In der Asperger Stadthalle werden wohl bald wieder Veranstaltungen anberaumt werden können. Foto: Jürgen Bach (Archiv)

Der Landkreis Ludwigsburg will neue Heime schaffen, um mit Geflüchteten belegte öffentliche Gebäude wieder umwidmen zu können. Auch Asperg ist in der Hinsicht auf einem guten Weg.

Bei vielen Kommunen liegen die Notfallpläne schon lange in der Schublade. Bis dato konnten die meisten Städte und Gemeinden aber doch darauf verzichten, öffentliche Gebäude in Geflüchteten-Heime umzufunktionieren. In Asperg habe man ebenfalls alle Hebel in Bewegung gesetzt und etliche Wohnungen für Obdach suchende Frauen, Kinder und Männer angemietet, beteuert Bürgermeister Christian Eiberger. Unterm Strich reichte das aber nicht. Im September 2022 wurde die Stadthalle mit Geflüchteten belegt, ist das bis heute. Aber wohl nicht mehr lange. Denn Eiberger kann gute Nachrichten verkünden.

Nach den Sommerferien könnte Halle wieder frei sein

„Es ist geplant, Modulbauten, die bislang für einen Interimskindergarten benötigt wurden, zu einer Unterkunft umzubauen. Voraussichtlich können diese nach den Sommerferien als Unterkünfte genutzt werden. Dann ist auch die Stadthalle wieder frei“, berichtet der Rathauschef. Es sei zudem gelungen, kontinuierlich Wohnraum anzumieten. Die Zahl der Menschen, die in der Stadthalle ein Dach über dem Kopf gefunden haben, sinke also.

Der Eberdinger Bürgermeister Carsten Willing würde mit Sicherheit gerne Ähnliches für die dortige Sporthalle mitteilen wie sein Asperger Amtskollege. Nur: Auf absehbare Zeit werde sich wohl nichts daran ändern, dass man das Gebäude als Unterkunft benötige. 50 bis 60 Personen, fast ausschließlich aus der Ukraine, würden in der Halle beherbergt. Im September vergangenen Jahres seien die ersten Geflüchteten eingezogen. Dabei lässt man bei der Verwaltung offenbar nichts unversucht, um die Halle wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Man plane, im Amtsblatt Familien vorzustellen, sagt Willing. Auf diesem Weg sollen die Geflüchteten ein Gesicht erhalten, was Vermieter vielleicht eher dazu ermuntere, Wohnraum anzubieten. Zudem würden in den nächsten Wochen Container als Unterkünfte in Betrieb genommen, die beim Keltenmuseum aufgestellt wurden. „Aber das reicht nicht, um die Sporthalle in Eberdingen wieder freizubekommen“, erklärt Willing.

Ziel bislang nicht zu erreichen

Ganz ähnlich stellt sich die Situation in Kornwestheim dar. Die Stadt habe in den vergangenen Monaten verschiedene Immobilien gepachtet und dort auch Geflüchtete unterbringen können, berichtet Pressesprecherin Sandra Hennig. Überdies sei es gelungen, zahlreiche private Mietverhältnisse zu vermitteln. Dabei hätten sich auch Bürger stark eingebracht. Gleichwohl seien Stand 4. Juli immer noch 38 Personen in der Stadionhalle untergebracht, die seit Anfang November als Notunterkunft dient. „Natürlich ist es das Ziel der Stadt Kornwestheim, die Stadionhalle schnellstmöglich wieder für den Sportbetrieb freizumachen und sie ihrer ursprünglichen Nutzung zu übergeben. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht absehbar, wann das der Fall sein wird“, fasst Hennig zusammen. Es sei schwierig, die Zuteilungszahlen einzuschätzen. Auch deshalb, weil das jeweilige Kontingent nur noch quartalsweise kommuniziert werde.

Dagegen zeigt sich der Landkreis Ludwigsburg zuversichtlich, dass die Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen nicht mehr lange als Notunterkunft herhalten muss. Das Gebäude solle „im Laufe des Monats wieder geräumt und anschließend saniert werden, sodass die Sporthalle voraussichtlich zum neuen Schuljahr wieder für den Schulbetrieb zur Verfügung steht“, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts. Aktuell würden dort 24 Personen beherbergt. Bei der Sporthalle der Carl-Schaefer-Schule in Ludwigsburg sind die Würfel indes noch nicht gefallen. Im August soll entschieden werden, ob man von September an dort wieder trainieren kann, erklärt Fritz. Momentan ist das nicht möglich, da die Halle zwar nicht belegt, aber für den Fall der Fälle vorbereitet wurde.

An Neubau in Erdmannhausen wird schon gearbeitet

Prinzipiell möchte der Landkreis ohnehin möglichst ohne solche Notlösungen auskommen. Mittelfristig sollen zudem die Hotels und die Jugendherberge, in denen momentan Geflüchtete Zimmer belegen, nicht weiter angemietet werden. Aus dem Grund möchte der Landkreis weitere Kapazitäten schaffen. Ein komplett neues Heim soll etwa in Erdmannhausen am Bahnhof entstehen. Die Bauarbeiten hätten bereits begonnen, erklärt Andreas Fritz. Bis Frühjahr 2024 sollen die Bagger wieder abrücken und, nach den zuletzt präsentierten Planungen, Platz für bis zu 96  Frauen, Kinder und Männer bereitstehen. „Darüber hinaus werden derzeit mobile Wohneinheiten am Römerhügelweg in Ludwigsburg für die Unterbringung hergerichtet, und in Eberdingen-Hochdorf wird eine weitere Gemeinschaftsunterkunft gebaut werden“, teilt Fritz weiter mit. Letztere solle im Gewerbegebiet in der Maybachstraße entstehen.

Plus bei den Asylbewerbern, aber weniger Zugänge aus der Ukraine

Trend
 Bei der Zahl der Asylbewerber ist 2023 bislang ein Aufwärtstrend festzustellen. Das geht aus den Statistiken des Landes hervor, wonach im Mai zum Beispiel 2327 Asyl-Erstanträge in Baden-Württemberg registriert wurden. 2022 waren es im selben Monat 934 Fälle.

Registrierung
 Der Landkreis Ludwigsburg hat von all den hier angekommenen Frauen, Kindern und Männern im Januar dieses Jahres 216, im Mai 124 und im Juni 151 Personen aufgenommen und vorläufig untergebracht. Gesondert gezählt werden die Ukrainer. Seit Ausbruch des Krieges wurden 2022 insgesamt 7097 Personen aus dem osteuropäischen Land im Landkreis Ludwigsburg registriert. Bis zum 30. Juni waren es im laufenden Jahr 928 Ukrainer, die privat, kommunal oder vorläufig untergebracht wurden.