Der bundesweit agierende Verein Foodsharing kämpft gegen die Verschwendung von Lebensmitteln, indem er Kontakte zum Handel knüpft und überschüssige Waren von Freiwilligen abholen lässt. Foto: Caroline Holowiecki

Im September 2019 waren ambitionierte Freiwillige in Filderstadt angetreten, um Gutes vor der Mülltonne zu bewahren. Dann ist es still geworden. Hinter den Kulissen gab und gibt es Meinungsverschiedenheiten. Worum geht es dabei.

Filderstadt -

Filderstadt - Der Wille ist da. Im September 2019 haben sich Frauen in Bernhausen getroffen, um in der Stadt den Grundstein für eine eigene Foodsharing-Gruppe samt Fair-Teiler zu setzen. Der bundesweit agierende Verein Foodsharing kämpft gegen die Verschwendung von Lebensmitteln, indem er Kontakte zum Handel knüpft und überschüssige Waren von Freiwilligen abholen lässt. Diese Waren werden dann unter anderem über öffentlich zugängliche Schränke oder Hütten, die sogenannten Fair-Teiler, weitergegeben. Genau so etwas wollten die Frauen für Filderstadt. Zuvor hatte man schon auf privater Basis in einer Facebook-Gruppe Lebensmittel und Gedanken ausgetauscht.

Es ist auffällig still geworden

Vier Monate sind seit dem ersten Treffen vergangen. Vier Monate, in denen es auffällig still geworden ist. Tatsächlich bremsen Meinungsverschiedenheit zwischen den Anwärterinnen und den Profis das Vorhaben. Von den bereits recht konkreten Vorstellungen aus Filderstadt fühlte man sich in der Organisation offenbar überfahren. Jetzt herrscht Funkstille. Eine Botschafterin der zuständigen Foodsharing-Gruppe für den Bezirk Fildern-Nürtingen, die namentlich nicht genannt werden will, betont: „Wir nehmen jeden, der Lust hat und motiviert ist, um Gottes Willen.“ Doch dann kommt das Aber. Die Statuten von Foodsharing dürften nicht tangiert werden. Dazu gehöre unter anderem politische Neutralität. Ines Schmidt, eine der Initiatorinnen aus Filderstadt, bekleidet allerdings mehrere SPD-Ämter. Selbst wenn die Sozialdemokratin gegenüber unserer Zeitung betont, dass ihr Engagement privat sei, glaubt die Foodsharing-Botschafterin: „Da ist eine Trennung schwierig.“

Hinzu kommt: Die Arbeit mit Lebensmitteln und vor allem die Hygiene werden von den Behörden streng überwacht. Wer bei Foodsharing mitmachen will, muss sich qualifizieren und ausweisen, Testabholungen absolvieren und, und, und. „Es darf leider nicht jeder loslegen“, betont die Botschafterin, die Filderstädterinnen seien indes nach vorn geprescht und hätten dabei Schritte übersprungen. Sie benutzt das Wort „übermotiviert“.

Drei mögliche Standorte für einen Fair-Teiler

Motiviert wirkt Ines Schmidt nach wie vor. Sie spricht von drei möglichen Standorten für einen Fair-Teiler, von einem potenziellen Sponsor und vielen Interessenten. „Wir könnten sofort loslegen.“ Die Foodsharing-Botschafterin sieht das indes anders. Der Bezirk Fildern-Nürtingen sei noch jung und klein. 372 Lebensmittelretter seien registriert, „was wir nicht überblicken können, ist, wie viele aktiv sind“. Die Foodsharing-Botschafterin stellt klar: Sowohl in puncto Kooperationspartner aus dem Handel als auch in puncto Freiwillige fehlt aktuell die Infrastruktur, um im Namen von Foodsharing in Filderstadt einen Fair-Teiler einzurichten. „Erst wenn wir ein Team zusammenhaben, sprechen wir Betriebe an.“ Beim Nachhaltigkeitsmarkt in Waldenbuch am 5. April etwa werde man sich vorstellen, „wir hoffen, dass der Verteiler in einem halben Jahr stabiler ist“.

Unlösbar ist der Konflikt indes nicht. „Wir würden einen klaren Schnitt wirklich begrüßen“, sagt Schmidt, immerhin verbinde alle Akteure der Wunsch, Lebensmittel zu retten. „Da sollte ein persönlicher Disput egal sein“, findet sie. Und auch die Foodsharing-Botschafterin lässt den Filderstädterinnen die Tür weit offen, „das Angebot steht immer noch“. Unterstützer seien stets willkommen. „Wir müssen nur gucken, dass die Grundsätze von Foodsharing gewahrt werden“, betont sie abermals und stellt klar: „Das ist kein Hexenwerk.“