Die IG Metall betrachtet die die Gelbwesten-Proteste mit Sympathie. Es wird Zeit, dass die Diskussion über das Auto auch die Belange von Beschäftigten und Berufspendlern einbezieht, meint StN-Autor Klaus Köster.
Stuttgart - Das Wort „Alternativlos“ hat bei vielen Bürgern keinen guten Klang, seit politische Kurswechsel wie die Eurorettung mit diesem Attribut versehen wurden. Auch zu den Fahrverboten gibt es angeblich keine Alternative. Mittlerweile organisieren sich Bürger, um in gelben Westen gegen das zu protestieren, was sie als ideologisch motivierte Bevormundung betrachten. Ganz falsch liegen sie nicht.
Zwar sind die Fahrverbote nun juristisch zwingend, doch dazu hat die Landesregierung ordentlich beigetragen: So weigerte sie sich, das Stuttgarter Fahrverbots-Urteil durch eine Berufung neu aufzurollen, obwohl die Schadstoffwerte deutlich sanken und eine Überprüfung sehr sinnvoll gewesen wäre. Dass Bürger sich da gegängelt fühlen, ist nicht von vornherein undemokratisch, sondern kann auch einem feinen Gespür für mangelnde Aufrichtigkeit entspringen.
Das Risiko der Unterwanderung
Die IG Metall verfolgt das Anliegen mit Wohlwollen. Gelbe Warnwesten gebe es nicht nur in Frankreich, sondern auch in jedem deutschen Auto, warnt IG-Metall-Bundeschef Jörg Hofmann; und Landeschef Roman Zitzelsberger erklärt, er könne das Anliegen „sehr gut nachvollziehen“. Denn gerade jetzt, da Verbrennungsmotoren wesentlich sauberer werden, wird ihnen der Kampf angesagt.
Die IG Metall lenkt den Blick nun zu Recht auf die sozialen Fragen. Zwar besteht die Gefahr, dass die Gelbwesten-Aktionen politisch unterwandert werden – doch das spricht erst recht dafür, sie nicht sich selbst zu überlassen. Jahrelang wurde die Debatte von Organisation wie der Deutschen Umwelthilfe dominiert, für die Pendler und Beschäftigte in der Region buchstäblich nicht der Rede wert waren. Eine Debatte mit mehr Bodenhaftung ist geradezu überfällig.
klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de