man die Situation verbessert könnte, wagte Beate Bulle-Schmid. Sie regte an, ob man den Verkehr an dieser Stelle unter die Erde verlegen könnte.