Obmann Roland Lieb (Mitte) – umringt von Landwirten und Stadtvertretern Foto: Arnold

Das Klima und die Landwirtschaft gehören untrennbar zusammen. Bei einer Rundfahrt über Filderstadts Felder wird klar, dass die Bauern sich zunehmend Sorgen machen. Worüber, erklären sie hier.

Plattenhardt - In einer Sache sind sich die Landwirte auf dem Traktor-Anhänger einig: „Das Klima dieses Jahr ist extrem – inklusive des milden, feuchten Winters“, gibt Hermann Gütler, Pflanzenbauberater bei der Firma Baywa zu Protokoll. Eine Stunde lang fahren der Veranstalter Roland Lieb und seine Bauernkollegen sowie Vertreter der Stadtverwaltung über Plattenhardts Felder und Wege.

Dabei macht der Fahrer des Traktors an sechs markanten Stellen halt. Dazu gehören Feldwege, die durch Wurzeln in die Höhe gehoben werden, Felder, die der Erosion zum Opfer gefallen sind, und Streuobstwiesen, auf denen die Bäume viele Äpfel tragen. Hermann Gütler gibt an jeder Station einen kurzen Bericht zur aktuellen Lage ab. „Allgemein lässt sich sagen, dass wir bis dato wenig Schädlings-und Pilzbefall zu beklagen haben“, sagt er. Dies sei höchst erfreulich und liege auch am unbeständigen Wetter. Zwischen einzelnen problematischen Stellen, an denen der Traktor zum Stehen kommt und der Motor für kurze Zeit Pause hat, wird auf der Ladefläche des Anhängers fleißig diskutiert. In breitem Schwäbisch werden mögliche Lösungsansätze für die aus nächster Nähe betrachteten Herausforderungen erörtert.

Das bringt den besonnenen Bauern auf die Palme

Alle Land- und Forstwirte beteiligen sich an den teils hitzigen Debatten. An einer Stelle entlang des Fleinsbachs heben die Wurzeln der mächtigen Bäume den Feldweg in die Höhe, der Weg ist uneben. Die Tatsache, dass dagegen seit geraumer Zeit nichts unternommen wird, bringt den besonnen und ruhig wirkenden Roland Lieb gehörig auf die Palme: „Hier müsste mal kräftig ausgeputzt werden“, ruft er. Darin wird er von der illustren Runde mit einheitlichem Nicken bestätigt. Die Zuständigkeiten seien häufig nicht eindeutig festgelegt, merkt ein Vertreter des Filderstädter Bauhofs kritisch an.

Die Tatsache, dass sich das Klima im vergangenen Jahr in extremen Ausprägungen gezeigt hat, gibt den Landwirten zu Denken. Der Bauer Roland Lieb erklärt: „Auf der einen Seite benötigen Pflanzen und Getreide dringend Regen, auf der anderen Seite kann zu viel auch ganze Ernten vernichten.“ Man sei in diesem Beruf sehr auf optimales Wetter angewiesen, ergänzt ein Kollege aus dem Landwirtschaftlichen Ortsverein.

Die Stadt soll über die Missstände aufgeklärt werden

Die Fachgespräche, welche die gesamte Fahrt über im Anhänger geführt werden, drehen sich um die verschiedensten Themen. So wird grüppchenweise über das meterhoch gewachsene Gras, die auffallend geringe Zahl an Wildschweinen dieses Jahr oder über Hecken gesprochen, die zu stark wachsen und geschnitten werden müssen. Einer aus dem Verein protokolliert das Besprochene, so dass am Ende „die Stadt über die Missstände draußen auf den Feldern und Wegen aufgeklärt“ werden kann, erklärt Lieb. Ein weiteres Ziel des Zusammenkommens sei der Plausch unter Freunden, die sich hier in netter Atmosphäre treffen und austauschen können. So bleibe jeder von ihnen auf dem neuesten Stand, fügt Hermann Gütler hinzu.