So nicht mehr: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (links) hat entschieden, dass die Bundeswehr das Sturmgewehr G36 – der Soldat in der Mitte trägt eines – nicht mehr verwenden wird. Foto: dpa

Das hat die Rüstungsindustrie noch nicht erlebt: Die Bundeswehr nimmt ihre Standardwaffe, das Sturmgewehr G36, wegen angeblicher Untauglichkeit aus ihrem Bestand. Aber warum?

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat scharf geschossen: Kurzerhand windet sie der Bundeswehr das Standard-Sturmgewehr G36 aus der Hand. Ein Treffer? Nun, ein bisschen ist es so, als hätte sie voll ins Zentrum der Zielscheibe getroffen – aber leider der falschen.

Das Signal, das von dieser Entscheidung ausgeht, ist überfällig. Die deutsche Rüstungsindustrie, die sich national auf einem reinen Anbietermarkt bewegt, auf dem sie Preise und Standards quasi diktiert, sieht sich plötzlich damit konfrontiert, dass der zahlende Kunde, also der Staat, ein geliefertes Produkt öffentlich beanstandet und aus seinen Arsenalen nimmt. Das gab es in der Geschichte der Bundeswehr so noch nie, obwohl es an Reklamationsgründen wahrlich nicht mangelte. Schlimmer Regelfall bisher war doch der, dass die Bundesregierung – wie aktuell zum Beispiel beim Transportflugzeug Airbus A400M – Konstruktionsfehler und massiven Lieferverzug mit einem deutlich höheren Preis honoriert als ursprünglich vereinbart.

Was direkt zu der Frage führt: Warum hat von der Leyen ausgerechnet das von der Truppe durchaus geschätzte G36 aufs Korn genommen? Eine schlüssige Antwort darauf steht noch aus.