Nachhaltigkeit ist Trumpf: Judith Schmiedeberg erklärt Florian Toncar das Konzept hinter dem „Bekleidungsherz“. Foto: Simon Granville

Die Nachhaltigkeitsinitiative Herzwerk ist eine feste Größe in Renningen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Florian Toncar informiert sich.

Obwohl es in Strömen regnet und schon dunkel ist, zieht Judith Schmiedeberg noch rasch einen vollen Kleiderständer aus dem Container unter das Zeltdach neben dem Container beim Edeka-Supermarkt in der Benzstraße. Schließlich hat sich „hoher Besuch“ aus Berlin angekündigt: Florian Toncar, FDP-Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der Abgeordnete des Wahlkreises Böblingen will sich über das Projekt Herzwerk informieren, das in Renningen das Thema Nachhaltigkeit voranbringen möchte. Den Kontakt zu den Ehrenamtlichen hatte Judith Schmiedebergs Ehemann Oliver hergestellt, der in Renningen FDP-Stadtrat ist.

Der Container des „Bekleidungsherzes“ befindet sich in Renningen beim Edeka-Markt. Foto: Simon Granville

Das „Bekleidungsherz“ ist der jüngste der drei Bausteine des Herzwerks. Seit Sommer 2022 dient ein Container, den der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) zur Verfügung gestellt hat, quasi als Tauschbörse für gut erhaltene Bekleidung, Schuhe und Taschen. Besonders Kindersachen seien total gefragt, erklärt Judith Schmiedeberg. Aber auch für Damen- und Herrenbekleidung gibt es Abnehmer. Weil der Platz im Container begrenzt ist, achte man darauf, nur saisonal passende Sachen anzunehmen. Wenn das Bekleidungsherz samstags zwischen 9.30 und 12 Uhr geöffnet hat, herrsche stets eine große Nachfrage.

Retten und teilen, was nicht in die Tonne gehört

Nur während dieser Zeit kann auch Kleidung bei den ehrenamtlichen Helfern, unter ihnen laut Judith Schmiedeberg auch einige Ukrainerinnen, abgegeben werden. Das Ganze sei komplett kostenlos, jeder könne kommen, egal ob arm oder reich, betont sie. „Bei uns geht es nur um Nachhaltigkeit“, erklärt sie das Motto der vor zwei Jahren von der Renningerin Alexandra Reise ins Leben gerufenen Initiative. „Retten und teilen, was nicht in die Tonne gehört“, das hat sich die Aktion zum Ziel gesetzt.

Der Bundestagsabgeordnete lässt sich in Ruhe alles erklären und zeigt sich sehr angetan von den Projekten und von dem Engagement der Ehrenamtlichen – nicht nur beim Bekleidungsherz. Denn direkt geht es weiter zum Lebensmittelherz am Einkaufszentrum im Süden der Stadt. Dort, in der kleinen Hütte aus hellem Holz, wird gerade noch der Boden aufgewischt, bevor der Staatssekretär eintrifft. Wartende Menschen werden um etwas Geduld gebeten. „Wir machen jeden Tag sauber“, sagt Christine Bandu, die dort die Fäden in der Hand hält und zusammen mit den ehrenamtlichen Lebensmittelrettern dafür sorgt, dass Essbares im Kühlschrank und in den Regalen ist. Backwaren liegen in Behältern mit Deckel und verströmen noch am Abend einen leckeren Duft. Alkoholika gibt es nicht im Lebensmittelherz, aber manchmal Süßigkeiten, die besonders bei Kindern großen Anklang finden.

Jeder kann Lebensmittel abgeben oder mitnehmen

„Ganz unterschiedliche Menschen kommen hier herein“, erzählt Christine Bandu. „Es gab Leute, die meinten, sie können sich alles nehmen und mit drei gefüllten Taschen herausgehen“, erzählt sie. Das sei natürlich nicht erwünscht. Die Lebensmittel sind Spenden der örtlichen Einzelhändler aber auch von Privathaushalten, Waren, deren Haltbarkeitsdatum bald erreicht oder Gemüse, das nicht mehr taufrisch ist, aber noch gut gegessen werden kann. Das Lebensmittelherz hat montags bis samstags von acht bis 20 Uhr geöffnet.

Begonnen hat das Herzwerk-Engagement mit dem Verschenkhäusle beim Wertstoffhof in Malmsheim, das der AWB Böblingen ins Leben gerufen hat und das die Initiative seit Mai 2021 betreut. Auch dort sind samstags Herzwerker vor Ort, erklärt Soreen Handreck-Kruse. Darüber hinaus ist der Container während der Öffnungszeiten des Wertstoffhofs zugänglich. Dort können Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs wie etwa Geschirr, aber auch Spielwaren abgegeben oder mitgenommen werden.

Stationen werden gut angenommen

Die drei Stationen werden gut angenommen, sagen die Ehrenamtlichen, die sich für ihr rund 20-köpfiges Team noch weitere Mitstreiter wünschen, um etwa vor Ort noch mehr präsent zu sein oder für das Bekleidungsherz noch eine zweite Öffnungszeit anbieten zu können. Die Nachfrage sei da, betont Judith Schmiedeberg.

Mehr über das Herzwerk Renningen und die Öffnungszeiten der drei Stationen sind unter herzwerkrenningen.de zu finden.