Am Ortsrand von Rielingshausen soll ein Neubaugebiet entstehen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

In Marbach-Rielingshausen im Kreis Ludwigsburg ist das gewünschte zentrale Wärmenetz fraglich. In Remseck-Neckarrems wurde dieser Ansatz schon verworfen.

Noch ist nicht aller Tage Abend. Aber wirklich zuversichtlich wirkte der Marbacher Bauamtsleiter Dieter Wanner nun im Gemeinderat nicht, als er über die Perspektiven für ein kaltes Nahwärmenetz im RielingshäuserNeubaugebiet Keltergrund referierte. Man treibe die Planungen hinter den Kulissen voran, versicherte Wanner. Zugleich verdeutlichte er, dass einige Hürden vor einer Umsetzung genommen werden müssten: im Zusammenhang mit den benötigten Flächen für das Erdkollektorenfeld, auf dem das System fußen würde, müsse man mit einem Stücklebesitzer erst handelseinig werden. Vor allem aber müsse jemand gefunden werden, der den Betrieb später schultert. Aus eigener Kraft sei das nicht zu leisten.

„Für diese Sparte gibt es bei uns weder den Sachverstand noch personelle Ressourcen“, erklärte der Bauamtschef. Und für ein so kleines Gebiet einen externen Betreiber zu gewinnen, sei kein Selbstläufer. Man bewege sich hier an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit. „Es gibt zwei Absagen. Zwei Stadtwerke haben dagegen nach einem ersten Gespräch weiteres Interesse signalisiert. Da werden vertiefende Gespräche geführt. Es ist aber Überzeugungsarbeit zu leisten.“ Kurz: Er wolle keine falschen Hoffungen wecken. Und ohne Zuschüsse vom Bund lasse sich das Netz sowieso nicht wirtschaftlich betreiben.

Klarheit über Betreiber bis April

Bis Mitte April will man abschließend ausloten, ob ein externer Dienstleister die Federführung übernimmt. Sollte man mit keinem Kandidaten handelseinig werden, könnte es womöglich auf eine Lösung wie in Remseck hinauslaufen.

Sonden können nicht weit genug in die Erde gebohrt werden

Dort strebte man anfangs auch eine ganz besondere Wärmeversorgung für das insgesamt sieben Hektar große Neubaugebiet östlich der Marbacher Straße in Neckarrems an – musste sich von diesen Gedankenspielen aber letztlich doch wegen ähnlicher Schwierigkeiten wie in Rielingshausen verabschieden. Das Ziel sei gewesen, die Erdwärme in unteren Schichten anzuzapfen, sagt Baubürgermeisterin Birgit Priebe. Allerdings wäre aufgrund der örtlichen Begebenheiten eine Tiefe von 35 Metern schon das Höchste der Gefühle gewesen. „Wir hätten deshalb so viele Bohrungen gebraucht, dass wir dafür gar nicht genügend Fläche gehabt hätten“, sagt sie. Sonden für jedes einzelne Grundstück seien ebenfalls ausgeschieden, weil man damit etwaig geplanten Tiefgaragen in die Quere käme. Bei Lösungen außerhalb des Gebiets, ob mit erdnahen Kollektoren wie in Rielingshausen oder Tiefengeothermie, wäre ebenfalls zu viel Platz in Anspruch genommen worden. Die Wärmequellen müssten schließlich vernetzt werden. „Außerdem hätten wir auch erst einen Betreiber finden müssen. Der hätte dann aber die Kosten auf die Nutzer umgelegt. Der Betrag wäre wegen der Rahmenbedingungen dann so ausgefallen, dass es wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen wäre“, erklärt Priebe.

Gleichwohl werde die Wärmeversorgung in dem Baugebiet CO2-neutral, nun eben über individuelle Lösungen wie Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke oder PVT-Anlagen, also Hybriden aus Photovoltaik und Solarthermie. Wobei fossile Brennstoffe als Energieträger über Regelungen in den Kaufverträgen und wohl auch über den Bebauungsplan ausgeschlossen würden. Der große Vorteil, den demgegenüber zentrale Wärmenetze hätten, kann nun freilich nicht ausgespielt werden: in Verbundsystemen sei es möglich, auf aktuelle technologische Innovationen zu reagieren und auf einen ultramodernen Energieträger umzustellen, sodass auf einen Schlag alle Haushalte an der neuen Quelle hängen, erklärt Priebe.

Das Prinzip der kalten Nahwärme

Kalte Wärme
 Das Baugebiet Keltergrund in Rielingshausen umfasst rund drei Hektar und soll über ein kaltes Wärmenetz beheizt werden. Dabei werden in geringer Tiefe Kollektoren vergraben, die der Umwelt Wärme entziehen. Die Energie wird zu den Häusern geleitet, wo die Temperatur via Wärmepumpe aufs benötigte Niveau angehoben wird.

Komfort
 Solche Verbundsysteme bieten laut Umweltministerium als Pluspunkt zum Beispiel einen hohen Komfort, da sich der Nutzer um Wartung und reibungslosen Betrieb der Anlage nicht kümmern muss. Grundsätzlich könnten aber Wärmenetze und individuelle Lösungen über Wärmepumpen sinnvoll und nachhaltig sein.