Im gesamten Marbacher Stadtgebiet befinden sich immerhin fast 80 Gebäude, in denen niemand wohnt. Foto: (Werner Kuhnle)

Die Stadt Marbach im Kreis Ludwigsburg hat ermitteln lassen, wo sich brachliegende Gebäude befinden. Nun geht es aber um die wohl schwierigere Aufgabe: die Akquirierung des Wohnraums.

Obwohl der Boom am Immobilienmarkt offenbar seinen Höhepunkt überschritten hat, sind die Preise in Marbach teils noch horrend, ist Wohnraum vor allem auch ein knappes Gut. Deshalb versucht die Stadt nun, frische Kapazitäten zu aktivieren, ohne dabei auf der grünen Wiese weitere Flächen zu versiegeln. Das Ziel ist, das Potenzial an brachliegenden Häusern zu nutzen.

 

Überprüfung vor Ort

Die Kommune hatte das Institut für Stadt- und Regionalentwicklung (IfSR) mit ins Boot geholt, um entsprechende Gebäude ausfindig zu machen. Ausgangspunkt für dessen Arbeit war eine Liste mit Adressen, an denen niemand gemeldet ist. Wobei das nicht zwangsläufig hieß, dass man dort auch auf ungenutztes Potenzial stoßen musste, wie Michael Weber von IfSR betonte. Eine Überprüfung vor Ort sei notwendig gewesen, um zu ergründen, ob zum Beispiel Immobilien mittlerweile anderweitig genutzt würden. Gecheckt wurde nach dieser ersten Aussiebungsrunde auch noch, ob für die betreffenden Häuser ohnehin Planungen vorliegen, bereits Bauanträge eingereicht wurden oder sie inzwischen wieder bewohnt sind.

Brachliegende Kapazitäten auf dem üblichen Niveau

Letztendlich seien dann von anfangs rund 200 denkbaren Objekten 77 Immobilien übrig geblieben, die für eine Aktivierung in Frage kämen, 59 in der Kernstadt, 18 in Rielingshausen, sagte Weber. Die Zahl sei für eine Kommune der Größe Marbachs weder hoch noch niedrig. „Das ist erklecklich, aber nicht über dem Durchschnitt“, resümierte der Fachmann.

Post an die Eigentümer

Wobei in der Sitzung klar wurde, dass damit noch nichts gewonnen ist. Die Kunst wird nun sein, die Eigentümer davon zu überzeugen, den Wohnraum perspektivisch wieder dem Markt zuzuführen. Der erste Schritt auf dem Weg dahin wird sein, dass die jeweiligen Besitzer angeschrieben werden. Der Bürgermeister Jan Trost geht vorbehaltlich der noch erforderlichen Zustimmung von Ortschafts- und Gemeinderat davon aus, dass die Briefe schon im Mai versandt werden können.

Hilfe und Beratung

In den Schreiben wolle man den Eigentümern unter anderem eine Beratung zu Förderprogrammen und den Nutzungsoptionen anbieten, erklärte Weber. Außerdem wolle man auf das Projekt „Türöffner“ der Caritas aufmerksam machen. Die Organisation tritt dabei als Mietpartner auf, vermietet die Wohnungen dann weiter, übernimmt aber das komplette Risiko – sodass sich der Besitzer nicht um die Einnahmen oder etwaige Scherereien mit den Bewohnern sorgen muss. Mit einem Fragebogen soll zudem ergründet werden, wo der Schuh drückt, ob vielleicht der Denkmalschutz einer Reaktivierung des Wohnraums bislang im Wege steht, um dann Hilfestellungen zu geben.

Auf Sicht will die Stadt aber nicht nur die Kapazitäten im Bestand aktivieren. Im Ausschuss klang schon durch, dass perspektivisch der Druck auf jene erhöht werden soll, die ein Grundstück nicht bebauen lassen wollen. Mehrere Räte sprachen sich dafür aus, sobald rechtlich möglich, für diese Areale eine eigene Grundsteuer einzuführen.