Im Blickpunkt: Das Klinikum Stuttgart Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Lage der städtischen Kliniken ist ohnehin schwierig, das Defizit hoch. Die Affäre um das verpatzte Libyen-Geschäft und den Kontrakt mit Kuwait macht die Misere überdeutlich. Es ist Zeit für einen Neustart, findet Mathias Bury.

Stuttgart - Die Turbulenzen im städtischen Klinikum wollen kein Ende nehmen. Ein weiteres Mal ist der Krankenhausbürgermeister nun wegen der Vorgänge in der International Unit mit schlechten Nachrichten in die Öffentlichkeit getreten. Zuerst waren es Millionenforderungen, die man im Geschäft mit libyschen Patienten abschreiben musste. Dann hatte man die Steuerfahndung im Haus, und dies ganz zu Recht, wie sich nun zeigt.

Hochfliegende Idee, harte Landung

Zu allem Überfluss erweist sich jetzt auch noch der Beratungsvertrag mit Kuwait als eine ähnlich gelagerte Problemzone, in der sich weitere finanzielle Abgründe auftun. In beiden Fällen hat man sich auf zweifelhafte Vermittler verlassen, denen es offenkundig nur um eines ging: ums Geld. Der Reiz des schnellen Geldes hat vermutlich auch den Verantwortlichen im defizitgeplagten Klinikum die Sinne verwirrt. Wie hoch die Deckungsbeiträge der International Unit einige Jahre waren, zeigt sich gerade jetzt, wo sie ausfallen. Aber das rechtfertigt nicht, dass man eine Einheit, die mit einer so anspruchsvollen Aufgabe wie dem Geschäft mit ausländischen Patienten betraut ist, ohne wirksame Kontrolle wursteln lässt.

Die hochfliegende, noch aus der Ära Schuster stammende Idee, dem Klinikum durch ein neues Geschäftsfeld zusätzliche Einnahmen zu verschaffen, ist auf dem harten Boden der Wirklichkeit aufgekommen. Ruhm hat sich dabei keiner erworben, die handelnden Personen im Klinikum nicht, auch nicht der zuständige Bürgermeister oder das Kontrollor-gan, der Gemeinderat. Die Mitarbeiter des Klinikums, bei denen die jüngsten Nachrichten erneut Unsicherheit auslösen, sorgen sich mit gutem Grund, dass sie am Ende die Misere ausbaden müssen. Deshalb ist ein konsequenter Neustart nötig. Mit der Ablösung des früheren Geschäftsführers vor Kurzem und der Neuordnung der Zuständigkeiten auf der Bürgermeisterbank sind die ersten Schritte dahin getan worden.

mathias.bury@stzn.de