Am Königsbau gilt weiterhin erhöhte Alarmbereitschaft. Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Die vermeintliche Vergewaltigung auf der Stuttgarter Königstraße hat die Stadt erschüttert. Die Polizei hat die Zahl der Einsatzkräfte erhöht, die Politik Forderungen erhoben. Jetzt zeigt sich: Die Frau hat den Vorfall erfunden.

Es ist eine gute Nachricht, die da von der Stuttgarter Polizei kommt – aber zugleich eine Wendung der völlig unerwarteten Art. Zehn Tage lang hat die ganze Stadt über einen furchtbaren Vorfall auf der Königstraße gesprochen. Dort soll am Samstag, 29. Juli, eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt worden sein. Morgens um 4 Uhr, wenn normalerweise noch viele Nachtschwärmer unterwegs sind. Doch jetzt zeigt sich: Den Vorfall hat es gar nicht gegeben.

„Die Tat hat nicht stattgefunden“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Nach tagelangen Ermittlungen, Tatortbegehung, Auswertung von Spuren und wiederholten Vernehmungen sind der eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe offenbar Zweifel gekommen – obwohl die Aussagen des vermeintlichen Opfers erst als glaubwürdig eingestuft worden waren. Es hatte eine detaillierte Beschreibung von einem der Täter vorgelegen, die Fahndung lief auf Hochtouren. Doch dann knickte die 27-Jährige offenbar bei einer neuerlichen Befragung ein. „Sie hat zugegeben, alles frei erfunden zu haben“, sagt Widmann.

Aus welchem Grund die Frau, die mit etwas zeitlicher Verzögerung selbst die Polizei gerufen hatte, so gehandelt hat, lässt die Polizei offen. Das liegt auch daran, dass die 27-Jährige nun selbst mit einer Anklage rechnen muss. Gegen sie wird wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Die Aufregung, die der vermeintliche Fall ausgelöst hat, wird sich damit allerdings wohl nicht so schnell wieder beruhigen lassen.

Zumal die Sicherheitslage in der Innenstadt auch nach der Kehrtwende nicht komplett anders aussieht. Nach wie vor berichten Behörden wie auch Anlieger von massiven Problemen gerade entlang der Königstraße. Dort haben sich in den vergangenen Monaten besonders rund um den Königsbau die Straftaten gehäuft. Man werde deshalb die erhöhte Zahl an Einsatzkräften weiterhin beibehalten, um die Situation zu beruhigen, heißt es bei der Polizei.