Das Land schwenkt auf den bundesweiten Lockerungskurs ein. Auch in Baden-Württemberg könnte die Maskenpflicht im ÖPNV bald fallen – damit werden die Regeln bundesweit noch unübersichtlicher, meint unsere Autorin Annika Grah.
Es war abzusehen. Nur eine Woche nachdem Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) noch für ein Festhalten an der Maskenpflicht argumentiert hat, schwenkt nun das Land auf den allgemeinen Kurs ein. Fünf weitere Länder haben die Abschaffung angekündigt und auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat im Fernverkehr ein vorzeitiges Ende signalisiert – nun werden hierzulande voraussichtlich Ende Januar im ÖPNV die Masken fallen. Der Schritt wirkt, wie viele in der Coronapolitik des Landes, erratisch.
Dass die Maske irgendwann fällt, war klar. Aber warum jetzt, angesichts neuer noch unkalkulierbarer Varianten und kurz vor der Fasnet – wenn traditionell Grippe- und Erkältungswellen hochschwappen und auch 2022 die Coronazahlen anzogen? Warum fällt die Maßnahme, die keine wirkliche Einschränkung bedeutet, wohl aber ein Schutz für Menschen wäre, denen das Coronavirus wirklich zusetzen könnte? Noch vor acht Tagen verwies Lucha auf die vulnerablen Gruppen als Argument für die Maskenpflicht und nannte sie eine „sehr wenig einschränkende Maßnahme.“
Zeitpunkt nicht nachvollziehbar
Das wirkt, als würde man sich dem Druck der Mehrheit beugen, auch wenn die Grünen gern das Argument der evidenzbasierten Politik hochhalten. Vielleicht ist das der Grund, warum diese Schutzmaßnahme im ÖPNV nun fällt. Aber dort, wo die Maskenpflicht noch aus gutem Grund gilt – in Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen – wird sie vermutlich noch schwerer durchsetzbar sein. Denn die bundesweite Kakofonie der Maßnahmen ist auch im dritten Pandemiejahr nur schwer verständlich. Besser wäre es, die Länder fänden einen einheitlichen Kurs.