Wegen des massiven Protests hat die Stadt zurückgerudert und kürzt die Öffnungszeiten in den Hallenbädern vorerst doch nicht. Doch das Problem ist nicht gelöst. Was heißt das nun für die Bäder auf der Filderebene?
Filder - Für die Stadtverwaltung ist es eine Zwickmühle. Zum einen brauchen Vereine und Schulen mehr Zeiten in den Hallenbädern, um die Schwimmfähigkeit der Kinder zu verbessern, zum anderen akzeptieren die Bürger es aber nicht, dass dafür die Öffnungszeiten der Bäder für die Allgemeinheit gekürzt werden. Die Fachverwaltung bezweckte diese Umverteilung mit dem Bäderentwicklungsplan 2030, den sie Ende Januar vorgelegt hatte.
Was stand im Bäderentwicklungsplan?
Für die Schwimmhalle im Rosental in Vaihingen war im Bäderentwicklungsplan vorgesehen, dass Gäste nur noch dienstags den gesamten Tag, donnerstags von 16 bis 22 Uhr sowie sonntags von 8 bis 17 Uhr schwimmen dürfen – also nur noch an zweieinhalb Tagen insgesamt. Das Sonnenberger Bad an der Kremmlerstraße sollte dienstags und freitags komplett für Schulen und Vereine reserviert werden. Mittwochnachmittags sollten dort nur noch Vereinssportler ihre Bahnen ziehen dürfen. Das Plieninger Bad bleibt nach wie vor freitags für die Öffentlichkeit geöffnet. Laut Plan hätte es für diese geschlossen werden sollen, aber der Sturm der Entrüstung unter den Schwimmern und den meisten Bezirksbeiräten war so groß, dass dies vom Tisch ist. Das ist das Ergebnis der jüngsten Sitzung des Bäderausschusses.
In Sonnenberg könnte Doppelbelegung die Lösung sein
Die passionierten Schwimmer auf der Filderebene werden aufatmen, das Probleme ist damit aber noch nicht gelöst. Weil eine Umverteilung der vorhandenen Wasserfläche nicht durchsetzbar schien, gibt es nun nur noch eine Variante: Es braucht mehr Möglichkeiten zum Schwimmen. In einer aktuellen Mitteilungsvorlage schlägt die Verwaltung vor, wo baulich und technisch möglich, „bedarfsgerechte Kurs- beziehungsweise Lehrschwimmbecken“ anzubauen. Dann könnten mehrere Nutzergruppen, also zum Beispiel eine Schulklasse und Freizeitschwimmer, gleichzeitig in einem Bad sein, ohne dass sie sich ein Becken teilen müssen. Auch der Bau neuer Lehrschwimmbecken an Schulen ist theoretisch denkbar. Zuständig dafür wäre das Schulverwaltungsamt.
Vorgesehen für eine Generalsanierung ist neben dem Hallenbad in Zuffenhausen auch jenes in Sonnenberg. Nun soll geprüft werden, ob in diesem Zusammenhang ein weiteres Becken entsprechend der Wünsche der Nutzer und die erforderlichen akustischen Trennungen geschaffen werden könnten. Nach eventuellen Generalsanierungen sollen die Hallenbäder in Sonnenberg und in Zuffenhausen umfangreich an sieben Tagen in der Woche ganzjährig für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
In Plieningen soll ein Verein das Hallenbad übernehmen
Der Bezirksbeirat Plieningen/Birkach hat angeregt, das Hallenbad im Wolfer von einem Verein betreiben zu lassen. Für die Bäderbetriebe wäre dies denkbar. Der Trägerverein könnte in eigener Zuständigkeit seinen Mitgliedern Schwimmzeiten anbieten. So wird es zum Beispiel im Mombach-Bad in Bad Cannstatt gehandhabt. Voraussetzung für ein Trägerkonzept in Plieningen ist aber, dass sich ein Verein findet, der die Betreuung des Bades und der Nutzer übernimmt. Die bauliche und technische Zuständigkeit könnte auch weiterhin bei den Bäderbetrieben bleiben. Sollte sich kein Verein finden, wollen die Bäderbetriebe die bisherigen Öffnungszeiten vorerst belassen, doch nach der Generalsanierung des Hallenbades Sonnenberg und der Umsetzung der dort geplanten Ausweitung der Öffnungszeiten für die Allgemeinheit würde das Hallenbad Plieningen in diesem Fall dann doch nur noch für Schulen und Vereine öffnen.
In Vaihingen bleibt erst einmal alles so, wie es ist
In Vaihingen sollen die bisherigen Öffnungszeiten beibehalten werden. Gleichzeitig ist geplant, dem Programm „Schwimmfit – sicher schwimmen in Stuttgart“ mehr Raum zu geben. Dazu werden Zeitfenster genutzt, in denen nur wenige Gäste in den Becken ihre Bahnen ziehen. Zudem geht die Fachverwaltung davon aus, dass Vaihingen und der gesamte Filderbereich von der Generalsanierung und der dann ins Spiel gebrachten möglichen Parallelnutzung in Sonnenberg profitiert, wenn es mal so weit ist.
Welche Lösung gibt es für den Personalmangel in den Bädern?
Im Bäderentwicklungsplan ging es nicht nur darum, dass sich Schulen und Vereine mehr Zeit in den Hallenbädern wünschen. Hinzu kam, dass die Bäderbetriebe nicht genügend Personal für die Aufsicht am Beckenrand haben. Auch in diesem Fall wäre die im Entwicklungsplan vorgeschlagene Einschränkung der öffentlichen Badezeiten eine Lösung gewesen. Da das aber vom Tisch ist, will die Verwaltung nun auch dazu eine neue Vorlage erarbeiten. Die getrennte Behandlung beider Themen soll mehr Verständnis und eine bessere Übersichtlichkeit bewirken.