Schulen im Südwesten haben etwa 700 Lehrerstellen weniger zur Verfügung. Foto: dpa

Die grün-schwarze Landesregierung wollte für Ruhe an den Schulen sorgen. Doch glaubt man der Gewerkschaft GEW, ist zum Schulbeginn am Montag das absolute Gegenteil der Fall. Denn es fehlen Lehrer.

Stuttgart - Die rund 4500 öffentlichen Schulen im Südwesten haben nach Angaben der Gewerkschaft GEW etwa 700 Lehrerstellen weniger zur Verfügung als noch im vergangenen Schuljahr. „Wenn am Montag die Schule beginnt, werden Lehrer fehlen und Pflichtunterricht wird ausfallen“, sagte die Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Doro Moritz, am Dienstag in Stuttgart. Darunter litten vor allem der Unterricht an Grundschulen und die Einbeziehung behinderter Kinder in den regulären Unterricht (Inklusion).

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bezeichnete diese Stellenrechnung als „unseriös“. „Es ist nicht nachvollziehbar, wie die GEW auf ein Minus von 700 Stellen gegenüber dem vergangenen Schuljahr kommt.“ Tatsächlich stünden bei leicht zurückgehenden Schülerzahlen nur rund 350 Stellen weniger zur Verfügung.

„Mit Blick auf zunehmende Schülerzahlen und mehr Unterricht gerade in den Grundschulen ist es aber richtig, dass wir entschieden haben, den von der alten Landesregierung beschlossenen Abbaupfad von Lehrerstellen ab 2018 beenden“, sagte Eisenmann. Bewerber seien auch deshalb knapp, weil in den vergangenen Jahren zu wenig Studienplätze für angehende Grundschullehrer bereitgestellt worden seien. Die Kapazitäten an den Pädagogischen Hochschulen würden nun hochgefahren.

Größere Unruhe und Unzufriedenheit

GEW-Landeschefin Moritz meinte, seit dem Regierungswechsel 2016 von Grün-Rot hin zu Grün-Schwarz seien Unruhe und Unzufriedenheit an den Schulen größer geworden. Das sei bedingt durch eine schlechte Unterrichtsversorgung, Stellenstreichungen und eine unberechtigte Kritik an Lehrern. Dabei wollte die grün-schwarze Landesregierung nach den Schulstrukturreformen in der vergangenen Legislaturperiode nun eigentlich für mehr Ruhe an den Schulen sorgen.

Nach Beobachtungen der GEW gehen derzeit überdurchschnittlich viele Lehrer vorzeitig in Pension. „Das hängt auch mit Frust und Unzufriedenheit zusammen“, meinte Moritz. „Dramatisch“ sei die Entwicklung bei der Inklusion. „Die Ressourcen reichen hinten und vorne nicht aus.“ Im Jahr 2015 hatte Baden-Württemberg die Sonderschulpflicht abgeschafft. Seitdem haben Eltern das Recht, ihr behindertes Kind auch auf die allgemeine Schule zu schicken. Die Lehrer klagten, sie seien restlos überlastet. „Die Schüler sind die Leidtragenden der politisch verfehlten Planung“, sagte Moritz.

Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellt einen deutlichen Lehrermangel zum Schuljahresbeginn fest. Landeschef Gerhard Brand sagte, nicht einmal mit Notmaßnahmen wie der Reaktivierung von Pensionären könne der Pflichtunterricht gesichert werden.