Das Klinikum der Stadt hat ein massives Brandschutzproblem. Bekannt ist dieses seit 2009. Erst jetzt soll nachgerüstet werden. Vermutlich werden weitere Gebäude durch Neubauten ersetzt.
Stuttgart - Die arbeitsrechtliche Auseinandersetzung zwischen der neuen Geschäftsführung des Klinikums und der gegen ihren Willen versetzten Bauleiterin (wir berichteten) hat es zutage gebracht: Das städtische Klinikum hat in mehreren Gebäuden am Katharinenhospital Probleme mit dem Brandschutz. Betroffen sind der aus den 1990er Jahren stammende Katharinenhof, der heute als Haupteingang am Standort dient, sowie die beiden in den 1960er Jahren errichteten Bettenhäuser dahinter. Die als sicherheitsrelevant eingestuften Mängel sind seit 2009 bekannt, ohne dass diese behoben worden wären. Nach Jahren der Untätigkeit hatte Anfang 2015 der damalige Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) in einem Brief deutlich erklärt, dass die Nachrüstung für einen sicheren Weiterbetrieb unerlässlich sei. „Es hat sich niemand gekümmert“, sagt der heutige Krankenhausbürgermeister Michael Föll (CDU).
Geschäftsführer hat sich nicht gekümmert
Wie erklärt dies Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne), der von 2011 bis 2016 Krankenhausbürgermeister war? Das Thema Brandschutz liege „in erster Linie im Verantwortungsbereich der Geschäftsführung“, sagt Wölfle. Das war damals Ralf-Michael Schmitz, von dem man sich vor geraumer Zeit getrennt hat. Wölfle räumt ein, dass es zu den Brandschutzproblemen „in den letzten Jahren Hinweise und vereinzelt auch Schreiben seitens des zuständigen Referats gab“. Diese habe er mit der Geschäftsführung „besprochen und in regelmäßigen Rücksprachen nachgehalten“. Nun müsse man feststellen, dass der frühere Geschäftsführer die Probleme „nicht so stringent wie zugesichert“ abgearbeitet habe. So habe dieser wenige Tage nach dem Schreiben von Bürgermeister Hahn „schriftlich versichert, dass der Brandschutz weiter den Auflagen gemäß verbessert worden sei“. Wobei Schmitz erwähnt habe, dass „nicht alle aus dem Gutachten einer Fachfirma genannten Maßnahmen umgesetzt seien“.
Nun aber soll sich etwas tun. Man arbeite an einem Maßnahmenplan für bauliche Veränderungen, sagt Michael Föll. Dafür seien 2,5 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet worden. Die Frage sei, „ob das reichen wird“. Es müssen die Lüftungsanlagen und die Fluchtwege verbessert werden. Überdies soll das Personal als Maßnahme des organisatorischen Brandschutzes geschult werden, um im Notfall angemessen reagieren zu können. Für kommenden Januar sind Übungen von Alarmsituationen geplant, die Evakuierung von Intensivpatienten soll simuliert werden. Trotz der gravierenden Mängel beteuert Michael Föll: „Es ist weiter ein sicherer Klinikbetrieb gewährleistet.“
Weitere Neubauten geplant
Die Probleme mit dem Brandschutz haben sich bisher schon auf die umfangreichen Planungen für die Neuordnung des Klinikums ausgewirkt. So hat die Stadt Ende 2011 beschlossen, zu den bereits damals vorgesehenen Neubauten auch den 1991 in Betrieb gegangenen Katharinenhof in einigen Jahren abzureißen und einen Ersatzbau zu errichten. Ein Grund für diese Umplanung war auch die sonst notwendige umfangreiche Sanierung des Altbaus aus Gründen des Brandschutzes. Allerdings war klar, dass noch etliche Jahre ins Land gehen, bis der Neubau stehen würde, Nachbesserungen beim Brandschutz also dennoch unumgänglich waren. Von heute aus betrachtet, dauert es bis etwa 2023, dass man den Katharinenhof an der Kriegsbergstraße abreißen kann, so lange wird er noch gebraucht.
Womöglich sind auch die Brandschutzprobleme ein Grund für eine weitere mögliche Umplanung bei der Neuordnung des städtischen Klinikums. Eigentlich sollten die beiden Bettenhäuser, die in den unteren Stockwerken Funktionsbereiche enthalten, bestehen bleiben und nur entsprechend den künftigen Nutzungen umgebaut werden. Die Bettenstationen wurden vor wenigen Jahren erneuert. Derzeit aber wird geprüft, ob es nicht sinnvoller wäre, auch diese Gebäude aus den 1960er Jahren abzureißen. Der weitere geplante Umbau der Gebäude in den Funktionsbereichen wäre so erheblich, dass man den Bestandsschutz verlieren würde. Dadurch käme die Sanierung nach jetzigen Standards so teuer, dass ein Neubau sinnvoller sein könnte. In der zweiten Dezemberwoche soll dies entschieden werden.