Mario Vuskovic beteuert seine Unschuld. Foto: dpa/Arne Dedert

Der Dopingfall des Fußball-Profis vom Hamburger SV geht in die Verlängerung, die Suche nach Klarheit auch. Das erhöht die Chance auf ein gerechtes Urteil, meint unser Autor Jochen Klingovsky

Es gibt Kommentare zu Dopingfällen, die schreiben sich leicht. Weil die Sache unstrittig ist, die Beweise unwiderlegbar sind oder ein Geständnis vorliegt. Bei Mario Vuskovic, von dem ein (vermeintlich) positiver Test auf den Blutbeschleuniger Epo existiert, ist das anders. Sich ein Urteil zu bilden fällt schwer, weil es nicht möglich ist, alle Zweifel beiseitezuwischen.

 

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den Abwehrspieler des Hamburger SV trotzdem zu einer zweijährigen Sperre verdonnert und damit das Anti-Doping-System gestärkt. Zuvor war es zu einem heftigen Streit anerkannter Experten über die Interpretation des Tests gekommen. Am Ende scheint auch das Sportgericht nicht frei von Skepsis gewesen zu sein – ansonsten hätte es einen Bann von vier Jahren aussprechen müssen. Ein Teil der Begründung, warum nicht die Höchststrafe verhängt wurde, ist ziemlich hanebüchen. Sie lautete, einen 21-jährigen Mannschaftssportler würde eine lange Sperre intensiver treffen als einen Einzelsportler, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Das muss sich für einen überführten Triathleten oder Radsportler anhören wie ein schlechter Witz.

Vuskovic, der seine Unschuld beteuert und das Angebot ausschlug, bei einem Geständnis nur ein Jahr gesperrt zu werden, akzeptiert das Urteil nicht. Er hat den Vorteil, sich teure Anwälte leisten zu können, die ihm nun raten werden, den Rest seiner Urinprobe beschlagnahmen zu lassen und in der nächsten Instanz eine weitere Untersuchung, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur bisher verhindert wurde, zu erreichen. Ob Vuskovic der Beweis gelingt, dass er nicht gedopt hat, ist offen. Wie auch die Frage, was bei den Nachforschungen der Staatsanwaltschaft herauskommt. Sollten die staatlichen Ermittler ihn überführen, würde dies alle Zweifel beseitigen. Weshalb es im Fall Vuskovic sicher kein Fehler ist, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen (und geschrieben) wurde.