Für den 27. Oktober könnte auf dem Pariser Platz, bei der LBBW, eine Demo angemeldet werden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein breites Bündnis mit unter anderem Fridays for Future wirft der LBBW vor, ein Kohlebau-Projekt in der Türkei zu unterstützen. Heute sind in Stuttgart offene Briefe übergeben worden. Die Sache ist verzwickt.

Die Geschichte spielt im Hinterland der türkischen Ägäisküste, wo seit ein paar Jahren um Kohleabbau gerungen wird. Doch nun macht sie einen Abstecher in Stuttgart. Ein Bündnis mit 40 Mitgliedern – darunter Luisa Neubauer, der BUND Baden-Württemberg oder Youth for Climate Turkey – haben am Dienstag offene Briefe an Aufsichtsräte der LBBW übergeben.

Die Aktivisten werfen der LBBW vor, das umstrittene Kohleprojekt im Akbelen-Wald zu unterstützen. Akbelen hat sich seit 2021 zum Hotspot des Umweltschutzes in der Türkei entwickelt. In diesem Sommer wurde mit Rodungen begonnen. Die Gegend nahe Bodrum und Marmaris ist seit Jahrtausenden auch von Olivenanbau geprägt.

„Laut Informationen gewährte die LBBW dem verantwortlichen Unternehmen YK- Enerji einen Kredit in Höhe von 200 Millionen Euro“, heißt es in einer Mitteilung. Die Quelle will Ajla Salatovic von Fridays for Future Stuttgart nicht nennen. Weil sie die Quelle aber als glaubwürdig einstufen, schreiben sie in dem Brief: „Wir fordern den Aufsichtsrat der LBBW auf, seine Rechte zu nutzen und die Richtlinien der LBBW so zu ändern, dass auch Investitionen, wie in den Tagebau im Akbelen-Wald, nicht möglich sind.“

Mit Danyal Bayaz Ende September gesprochen

Zunächst nahm der Stuttgarter OB Frank Nopper – als Aufsichtsrat – den offenen Brief entgegen. „Er hat gesagt, dass er dem nachgehen will“, berichtet Ajla Salatovic. Auch mit einem anderen Aufsichtsrat hätten sie Ende September gesprochen: mit Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne). Zudem haben sie sich am Dienstag bei der LBBW angekündigt. Abgeben konnten sie den Brief aber nur am Empfang.

Das bestätigt Angela Brötel, die Sprecherin der LBBW. Der Vorwurf bringt die Bank in „eine herausfordernde Situation“, sagt sie. „Wir können und dürfen aufgrund des Bankgeheimnisses hierzu keine Auskunft erteilen und uns folglich nicht gegen die Anschuldigungen wehren.“ Grundsätzlich gelte: „Wir würden heute kein neues Kohlekraftwerk finanzieren“, sagte Brötel. Der Kredit sei eine Altlast, entgegnet Ajla Salatovic.

Es könnte sein, dass bald ein Aktivist aus der Türkei nach Stuttgart kommt. Das Bündnis hat um Antwort bis 23. Oktober gebeten. Wenn nötig, sagt Ajla Salatovic, melden sie für den 27. Oktober eine Demo auf dem Pariser Platz an. Vielleicht mit einem Gast aus dem Ausland.